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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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verschraubt
wurden. Weil auf den heutigen Tag weder das eine noch das andere zutraf, war
Kees allein im Freien.
    Die
von Jimmy erwähnte Kabine fand er in der Nähe des bereits rauchenden
Schornsteins. Es war ein Glaskasten, nicht viel größer als eine Telefonzelle.
Kees warf einen flüchtigen Blick hinein und stutzte. Dort drin fand sich ein
bequemer, drehbarer Sitz, sowie eine Armatur mit diversen Knöpfen, als auch
eine Aufhängung samt Kopfhörern und Mikrofon. Nur eine Person befand sich
augenscheinlich nicht dort drin. Der verschlossene Zugang sagte das Übrige.
    Imar
befand sich noch nicht auf Position. Dafür, dass die Rundfahrt in wenigen
Augenblicken begann, warf das kein sonderlich gutes Licht auf die Arbeitsmoral
des Kommentators. Kees kratzte sich am Kopf. Dabei fiel ihm auf, dass der Mann
am Anleger verschwunden war, während ein anderer, fülligerer und älterer Knabe
in kurzen und eindeutig zu engen Matrosenklamotten seine Position eingenommen zu
haben schien. Der Mann begann in aller Eile damit die Vertäuungen an den
Eisenpollern zu lösen. Was das bedeutete, war klar. In wenigen Minuten wäre die Oldlady bereit zum Ablegen. Dem Inspecteur rannte die Zeit davon.
    Weil
ihm nichts Besseres einfiel und er Imar unbedingt finden wollte, rannte er nach
vorn zum Steuerhaus. Jemand musste wissen, wo sich Sinan aufhielt und wenn er
nur auf der Toilette sitzen mochte.
    Die
Tür war nicht verschlossen, weshalb er ohne anzuklopfen eintrat und dem
Kapitän, einem fetten Kerl in zerknitterter Uniform mit Glatze und aschblondem
Vollbart, einen gehörigen Schrecken einjagte.
    Kees
überging Begrüßung und Entschuldigung, genau wie eine exaktere Erklärung,
seines Berufsstandes und weswegen er so plötzlich aufgetaucht war.
    „Imar
Sinan, Herr Kapitän, wo finde ich den?“
    Der
Mann noch immer deutlich geschockt, von Bloembergs plötzlichem Erscheinen,
suchte nach den richtigen Worten. Was er dann endlich herausbrachte, war von
Bloemberg erwartet worden aber leider nicht zufriedenstellend.
    „Der
Bereich ist für Besucher gesperrt. Scheren Sie sich fort“, bellte der Mann und
schob seinen Bauch nach vorn.
    Kees
wich nicht zurück.
    „Ich
muss mit Imar Sinan sprechen, Kapitän“, wiederholte er sein Anliegen. „Sagen
Sie mir, wo er ist und ich bin gleich wieder weg.“
    „Was
kümmert Sie das? Hier haben Sie auf alle Fälle nichts
zu suchen, also verschwinden Sie, sonst rufe ich die Polizei.“
    Kees
schüttelte genervt den Kopf. Es war immer das Gleiche, immer.
    „Ich
bin die Polizei“, knurrte er und zog den Ausweis aus der Tasche.
    „Also,
noch mal: Wo ist Imar Sinan. Ich muss ihn sprechen.“
    Der
Kapitän wirkte jetzt völlig verdattert, noch schockierter als zuvor. Kees sah,
dass sich seine Lippen einige Male lautlos öffneten und schlossen. Der Mann
unternahm einige Versuche, heraus kam dabei schließlich und endlich nur
unverständliches Gebrabbel.
    „Imar
Sinan“, beharrte Bloemberg. Er wurde ungeduldig. Der Mann unten am Anleger
hatte die Taue gelöst und an Bord geworfen.
    „Ist
… Der … Jimmy … ich meine … Sie … am Anleger ...“, stammelte der Kapitän.
    Er
drehte unvermittelt den Kopf und schien das Ufer abzusuchen.
    „Dort!“,
rief er dann und seine Finger schossen in Richtung des Kassenhäuschens auf der
Uferpromenade. Kees Blicke folgten ihm und fanden den Mann, den das
Namensschild als Jimmy ausgewiesen hatte. Dieser führte ein augenscheinlich
sehr hitziges Gespräch mit der Kassiererin, drehte sich dann dem Dicken zu, der
die Vertäuung gelöst hatte, deutete mit dem Daumen gen Himmel und sandte dieses
Zeichen danach auch an den mittlerweile völlig verwirrten Schiffsführer.
    „Was
… Wie jetzt? … Nun … Na, wenn er das sagt … Die Tour geht los“, verkündete er
und sagte noch. „Scheint einen Ersatz gefunden zu haben. Darf ich mal.“
    Der
Dicke schob sich an dem weiterhin aufs Ufer starrenden Bloemberg vorbei,
betätigte ein paar Knöpfe und mit einem deutlichen Aufheulen der Schiffsmotoren
legte die Oldlady ab.
    Jimmy
beendete den Disput am Kassenhäuschen und rannte die nahe Treppe hinauf. Dort
überquerte er die Straße und lief in Richtung Euromast davon.
    Bloemberg
schien unfähig, zu reagieren. Längst hatte er begriffen, was hier los war. Nur
glauben mochte er es noch nicht so recht.
    Dieser
Dreckskerl hat dich nach Strich und Faden verarscht , schoss ihm zunächst nur durch den
Kopf, dann gelang es ihm endlich doch noch aus der faszinierten

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