Sonne, Meer und Bea (German Edition)
musste ich alles planen? Ich drehe mich beleidigt von ihr weg.
»Und jetzt bist du eingeschnappt«, stichelt sie.
»Was soll ich dazu sagen? Meine Planung ist Mist!«
Auch Maja verstummt. Gestern war alles toll und heute eine Katastrophe. Ich wünschte, sie hätte mehr Verständnis für mich.
Wie wir da so schmollen, kommt ein Typ auf uns zu. Mit Rucksack auf dem Rücken, Trekking-Sandalen an den Füssen und einem beige-braunen Hemd am Körper, das zu seinem khaki-braunen Hut auf dem Kopf passt. Seine Nase ist knallrot und die Haut schuppt sich von seiner Stirn. Freudig lachend fragt er uns, ob wir auch nach Pondy wollen, und er sich zu uns setzen könne. Die Stimmung zwischen Maja und mir muss er vollkommen ignoriert haben oder bemerkt sie nicht, trotz der Blitze die zwischen uns hin und her zischen. Naiv und beherzt schüttelt er uns beiden die Hände und setzt sich auf seinen Rucksack, den er uns gegenüber auf den Bussteig gelegt hat.
Er stellt sich als Kevin vor und er möchte weiter nach Mamallapuram, um dort ein wenig auszuspannen. Er redet ohne Unterlass, während er seine Trinkflasche befummelt. Wie es in Hampi ist, ob wir auch dort waren, oder vorhaben dorthin zu fahren und erzählt, was er dort alles gemacht hat. Eigentlich hat er nichts gemacht, aber das breitet er dermaßen aus, dass die Zeit verstreicht. Er bietet uns seine Kekse an. Bangalore? Nein, er sei hier nur zum Umsteigen. Er mag keine großen Städte, sie seien ihm zu hektisch. Er sei auch gerade erst angekommen.
Ich blicke zu Maja. »Siehste, so anstrengend kann meine Reiseplanung also doch nicht sein«, und denke mir: »Was für ein bekloppter Freak.«
Glücklicherweise sind die Plätze in den Bussen reserviert, so dass er sechs Reihen hinter uns sitzen muss. Ich bin froh, die Laberbacke nicht während der ganzen Fahrt an uns kleben zu haben und Maja ist es wohl ebenso, denn sie nimmt, als der Bus losfährt, ganz zärtlich meine Hand in ihre.
Kapitel 3
Ein Tolles Trio
Willkommen in Esotopia
Paul
Auf der Fahrt habe ich kaum geschlafen. Ich finde es schön, dass Maja, bis sie eingeschlafen ist, meine Hand gehalten hat. Vielleicht war unser Streit gestern nur dem Stress geschuldet. Als wir die Grenze Pondicherrys erreichen, wundere ich mich, denn die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Ich versuche Maja zu wecken, aber auch heute will sie nicht aufwachen. Auf einen Schlag bin ich von ihrem Verhalten wieder genervt.
»Lass mich schlafen.«
»Maja. Das geht nicht, wir sind gleich da.«
»Ist mir egal. Ich bin müde.«
»Jetzt steh endlich auf«, herrsche ich sie an. Sie würdigt mich erst mit einem bösen Blick, danach mit gar keinem mehr.
Ich bin sauer. Auf Maja, die nicht in die Gänge kommen will und auf die öffentlichen Verkehrsmittel, mit denen man gar nicht rechnen kann und die einen immer so früh rauslassen. So stehen wir mit einigen Fahrgästen in der Dunkelheit von Pondy. Kevin kommt noch mal auf uns zu und fragt, was wir jetzt vorhaben und ob wir nicht mit nach Mamallapuram wollen. Maja blickt mich nun doch wieder an und gibt mir zu verstehen, dass sie so schnell wie möglich von hier weg will. Ich finde es lustig, dass Maja so allergisch auf Kevin reagiert. Aber ich muss zugeben, dass der Kerl echt schräg ist. Ich wundere mich, wie der in Indien klarkommt. Zur Verabschiedung will er uns umarmen. Maja schultert schnell ihre Sachen und entfernt sich einige Schritte. Ich hingegen bin zu langsam. Er zieht mich an sich heran und herzt mich als wären wir schon ewig befreundet. Ich bilde mir ein, dass in seinem Drücken eine Spur Verzweiflung steckt. Er schaut mich mit glasigen Augen an und hofft, dass wir uns vielleicht wiedersehen werden. Ich vergewissere mich, dass er vier Tage in Mamallapuram verbringen möchte. Vier Tage! Wir werden also unter keinen Umständen früher dort hinfahren. Als er sich von mir abwendet und ich Maja hinterherlaufe, höre ich seine Stimme, die penetrant versucht nach dem Bus nach »Mallpuram«, wie er es nennt, zu fragen.
Wenn mich momentan etwas mit Maja eint, so ist es unsere Ablehnung solcher Typen, die vollkommen verpeilt auf den Spuren der alten Hippies auf Selbsterfahrungstrip wandeln und es sich nicht eingestehen können, völlig fehl am Platze zu sein.
Ich krame meine Karte aus dem Reiseführer hervor und mache Maja ein romantisches Angebot.
»Lass uns ans Meer, in einer Stunde ist Sonnenaufgang.«
Sie stimmt ein. Wir machen uns zu Fuß auf den Weg. Kurz hinter dem Busbahnhof ist
Weitere Kostenlose Bücher