Sonne, Meer und Bea (German Edition)
noch: »Steht dir super!«, ehe ich die Flucht ergreife. Da hätte mir Paul auch direkt mit der Faust ins Gesicht schlagen können. Was will er damit bezwecken? Ich verstehe ihn nicht mehr, er ist heute nicht mein Paul. Ich will nur noch nach Hause. Nicht ins Hotel. Richtig nach Hause.
Es ist wieder nicht Paul, der mir nachläuft, sondern die Person, die ich gerade am wenigsten sehen möchte. Ihren Versuch mich zu umarmen wehre ich ab.
»Maja, geht es dir nicht gut? Was können wir für dich tun?«
Ich bin überrascht von ihrer Besorgnis. Sie scheint echt zu sein. Ihre Albernheit und ihr aufgedrehtes Geplapper sind wie weggeblasen. Ich bin perplex von ihrer Wandlung und stammle einige Ausreden.
»Ach, mir ist irgendwie alles zu viel heute. Und mir ist zu heiß …«
»Ach Maja, du Arme! Ich verstehe dich. Wir kaufen gleich Kokosnüsse und machen eine Pause, dann geht es dir bestimmt wieder besser!«
»Ja, du hast recht. So machen wir das.« Ich bemühe mich mit fester Stimme zu sprechen. Ich möchte auf keinen Fall, dass sie mitbekommt, was wirklich los ist.
Paul tut so, als wäre nichts gewesen und ich ernte lediglich einen vorwurfsvollen Blick. Ich würde ihn am liebsten anschreien, will ihm aber keine Eifersuchts-Szene liefern. Die Fünf Rathas werde ich jetzt auch noch überstehen, aber heute Abend kann er sich auf was gefasst machen!
Paul
Der Weg zu den Fünf Rathas ist weit, aber wir beschließen, ihn zu laufen. Bei den Tempeln hat sich auch eine Schulklasse eingefunden. Als sie uns entdecken, stürmen die ersten Mädchen sofort los, mit den üblichen Fragen und dem bekannten Wunsch: »One Photo, please!« Noch ehe ich Bea warnen kann, erfüllt sie alle Wünsche konzentriert und gewissenhaft. Inmitten der Kinder scheint sie sich wohlzufühlen. So eine Masse an Aufmerksamkeit ist mir zu viel.
Ich setze mich auf einen Stein, um das Schauspiel zu bestaunen. Maja tut hingegen so, als würde sie sich für den großen Steinelefanten interessieren, der in der Mitte des Geländes steht. Irgendwann schaut Bea flehentlich zu mir herüber und lacht. Ich zucke mit den Schultern. Ich werde mich nicht mit indischen Schulmädchen anlegen, um Bea zu retten. Irgendwann hat der Lehrer wohl Mitleid mit ihr und ruft die Kinder, die sich um ihn herum in einen Kreis setzen.
Bevor sie wieder von der Leine gelassen werden, verschwinden wir. Draußen gibt es noch drei Kokosnüsse, aber die Stimmung wird immer schlechter. Keine Ahnung, was Maja heute hat. Sie mault herum, möchte zurück ins Zimmer.
Dort legt sie los. Sie ist mächtig sauer auf mich. »Diese Hose …« - ist mir nicht aufgefallen; »Die Fotos …« - wer so miesepetrig dreinschaut; »Nur Augen für Bea …« - stimmt doch nicht! Meine Antworten scheinen ihr nicht zu gefallen. Sie steht auf und schlägt die Tür hinter sich zu.
Einen kurzen Augenblick später klopft es. Ich öffne und denke, Maja hat sich beruhigt. Doch Bea steht vor der Tür.
»Was ist denn los?«, fragt sie mich.
»Ich glaube, Maja ist eifersüchtig auf dich.«
»Auf mich? Wie kommt sie denn darauf? Habe ich irgendetwas gemacht?«
»Nein, du nicht. Aber ich habe mich heute wohl etwas daneben benommen.«
Bea nimmt mich in den Arm und drückt mich ganz fest an sich. Ich spüre ihre Brüste und mein Herz überschlägt sich. Ich lege meinen Kopf auf ihrer Schulter ab und genieße still den Moment. Sie streicht mir über das Haar.
»Da gibt es doch keinen Grund. Ich mag Maja doch so gerne«, sagt Bea und lässt mich los. »Wir warten hier auf sie.«
Wir spielen ein paar Runden Backgammon. Es ist schön und vertreibt mir die Sorgen. Es ist so ungezwungen mit ihr. Aber es wird spät und Bea meint, es wäre besser, wenn sie nicht hier liege, falls Maja erst morgen früh zurückkehre. Wir tauschen unsere E-Mail-Adressen und Facebook-Profile aus und sagen leise »Tschüss«. Kuss auf die linke Wange. Kuss auf die rechte Wange.
Ich grüble noch ein wenig alleine auf dem Bett über mich und die Situation. Meine Gefühle für Bea kann ich nicht leugnen. Sie ist eine tolle Frau. Aber mein Herz gehört Maja. Eindeutig.
Maja
»Was ist los? Was habe ich dir getan?« Ich schreie Paul an, sobald die Zimmertür hinter uns zugefallen ist. Vor Aufregung überschlägt sich meine Stimme.
»Was soll los sein? Du bist doch diejenige, die schlechte Laune hat!«
»Ja, habe ich. Wegen dir!«
»Wegen mir? Dass ich nicht lache. Dir passt es doch einfach nicht, dass wir heute ein schönes
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