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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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mein Möglichstes“, verabschiedete sich Bloemberg und wandte sich zum
Gehen, doch Niandee hielt ihn unvermittelt am Arm fest.
    „Inspecteur?“
    Kees
drehte sich zu ihr um. Sein Blick traf ihren.
    „Ja?“
    Ihre
Augen waren dunkel und unergründlich. Kees vermochte nicht zu sagen, was sie
gerade dachte. Vermutlich wusste sie es selbst nicht, während ihre Hand in
seine wanderte, denn sie zögerte und brachte kein Wort heraus. Unangenehme
Stille legte sich zwischen die beiden und Kees fühlte sich plötzlich in eine
Szene hineinversetzt, die klischeehafter nicht hätte sein können. Die Bar, die
Situation, das Licht, alles erinnerte ihn mit einem Mal an eine dieser
gefühlstriefenden Filmszenen. Es fehlte nur noch, dass ihm jemand ein „Ich
schau dir in die Augen, Kleines.“ a la Humphrey Bogart oder einen smarten James
Bond Spruch in den Mund legte. Woraufhin Niandee ihm vermutlich zuerst in die
Arme und später mit ihm ins Bett gefallen wäre ...
    Kees
schüttelte die Gedanken ab. Das hier war nicht die Glitzerwelt des Films, das
hier war bitterer Ernst. Außerdem war er weder vom Aussehen noch vom Charme ein
Bogart und schon gar kein ein Bond. Bloemberg war Alltagsmensch, wohlwollend
konnte man sagen, dass er auf seine Weise attraktiv war, zumindest oberer
Durchschnitt. Er war groß gewachsen und sportlich, aber er besaß im Umgang mit
Frauen die Redegewandtheit eines Kiesels und bei Weitem nicht die eines
Filmstars, an den Frauen reihenweise ihr Herz verloren. Somit war er in dieser
Szene so fehl am Platz, wie Eis im Backofen.
    Auch
Niandee schien sich in den nächsten Sekunden der heraufbeschworenen Situation
bewusst zu werden, ließ automatisch Kees‘ Hand los und winkte ab.
    „Ach,
schon gut. Nichts. Hat sich erledigt“, sagte sie etwas zu arglos, als dass er
ihr hätte glauben können.
    Einen
weiteren Augenblick herrschte Schweigen, dann grinsten beide zeitgleich.
    „Netter
Gedanke, netter Gedanke“, sagte Bloemberg danach nur noch und ging.
     
    ***
     
    Als
Bloemberg am Ende des Tages, nach einem letzten halbstündigen Fußmarsch von Jack
Dunken’s nach Hause, endlich die Wohnungstür hinter sich zu fallen ließ,
steuerte er ohne Umschweife auf sein Sofa zu. Er legte sich der Länge nach hin
und schaffte es gerade noch, die Sneakers abzustreifen, bevor ihn die Müdigkeit
übermannte. Einen Moment lang ließ er den Tag noch einmal Revue passieren, von
der morgendlichen Konferenz angefangen, über seinen Blitzbesuch bei Bert van
Helig in Veere und seine handfeste Auseinandersetzung mit Hauptkommissar Van
Houden, bis zum Treffen mit Niandee nach Feierabend, das weniger
Zeugenbefragung als eine nette Stunde zu zweit gewesen war, dann war er
eingeschlafen.
     
    ***
     
    Wenige
Minuten vor Mitternacht klingelte in einem nobel eingerichteten Haus in einem
Vorort von Rotterdam das Telefon. Der Hausherr saß in düstere Gedanken vertieft
in einem ausladenden schwarzen Ledersessel und überflog alte
Rechnungsunterlagen. Zuerst nahm er das Klingeln gar nicht war. Als das auf
einem kleinen Mahagonibeistelltisch im Flur positionierte Gerät jedoch
beständig weiter Töne durchs Erdgeschoss trug, drangen diese schließlich auch
in das Bewusstsein des Mannes. Er ließ die Unterlagen sinken und sah auf.
    Wer
mochte das sein? Und war er überhaupt gewillt, zu so später Stunde noch mit
jemandem zu sprechen?
    Beide
Fragen ließen ihn zögern.
    Wer
so spät telefonieren will, hat selten gute Neuigkeiten, soviel steht fest , dachte er und lauschte. Als es
plötzlich für Sekunden still wurde, hatte er die leise Hoffnung, der unbekannte
Anrufer habe aufgegeben.
    Sie
verflog so schnell, wie sie gekommen war. Den Wimpernschlag eines Augenblicks
später begann das Gerät erneut zu klingeln und hörte danach nicht mehr auf.
    Schließlich
gab sich der Mann geschlagen. Er erhob sich, ging in den Flur und nahm den
Hörer in die Hand.
    „Hallo?“
    „Nasridim
Hadosh?“, fragte eine Stimme, die digital verzerrt und verlangsamt worden war.
Hadosh erschauerte, widersetzte sich aber dem Drang, aufzulegen. Stattdessen
schluckte er die Unbehaglichkeit herunter und antwortete.
    „Ja?“
    „Sie
haben etwas, das mir gehört“, kam Hadoshs ungebetener Gesprächspartner sofort
zur Sache. „Ich hätte es gerne zurück.“
    Nasridim
zögerte.
    „Ich
weiß nicht, was Sie meinen“, sagte er dann. „Wer sind Sie überhaupt?“
    „Lügen
Sie mich nicht an, Hadosh!“, fauchte die Stimme. „Ich will die Ware, und zwar
jedes

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