Sonne, Meer und Bea (German Edition)
Peter kommt mir zuvor und zu meiner Überraschung entschuldigt er sich bei mir für sein Verhalten. Ich müsse verstehen, er war, als wir uns trafen, schon über vier Monate unterwegs und hatte Notstand. Er wollte meine Situation sicher nicht vorsätzlich ausnutzen und sowieso wäre ich eigentlich gar nicht sein Typ. Aha!
Ich bestätige ihm, dass ich ihn jetzt, wo ich ihn bei Tageslicht sehe, ebenfalls völlig unattraktiv fände. Das hätten wir also geklärt. Wir grinsen uns verlegen an. Ich instruiere ihn, dass wir kein Wort über unser erstes Zusammentreffen verlieren, da Paul nichts davon wissen solle. Auch Peter möchte nicht, dass Bea etwas von seiner Umtriebigkeit erfährt. So versprechen wir uns gegenseitiges Schweigen, das wir mit einem festen Händedruck besiegeln.
Ich bin erleichtert und schlendere unbeschwert mit Bea über den Flohmarkt. Jetzt, wo sie vergeben ist und keine Gefahr mehr darstellt, kann ich mich auf ihre Freundschaft einlassen. Das fühlt sich richtig gut an. Ich schlage ihr sogar vor, uns an einem Stand von einer alten deutschen Hippiefrau zwei gleiche Stoffarmbänder zu kaufen.
»Damit können wir uns jetzt wirklich nicht mehr vergessen, toll Maja! Wir sind doch beste Freundinnen!« Die Frau hinter dem Stand seufzt und lächelt uns an. »Ich hatte auch mal eine beste Freundin, hier in Goa«, erzählt sie uns. Anfang der 70er kam ich hierher und lernte Birgit kennen. Sie kam dann mit einem Klaus zusammen, den ich auch ganz schmuck fand.«
Klaus und Birgit? Kann das sein? »Klaus und Birgit Gärtner?«, frage ich aufgeregt.
»Du kennst sie?«, die Frau ist verblüfft. »Birgit hieß damals zwar Hübner, aber ja Klaus Gärtner, das war er. Ein hübscher lustiger Mann. Sind die beiden verheiratet?«
»Ja! Das sind mein Onkel und meine Tante!« Wir sind baff. Wie klein die Welt doch ist. »Und was ist passiert?«, frage ich neugierig.
»Ach, das ist so lange her. Eine traurige Geschichte. Wir verbrachten viele Monate in einer kleinen Clique hier. Hatten jede Menge Spaß, bis Klaus und ich uns eines Abends, als Birgit früh zu Bett gegangen war, nähergekommen sind. Ich dachte mir nichts dabei, damals nahmen wir es alle nicht so ernst. Ich hatte wohl mit jedem Mann aus unserer Gruppe mal was. Aber Birgit war sauer, sprach kein Wort mehr mit mir und sie reiste mit Klaus ohne eine Verabschiedung plötzlich zurück nach Deutschland. Wie geht es den beiden denn?«
Aha. Jetzt verstehe ich auch, warum meine Tante nie etwas zu den Berichten meines Onkels über Goa beigetragen hat. Ich erzähle Kirsten, so heißt die Hippiefrau, von ihrem heutigen Leben und meinen beiden älteren Cousins. Dann halte ich nach Paul Ausschau und hole ihn heran, um ihn vorzustellen. Wir tauschen Adressen aus und ich mache mit Pauls Kamera noch ein Erinnerungsfoto, das ich Klaus und Birgit zeigen soll. Kirsten hofft sehr, dass sich die beiden bei ihr melden und inzwischen alles vergessen sei.
»Wahnsinn, was für eine krasse Geschichte.« Bea ist ganz aus dem Häuschen. »Das könnte uns nie passieren, was Maja?«
»Naja. Ich hatte schon Bedenken, dass du was von Paul wollen könntest …«, gebe ich zu.
»Was? Nein Maja, nein!« Bea lacht. »Keine Angst, ich habe kein Interesse an Paul. Klar, Paul ist toll. Er sieht gut aus, ist sympathisch und interessant. Aber ihr seid doch mein Traumpaar, Maja. Vergebene Männer sind nicht mein Typ! Ich hätte mich nie zwischen euch gedrängelt.«
Ich bin erleichtert und falle Bea um den Hals. »Komm, wir binden uns die Freundschaftsbänder um«, ordne ich an. »Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt, Peter und du?«, frage ich, als ich das Band um ihren Arm schlinge und einen Knoten mache.
»Weißt du noch, als ihr in Mamallapuram abends nicht mit mir aufs Dach wolltet? Ich bin alleine hoch und da traf ich ihn.«
Oh. Jetzt will ich es aber genauer wissen. »Und wie seid ihr euch näher gekommen?«
»Ach, das war dann eher Liebe auf den zweiten Blick. Erst dachte ich, er ist ein ziemlicher Aufreißer und etwas wahllos, weil er mich gleich am ersten Abend küssen wollte. Also, das geht ja gar nicht. Nicht mit mir! Wir sind doch anständige Mädchen, nicht war Maja?«
Gut, dass es gleich weiter aus ihr heraussprudelt und mir gar keine Möglichkeit zu einer Antwort lässt.
»Wir tauschten Mail-Adressen aus, und als es mit den Andamanen nicht klappte und ich ganz alleine in Chennai saß, da habe ich dann Kontakt zu ihm aufgenommen. Ich habe ihn gefragt, ob wir nicht
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