Sonne, Meer und Bea (German Edition)
Schnauben. So suchen wir in angespanntem Schweigen einen Ort zum Frühstücken. Wir verständigen uns ohne Worte auf ein kleines Restaurant mit lokalem Frühstücksangebot. Paul bestellt für sich einmal Idlis und ich tue es ihm nach. Still isst jeder für sich und ich halte die eisige Atmosphäre kaum aus. Wenn dieser Tag noch erträglich werden soll, muss ich wohl die Kluge sein.
»Lecker die Idlis, oder was sagst du?«
»Jupp, lecker.« Pauls Antwort fällt mehr als knapp aus.
Na, das hat ja super geklappt. Jetzt muss ich zum ultimativen Versöhnungsangebot übergehen. Ich bestelle bei der Bedienung zwei Kaffee. Als die dampfende Tasse vor ihm steht, heitert sich Pauls Stimmung tatsächlich auf. Wir lassen die kleinen Unstimmigkeiten vorerst auf sich beruhen und planen den Tag.
»Gut«, meint Paul. »Heute also keine Anstrengung. Lassen wir uns treiben und bummeln einfach durch die Stadt.«
Dem Vorschlag habe ich nichts hinzuzufügen und so tändeln wir durch Bangalore. Zur Mittagshitze lassen wir uns in einem Park nieder, anschließend stöbern wir durchs Basar-Viertel. Mich begeistern dort besonders die Straßen mit den Einladungskarten. Es reiht sich Laden an Laden. Alle sind vollgestellt mit größtenteils Hochzeitseinladungen. Sie sind edel und auffällig. Bunte Ganeshas mit Goldrand künden von glücklichen Verbindungen. Oder gaukeln diese vor. Die muslimischen Hochzeitskarten sind hingegen schlicht, laden mit einer Sure oder dem Bild des Koran zum großen Fest. Hochzeiten sind sicher ein lukratives Geschäft, denn die Läden nehmen kein Ende. Dabei würde ich gerne noch zum Gewürz-Basar und Safran kaufen. Aber meine Beine streiken und weiter herumirren möchte ich nicht.
Wir beschließen, bei der MG Road noch zu Mc Donalds zu gehen. Paul gönnt sich, ohne mich zu fragen, einen Chicken-Burger. Ich schlucke meinen Kommentar hinunter und versuche mich an dem Kartoffel-Burger zu erfreuen. Ich hätte mir aber den Käse nicht aufdrängen lassen sollen. Der billige Scheiben-Schmelzkäse ruiniert den Geschmack. Meine Laune sinkt bedrohlich. Und um 16 Uhr müssen wir bereits unser Gepäck aus dem Hotel holen. Was hat sich Paul nur bei seiner Planung gedacht? Jetzt müssen wir noch bis 22 Uhr die Zeit herumkriegen, dabei bin ich vom Nichtstun heute total genervt. »Hätten wir nicht einfach einen früheren Bus nehmen können?«
Paul
Jetzt sind wir wieder unterwegs, ohne einen Ort, an dem wir uns zurückziehen können. Wir streifen durch die Stadt und finden keine Ruhe. Erst spät am Abend wird unser Bus in Richtung Meer abfahren. Vielleicht hätten wir einfach eine weitere Nacht im Hotel zahlen sollen? Nun sitzen wir in gereizter Stimmung am Busbahnhof. Noch drei Stunden bis zur Abfahrt. Maja zweifelt immer mehr an meiner Planung und fragt, weshalb wir keinen früheren Bus nehmen konnten. Ich bin genervt. Von ihrer vorwurfsvollen Haltung, von der Warterei an diesem ungemütlichen Ort, von dem Lärm, von der Vorstellung eine Nacht in einem viel zu engen Bus zu verbringen.
Zu Hause hat man sich nicht so viele Gedanken gemacht, man hat das Land und die Strapazen unterschätzt. Ich bin ja jetzt auch kein hartgesottener Traveller, wie Maja es meint. Das ist mein erster Abenteuer-Urlaub und er stellt mich vor Herausforderungen, die ich mir bislang nie ausgemalt habe. Eigentlich war es mir klar, dass nicht alles so laufen würde, wie in der Heimat. Aber ich fühle mich doch sehr fremd. Ich kann noch nicht einmal so tun, als würde ich dazugehören, wie im europäischen Ausland, oder in New York. Ich bin offen für die Kultur und möchte mit den Einheimischen in Kontakt kommen. Aber wenn man die Sprache nicht versteht, ist es schwierig. Und dazu noch, das ständige Weiterreisen.
Maja wird es nicht besser gehen, aber ihre schlechte Laune geht mir auf den Geist. Ich antworte auf ihre Frage.
»Ich dachte, der Volvo wäre der beste Bus, damit wir nicht zu früh ankommen. Und es ist ein besserer, gemütlicher als die anderen, die hier herumstehen. Hoffe ich zumindest. Kostet auch 150 Rupien pro Person mehr.«
»Und warum sind wir nicht mit dem Zug los?«
»Ich hatte dich gefragt, ob es okay ist.«
»Da ging ich nicht davon aus, dass das hier so anstrengend ist. Ich habe dir vertraut!«
»Du glaubst, ich will dich hiermit quälen, oder was?«
»Nein, das habe ich nicht gesagt. Aber du hättest besser planen sollen!«
Mir ersticken alle Worte. Was bildet die sich eigentlich ein? Bin ich ihr Reiseleiter? Und wieso
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