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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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unterzutauchen. Die andere Richtung hingegen hielt weitaus weniger
Auswahl bereit.
    Auch
wenn er Imar nirgends sah, noch wollte sich Kees nicht geschlagen geben. Er war
ein Kämpfer. Derzeit ein Kämpfer gegen alle, die Presse, seine Vorgesetzten,
die Kollegen, die scheinbare Unlösbarkeit dieses Mordfalles hinter dem eine
Menge mehr zu stecken schien, als alle Anfangs gedacht hatte. Außerdem lief die
Zeit gegen ihn und Imar Sinan vor ihm weg. Und das vermutlich nicht nur, weil
er keine Lust verspürte, über den Mord an seinem kleinen Bruder zu parlieren.
    Bloemberg
biss die Zähne zusammen. Er war entschlossen, diesen Kampf gegen Windmühlen für
sich zu entscheiden.
    Hundert
Meter weiter machte der Weg eine Kurve und mündete bei der Norseseemanskerk in eine Kreuzung mit vier möglichen Abzweigungen. Dort blieb Bloemberg
zwangsläufig stehen und schaute in alle Richtungen. Er sah Bäume, Wiesen, die
nahe Kirche und Dutzende junger Menschen. Studenten, die unter
wolkenverhangenem Himmel gediegenen Schrittes eine Pause vom Lernen und Zuhören
nahmen. Einen Mann mit schwarzer Kapuze war nicht darunter. Bloemberg stemmte
die Hände in die Hüften und ließ den Blick weiterkreisen. Sein Atem ging
schnell, schneller als er vermutet hätte und er fühlte sich angeschlagen. Die
Oberschenkelmuskulatur signalisierte deutlich, dass sie eine Pause benötigte.
Irgendwie konnte er sich des Verdachts nicht erwehren, fitnesstechnisch in
letzter Zeit arg nachgelassen zu haben. Und damit lag er weniger falsch, als er
eingestehen wollte. Seit der Trennung hatte er jegliche sportliche Betätigung
eingestellt, aber das war derzeit sein geringstes Problem.
    Imar
Sinan war ihm fürs Erste entwischt und das ärgerte ihn maßlos mehr, als die
Tatsache, dass sein Körper eine noch viel längere Jagd zu Fuß ohnehin nicht
mitgemacht hätte.
    „So
schnell entkommst du mir nicht, mein Freund“, grummelte Kees, als er den
Rückweg zu seinem Auto antrat, während dem es - seiner Gemütsverfassung
angemessen - endlich auch zu regnen begann.
    „Ich
weiß, wo du wohnst, Arschloch.“
     
    ***
     
    „Was
heißt, Verfolgungsjagd, Ronald? Wen? Wohin?“
    „In
… äh … In den Park … äh … So einen Kerl halt.“
    „Ronald!
Wenn du mir nicht sofort eine klare Antwort gibst, verdonnere ich dich zu einem
Jahr, Strafzettelschreiben.“
    Ich
… äh … Also … Der Inspecteur hat eines der Touristenboote am Parkhaven
betreten, kurz danach ist er runtergesprungen und irgendwem hinterhergehetzt in
den Stadtpark. Ich weiß nicht wer oder … äh … warum … Moment … Ich glaube, er
kommt zurück … äh ... Ja, da ist er wieder.“
    „Und
hat er jemanden festgenommen?“
    „Nein,
ist allein. Sieht unzufrieden aus.“
    „Unzufrieden?
    „Ja
… stinksauer sogar.“
    „Ist
nichts weiter geschehen?“
    „Äh
… Nichts weiter? Reicht das nicht?“
    „Ronald!“
    „Äh
… Ja … äh … Nein. Nein, das war alles.“
    „Gut.
Bleib an ihm dran. Ich schicke Fred Maartens zur Unterstützung. Das riecht nach
Ärger. Wenn Bloemberg wütend ist, weiß man nicht, was noch passiert. Wir
bleiben in Verbindung. Ich muss mich jetzt um die Presse kümmern.“
    „Habe
verstanden, Hoofdcommissaris.“
    „Guter
Junge.“
     
    ***
     
    „Der
Polizist war da, wie ihr gesagt habt“, schnaubte Imar ins Handy, das er sich
ans Ohr drückte. Gleichzeitig ließ er den asphaltierten Parkweg, über den er
floh, im Joggingtempo hinter sich, bog an der nächsten Kreuzung nach Süden ab
und rannte auf einem anderen weiter.
    Das
Entscheidende bei dem Versuch jemand anderem zu entkommen war, wo es nur ging,
Haken zu schlagen, unerwartet abzubiegen, Menschenmassen und große Plätze zu
suchen und immer wieder die Richtung zu wechseln. Er verstand sich bestens auf
die Flucht zu Fuß. Sein Leben hatte ihm mehr als genug Gelegenheiten geboten,
sich diese Fähigkeit anzueignen und sie zu perfektionieren. Die Arbeit auf dem
Touristenschiff war nur ein Teil dessen, was er hauptsächlich trieb. Eine gute
Tarnung, mehr nicht.
    Der
zu erwartende Regen hatte eingesetzt und die Wolken wurden von einem kräftiger
werdenden, böigen Westwind über Imars Kopf getrieben. Die Tropfen waren dick
und prasselten schwer auf ihn nieder. Von diesen äußeren Widrigkeiten nahm er
derzeit kaum Kenntnis. Immer wieder warf er einen schnellen Blick über die
Schulter, um sicherzugehen, dass der Bromsnor nicht irgendwo hinter ihm auftauchte. Zwar ging sein Gefühl langsam in die
Richtung, die

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