Sonne, Meer und Bea (German Edition)
und sich zurückfallen, so stürmen ich und Bea halb rutschend, halb laufend den Hang hinunter. Vergnügt schreit sie ein ausgedehntes »Wuhhh«, während sie fest meine Hand hält. Unten fallen wir uns kurz in die Arme. Wieder in ihren Armen. Sie hat mich entführt. Sie ist alleine mit mir. Sie lässt mich los.
»Hey Maja. Komm runter meine Liebste. Ich fange dich auf«, schreit sie nach oben. Und als Maja doch nur vorsichtig neben Peter den Berg hinunter geht, rennt sie nach oben und hilft ihr. Toll! Jetzt verlässt sie mich wieder und nimmt mir dazu noch meine Heldenaufgabe weg. Ich warte unten ungeduldig auf die beiden und nehme Maja, als sie ankommt, in den Arm. Ich gebe ihr einen Kuss. Außer Bea ist ja gerade keiner da.
»Dream couple, ein Traumpaar«, strahlt sie Peter entgegen, der mit etwas Verspätung sein Ziel erreicht. Missmutig verzieht er sein Gesicht.
Die Bar ist noch leer, so können wir uns die schönsten Plätze mit Aussicht auf den azurblauen Ozean nehmen. Bea und Peter genehmigen sich ein Bier, ich und Maja eine Cola. Es ist doch erst Mittag und wenn die Hitze den Alkohol in meinen Kopf steigen lässt …, dafür ist es jetzt zu früh. Peter hat einen ordentlichen Zug, mag sein, weil ihn die Kletterei unheimlich strapaziert hat oder er ein Alkoholproblem hat. Er setzt einmal an und schon ist das Glas geleert. Ich passe auf, dass mir das mit meiner Cola nicht auch passiert. Peter bestellt sich sofort ein zweites Bier. Meine Zweifel an Beas Geschmack wachsen.
»Morgen möchte Peter mit einem Jeep eine Tour an einen einsamen Strand machen. Maja, Paul, ich wäre so froh, wenn ihr mitkommen würdet«, fleht uns Bea an.
Ich blicke zu Maja. Wenn jemand so nett schaut wie Bea, dann kann man doch nicht Nein sagen. Maja sieht Peter an, mustert ihn und antwortet schließlich: »Vielleicht fahrt ihr besser alleine.«
»Maja, bitte! Bitte, bitte, bitte! Maja!«, dabei greift Bea Majas Arm und tätschelt an ihm herum. Maja lässt sich erweichen und stimmt zu. Mir fällt ein Stein vom Herzen.
Nachdem wir das geklärt haben, erstürmen wir zu viert den Flohmarkt, der idyllisch in einem kleinen Kokosnuss-Hain direkt am Strand liegt. Es gibt alle möglichen Waren. Ein Flohmarkt ist es streng genommen nicht, vielmehr ein Kunsthandwerkermarkt. Ein wenig Tinnef, schöne Sachen dazwischen und ein paar Alt-Hippies, die ihr selbst gebasteltes Zeug verkaufen und im Hintergrund Techno hören. Die Zeiten haben sich gewandelt.
Ich kaufe mir eine stabil aussehende Tasche von einer einheimischen Frau. Die soll mir als Tagesrucksack dienen. Maja und Bea erforschen gemeinsam viele Stände. Alles was sie einkaufen, wandert in meinen Rucksack und wird von mir den Rest des Tages getragen.
Maja
Als Bea mit Peter einige Schritte voraus ist, will ich von Paul die Wahrheit wissen. Aber eine Antwort bekomme ich nicht, denn Bea dreht sich zu uns um und stellt eine Frage, die mir schlagartig alles erklärt:
»Wie war es denn in Kovalam?« Die einzig logische Begründung für ihr Wissen ist, dass Paul die ganze Zeit in Kontakt mit ihr stand, unsere Reiseroute mit ihr geteilt hat und das heutige Treffen wahrscheinlich lange im Vorfeld geplant war. Paul hat mich demnach die letzten Wochen über belogen!
Als sich Bea wieder auf den Weg und Peter konzentriert, räumt Paul ihren Kontakt über Facebook ein. Ich würde ihm am liebsten meine Wut ins Gesicht schreien, aber mir bleibt die Luft weg. Mein Blick ruht auf dem Rücken von Peter. Ich bin nicht in der Position Paul irgendetwas vorzuwerfen. Ich habe ganz andere Probleme. Ich muss aufpassen, dass Peter, oder gar ich selbst, unsere frühere Begegnung nicht verraten, und muss dringend alleine mit ihm sprechen. Mein Streit mit Paul wird erneut unterbrochen, da Bea mit Peter an einer Biegung auf uns wartet.
Ich beschließe, Pauls Lügen auf sich beruhen zu lassen. Wenn ich abwäge, zwischen Küssen und Kontakt halten, bin ich eindeutig die Schlimmere. Damit dies nicht ans Licht kommt und ich mich nicht im Streit verplappere, halte ich lieber meine Klappe.
Der Weg über den Berg, der die Strände voneinander trennt, ist beschwerlich. Peter gibt auf dem Gipfel vor, eine Verschnaufpause zu benötigen. Ich bleibe mit ihm zurück, während Paul und Bea vorweg stürmen. Nett, dass er uns ein ungestörtes Gespräch ermöglicht. Wir können uns allerdings kaum in die Augen schauen. Mir ist es sehr unangenehm, erneut mit Peter alleine zu sein. Ich weiß nicht, wie ich beginnen soll.
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