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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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zwecklos.
    „Für
Einbrecher und Verräter und so weiter haben die Kartelle in Mexiko in den
letzten Jahren ihre ganz eigene Art der Zurechtweisung und des Strafvollzuges
gefunden. Dieses Pulver, ja, es sieht tatsächlich aus wie Kokain, wird
demjenigen, der sich etwas zuschulden hat kommen lassen, über verschiedene
Gliedmaßen gestreut.“
    Bloemberg
kam ein unschöner Gedanke, den er mit seinem Blick offenbar zu sehr preisgab.
Kulac bekam das Grinsen kaum aus dem Gesicht.
    „Genau
richtig gedacht, Inspecteur, teilweise auch da drauf. Für gewöhnlich nimmt man
aber die Hände, das reicht vollkommen aus.“
    Bloembergs
Arme wurden mit einem Ruck weit nach hinten gebogen, sodass die Handrücken auf
der Tischplatte ruhten und die Schultergelenke signalisierten, dass ihnen das
gar nicht gefiel. Hektisches Treiben hinter seinem Rücken verriet zudem, dass
Andrej das übrige Seil links und rechts am Tisch so festzurrte, dass der
Inspecteur sie bald keinen Zentimeter mehr bewegen konnte.
    „Man
streut etwa einen Esslöffel davon auf jede Handfläche.“
    Kulac
trat näher heran und öffnete mit gebotener Vorsicht das Päckchen mit dem
Pulver. Mit zwei weiteren Schritten erreichte er den Tisch.
    „Sehen
Sie, Inspecteur, etwa so.“
    Bloemberg
kniff die Augen in Erwartung schlimmer Schmerzen zusammen, aber das
staubkorngleiche Zeug rieselte einfach in seine Handfläche ohne irgendeinen
Effekt, also öffnete er sie bald wieder. Kulac hielt kurz inne und füllte dann
Kees‘ andere Hand. Als er damit fertig war, trat er zurück in Bloembergs
Sichtfeld und schaute ihn an.
    „Gar
nicht schlimm bis hierher oder?“
    „Wird
vermutlich noch.“
    „Sie
sind nicht auf den Kopf gefallen, Inspecteur. Also, nachdem man in Mexiko dem
Übeltäter das Pulver über die Hände gestreut hat, lässt man ihn in einem Raum
oder auch einfach unter der freien Sonne allein und wartet.“
    „Wartet
worauf?“
    „Na,
auf den Schweiß, Bloemberg. Selten auch auf den nächsten Regen.“
    In
Kees Kopf ratterten die Gedanken und versuchten irgendwas Sinnvolles aus dieser
Antwort zu entnehmen.
    Es
machte schneller Klick, als ihm lieb war.
    „Das
ist das Zeug, das ihr Namir in die Hände und in den Mund gestopft habt,
stimmt’s?“
    „Wem?
Nein, wir haben in letzter Zeit keinem irgendwas, irgendwo reingestopft. Schon
gar keinem Namir. Wir sind doch nicht pervers.“
    „Aber
das Zeug entzündet sich, wenn es mit Wasser in Verbindung kommt“, zischte
Bloemberg hitzig. Er zerrte an seinen Fesseln, erreichte dadurch jedoch nichts.
Er versuchte die Handgelenke zu drehen, doch es reichte nicht, um das Pulver
von den Handflächen zu kippen.
    „Ja,
das Pulver reagiert mit Wasser, ganz richtig kombiniert, und um mein kleines
Referat abzuschließen, lassen Sie mich bitte noch den Schluss hinzufügen. Also,
in Mexiko brennt die Sonne auf den Täter und irgendwann schwitzt er. Die
Schweißperlen rinnen langsam seine Schultern hinunter, laufen die Oberarme hinab,
machen eine kurze Pause in der Armbeuge, wo sie sich sammeln, und kullern
schließlich unaufhaltsam über die Unterarme in die Handflächen. Dort wartet das
Pulver begierig auf die fehlende Flüssigkeit. Es dauert einen Augenblick, aber
dann … ZUMM !“
    Viktor
Kulac imitierte einen sich ausbreitenden Feuerball.
    „Innerhalb
von Sekundenbruchteilen stehen beiden Hände in Flammen und der Übeltäter wird
sich ewig daran erinnern, weswegen er sich woran die Finger verbrannt hat. Eine
Lektion fürs Leben, Inspecteur. Und die werden wir ihnen auch erteilen.“
    Der
Vortrag ging Bloemberg gewaltig auf die Nerven. Es war das übliche
Sich-erklären-Wollen des Bösewichts. Eine schaurige Geschichte, um die
psychischen Qualen beim Warten auf das Unvermeidliche ins Unermessliche zu
steigern.
    Von
dieser Art Folter hatte Bloemberg nie etwas gehalten. Sie löste bei ihm
lediglich Trotz aus und der brach auch diesmal hervor.
    „Da
gibt es nur ein Problem, ihr Superhirne, wenn man Pullover und Mantel noch
trägt, rollt ganz sicher nirgendwo Schweiß irgendwohin. Zumal es hier
vielleicht zwanzig Grad drin sind, kaum genug, um ins Schwitzen zu geraten.
Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sage: Ihr seid einfach ein paar
beschissene Amateure.“
    Das
ausbrechende, dreckige Lachen Kulacs machte jedwede Entgegnung unnötig.
Trotzdem erklärte er Bloemberg, nachdem er sich beruhigt hatte, weshalb der
Inspecteur mit dieser Einschätzung weit daneben lag. Vorher machte er sich noch
den Spaß und übte

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