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Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Sonne, Meer und Bea (German Edition)

Titel: Sonne, Meer und Bea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Christopher
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damit nicht zufrieden. Mit finsterer Miene wendet er sich den Touristen zu: »You have a problem! No ticket! Go, go!«
    Die Traveller protestieren und zeigen ihre kleinen Pappkarten vor.
    »You have to go!« Der Kontrolleur versucht zu erklären, dass sie lediglich Tickets für die 3. Klasse haben, ohne Reservierung. Das heißt, sie müssen in die völlig überfüllte Holzklasse umsiedeln. Schlaf werden sie dort nicht bekommen. Das wird eine harte Nacht!
     Auch wenn die indische Familie auf ihre Reservierung verzichten möchte, lässt sich der Zugbegleiter nicht beirren. Er beginnt, die Rucksäcke von der Pritsche zu zerren und weist die Italiener zum Gehen an. Sie gestikulieren verzweifelt und versuchen zu verhandeln. Sie zeigen auf uns. Der Kontrolleur grinst in unsere Richtung: »They have the right ticket! Good, good!« Er schenkt uns ein Lachen. Ja, es geht doch, wir haben es schließlich auch geschafft, den richtigen Fahrschein zu besorgen. Da wollten die Drei wohl am falschen Ende sparen. Ich bin stolz auf meinen Freund, dass er alles so gut im Griff hat! Wir haben für die Nacht jeder eine eigene Pritsche übereinander und können es uns gemütlich machen.
    Da ist die Fahrt doch noch unterhaltsam geworden. Pauls Füße sind vergessen und ich bekomme sogar Appetit, als Paul von einem vorbeilaufenden Händler Samosas ordert.
     »Ein kleiner Snack für die Nacht«, wie er meint. Nun nimmt er endlich seine Beine runter und verschlingt seine Portion mit großen Bissen. »Happ, happ« und mit vollem Mund noch »Lecker!«, dann ist seine Schale leer. Eigentlich bin ich noch vom Abendessen gut gesättigt, aber bei Samosas kann ich einfach nicht widerstehen.
    Satt und zufrieden machen wir uns bereit zum Schlafen. Schnell auf die Toilette und Zähne putzen, wobei eine kleine Kakerlake am Beckenrand gut aufpasst, ob ich das ordentlich mache. Anschließend wuchte ich meinen Rucksack an das Kopfende der oberen Pritsche und klettere hinterher. Paul kommt nun auch vom Bad zurück.
    »Hey Maja, ich soll dich schön grüßen!«
    »Hä? Wen hast du denn getroffen?«
    »Kleopatra, die süße Kakerlake. Ich glaube, das Waschbecken ist ihr Reich. Dennoch hat sie mir großzügig erlaubt, es zu benutzen.«
    »Ach, das ist ja nett von ihr. Mir hat sie es auch gestattet.«
    Wir machen unsere Witze und überspielen damit unser Verlangen nach einander. Schon wieder eine getrennte Nacht. Und wir können uns nicht einmal einen Gutenacht-Kuss geben, das würden ja alle sehen.
    »Schlaf gut, mein Schatz und träume schön von mir!«, seufze ich.
    »Mir ist schon ohne heiße Träume von dir zu warm. Wenn ich von dir träume, verdampfe ich bestimmt!«
    »Oh, dann lass es lieber, ich brauche dich noch!«
    Das eintönige Rattern des Zuges lässt mich schläfrig werden und mit erotischen Bildern von meinem Liebsten im Kopf schlafe ich selig ein.
     
    Lange hält der Schlaf allerdings nicht vor. Ich erwache mitten in der Nacht und friere im Luftstrom des Ventilators, der schräg über mir surrt. Ich versuche ihn auszuschalten, doch der Schalter klemmt. Mist, jetzt bin ich hellwach. Ich wühle nach meinem Reisewecker. Gerade mal halb drei. Ich versuche zur Ruhe zu kommen und wieder einzuschlafen. Wälze mich auf die eine, dann wieder auf die andere Seite. Die Pritsche ist hart, mein Rücken tut weh. Ach menno!
    Der Zug wird langsamer und hält schließlich mit quietschenden Bremsen. Ich schiebe den kleinen Vorhang zur Seite und versuche in der Dunkelheit das Ortsschild zu entziffern. Lucknow. Da liegt die halbe Strecke noch vor uns. Drei junge Männer rennen durch den Gang auf den Ausgang zu. Lachend hüpfen sie aus dem Waggon. Ich schaue ihnen durch das Fenster nach. Einer von ihnen trägt einen gelben Rucksack. Er hebt sich leuchtend von der Dunkelheit ab. So ein auffälliger Rucksack kann im Gewusel nicht verloren gehen. Praktisch!
    Ich gähne und lege meinen Kopf auf meinen Rucksack, der mir auf Nachtzugfahrten als Kopfkissenersatz gute Dienste leistet. Nun schaffe ich es doch, endlich wieder einzuschlafen.
     
    »My bag, my bag!« Eine schrille Frauenstimme reißt mich am frühen Morgen aus dem Schlaf. Durch unseren Waggon rennt eine junge Frau und schreit panisch nach ihrem Gepäck. Sie wendet sich an alle westlichen Touristen und fragt, ob jemand ihren Rucksack gesehen hat, aber niemand kann ihr helfen.
     Von denen, die aus dem Schlaf hochschrecken, erntet sie lediglich einen vorwurfsvollen Blick. Wie kann sie es wagen, zu dieser

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