Sonne, Meer und Bea (German Edition)
Quietschen der Reifen unter. Peter bringt den geliehenen Jeep rasant neben uns zum Stehen. Bea strahlt neben ihm vom Beifahrersitz. Sie springt zu uns hinaus.
»Ich freue mich, dass ihr gewartet habt.« Bea fällt mir um den Hals, sehr zum Missfallen von Peter. Er hat sich den Tag bestimmt anders vorgestellt. »Entschuldigt, dass wir zu spät sind. Peter hat heute Morgen so getrödelt. Aber jetzt können wir los.« Bea setzt ein Lächeln auf, das über beide Ohren strahlt. »Schau Maja, das ist das Shirt vom Flohmarkt. Schade, dass du deines nicht anhast, dann sähen wir aus wie Schwestern.«
Während Bea redet, sitzt Peter schweigend im Auto. Er ist entsetzt, als sich Bea nach hinten zu Maja setzt und mich neben ihn platziert. Grimmig breitet er eine Goa-Karte aus und zeigt mir, wo er hin möchte. Dort soll es unheimlich schöne Strände geben, habe er gestern von den Hippies vom Flohmarkt erfahren.
Die Fahrt geht kurz durch den Ort und dann über Reisfelder ein paar Kilometer in Richtung Norden. Es sieht aus, als wüsste er, wo er hin muss. Ich bin erstaunt, auch darüber, wie souverän er sich durch den indischen Verkehr bewegt.
Maja
Bea hüpft galant aus dem Jeep und begrüßt uns wie üblich. Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt und gebe ihr artig zwei Küsschen. Anschließend setzen wir uns zusammen auf die Rückbank.
Peter brettert los. Mit freiem Oberkörper und Sonnenbrille versucht er seine Männlichkeit unter Beweis zu stellen. Wie ein Irrer nimmt er jede Bodenwelle mit. Mir ist seine Raserei nicht geheuer. Keine Ahnung, was mit ihm los ist, warum er so angeben muss. Offensichtlich ist, dass er Paul meidet und kaum ein Wort mit ihm spricht. Sieht er Paul als Konkurrenten, oder hat er neben ihm einfach Minderwertigkeitskomplexe? Vielleicht hat er einen kleinen Schniepel und muss deshalb auf supercool und sexy machen, um diesen Missstand auszugleichen. Am liebsten würde ich Bea direkt danach fragen, aber meine Gedanken sind natürlich albern und ich traue mich nicht.
Bea ist ganz aufgedreht. »Super Maja, wir machen uns heute einen richtig schönen Strandtag! Wuhhh!«, schreit sie in den Fahrtwind und reißt die Arme nach oben. »Vorsicht!« Ich halte sie am T-Shirt fest, damit sie bei der nächsten Welle nicht aus dem Jeep fliegt.
»Ich hoffe, du hast diesmal deinen Bikini mit?! Obwohl«, kichert sie, »wir sind ja heute am Strand unter uns, da können wir doch auch nackt baden.«
»Nein, nein«, beeile ich mich zu antworten. »Keine Sorge, meinen Badeanzug habe ich schon drunter gezogen.«
»Gut! Obwohl …, eigentlich auch schade! Wäre doch lustig gewesen, wie früher die Hippies!«
»Nein, ich glaube nicht Bea. Den Schniepel von deinem Peter möchte ich lieber nicht sehen.«
Bea kreischt vergnügt auf. »Ach, da gibt es auch nicht viel zu sehen. Hups, habe ich das wirklich gesagt? Das war jetzt aber gemein von mir, was Maja? Das bleibt unter uns, ja? Unser Mädelgeheimnis!«
»Du bist aber eine, Bea. Also wirklich«, empöre ich mich kichernd. »Hab ich es doch gewusst«, denke ich bei mir. Da hat mich meine Menschenkenntnis also nicht getäuscht.
Unser Lachen wird vom Fahrtwind geschluckt. Wir rasen durch Reisfelder. Seit Peters überraschendem Auftauchen gestern plagt mich erneut das schlechte Gewissen. Das gemeinsame Lachen mit Bea über ihn tut mir gut und schafft Abstand. Ich fühle mich etwas befreiter. Bea scheint allerdings trotz ihres Lachanfalls nachdenklich, als sie wieder anfängt zu reden.
»Weißt du, Maja, nicht dass es jetzt falsch rüber kommt. Ich mag Peter echt gerne. Ich will mich nicht über ihn lustig machen. Dafür gibt es auch gar keinen Grund, er hat einen tollen Körper.«
»Ach Quatsch, keine Sorge. Wir albern doch nur ein bisschen herum. Peter ist bestimmt ein toller Mann.«
»Ja, findest du Maja? Das freut mich! Ich wünschte, ich könnte ihm auch so nahe kommen wie du und Paul es einander seid. Aber in zwei Wochen muss ich schon wieder zurück in die Schweiz und Peter fliegt nach Schottland. Dann war alles nur eine nette Affäre … Ach, schau mal, da ist ja unser Strand!«
Bea ist von einer auf die andere Sekunde wieder die Alte. Ich kann ihr gar nichts Aufmunterndes mehr sagen.
Paul
»Girls: A bump!«, sagt Peter kurz und nimmt mit Schwung eine Bodenwelle, so dass wir aus den Sitzen gehoben werden. An mich richtet er kein Wort mehr. Wir sind uns nicht sympathisch. An einem kleinen Pfad, der von unserer Straße abgeht, stoppt er abrupt.
Weitere Kostenlose Bücher