Sonne, Schnee und Tote
seine derzeit herrschende Übermacht Kees gegenüber mit einem
satten Fausthieb in die Magengegend aus.
„Schweiß,
Inspecteur, ist nicht unbedingt eine Frage der Temperatur“, sagte er und schlug
noch einmal zu. Bloemberg schnappte nach Luft. Der Schlag hatte gesessen. Ein
Punch genau auf den Solarplexus. Schmerz- und Übelkeitsempfinden fluteten
Bloembergs Nervensystem.
„Schweißausbrüche
können auch verursacht werden durch Stresssituationen aufgrund emotionaler
Zustände, wie zum Beispiel Wut, oder auch durch anhaltende Schmerzen.“
Bloemberg
wurde von einem weiteren Schlag getroffen. Ihm wurde schwarz vor Augen und kurz
war er sicher, das Bewusstsein verlieren zu müssen, aber der Moment verging,
die Dunkelheit vor den Augen verflog.
„Und
was den Mantel angeht, den dürfen Sie gerne anbehalten. Die Hände besitzen
ausreichend Schweißdrüsen, es dauert dadurch nur ein bisschen länger. Da
allerdings kein Mensch auch nur den Hauch einer Ahnung hat, wo Sie stecken, ist
das überhaupt kein Thema. Das haben Sie sich selbst zuzuschreiben, Inspecteur,
Sie hätten Imar Sinan in Ruhe lassen sollen. Er ist für Sie nicht von Interesse
…“
„Was
für mich von Interesse ist und was nicht, kannst du schlecht beurteilen,
Lockenkopf.“
„Ich
meine ja nur. Sie legen sich mit den falschen Leuten an, aber jetzt haben Sie
ja gleich ausreichend Zeit, darüber nachzudenken … Komm Andrej, wir sind hier
fertig.“
Kulac
ging zur Fensterfront und schob die Glastür einen Spaltbreit auf. Illic folgte
ihm, doch dann schien Viktor noch etwas einzufallen. Er schob sich an Andrej
vorbei zur Wand mit den vielen Schaltern und Reglern.
„Sie
sagten eben, es wäre zu kalt zum Schwitzen. Ich nehme an, Sie haben die
vorzügliche Beleuchtung bemerkt“, sagte er, drehte und drückte. Summend
erwachten die Lichter über Bloembergs Kopf zum Leben.
„Da
sind ein paar wirklich großartige Wärmelampen und Luftfeuchtigkeitsregler
dabei, die eigenen sich hervorragend, um örtliches Regenwaldklima zu
generieren. Eine tolle Installation zur Aufzucht von exotischen Tieren oder
Pflanzen. Sie wissen sicher, was ich meine. Unser guter Imar war schon immer
ein Freund von sonderbarem Grünzeug.“
Mehr
sagte Kulac nicht. Schnell eilte er Andrej hinterher durch die Schiebetür,
schloss sie zu und war im nächsten Moment durch den Garten verschwunden.
Kees
blieb allein zurück.
Die
Lampen brummten, die Luftbefeuchtungsdüsen, die ihm erst aufgefallen waren,
weil Viktor davon gesprochen hatte, zischten. Es wurde langsam wärmer und
feucht. Er hatte das Gefühl, ein erstes Ziehen in den Händen zu spüren. Sein
Puls beschleunigte merklich.
Kees
versuchte sich unter Kontrolle zu halten, aber es gelang ihm nur schwer. Sein
Körper ging automatisch in den „Kampf oder Flucht“-Modus und sonderte in großer
Menge das Stresshormon Adrenalin ab. Probehalber riss er an seinen Fesseln. Das
dünne Seil saß bombenfest und ließ ihn nicht los.
Die
Dreckssäcke hatten ganze Arbeit geleistet. Keine Chance aus dieser Nummer
einfach hinaus zu kommen warf er den Blick hin und her auf der Suche nach etwas
Nützlichem. Es gab nichts und er wusste, dass Kulac nicht nur gescherzt hatte.
Früher oder Später würde er zuerst feuchte und danach ziemlich schnell
brennende Hände bekommen. Wahrscheinlich bliebe es nicht dabei. Wieder riss er
an den Fesseln. Sein Hirn suchte nach einem Ausweg und fand keinen. Weil ihm
nichts Besseres einfiel, versuchte er einen Schritt nach vorne zu machen. Wenn
es ihm gelang nach draußen oder in die Nähe eines Fensters zu kommen, konnte er
immerhin um Hilfe rufen. Der Tisch wehrte sich gegen seine Versuche, ließ sich
dann aber doch mitziehen. Alles andere in diesem Haus hinterließ den Eindruck,
aus leichtemPressholz zu bestehen. Nur das Möbelstück, an das man ihn gebunden
hatte, schien aus massivstem, schwerem Kernholz hergestellt worden zu sein. Die
Schmerzen des ins Fleisch schneidenden Nylons zuckten durch die Arme in
Bloembergs Kopf, wo sie durch unregelmäßige rot aufblitzende Punkte vor seinen
Augen sichtbar wurden. Er biss die Zähne zusammen und machte einen weiteren
Schritt. Die Tischbeine scharrten über den gefliesten Fußboden. Das Zeug in seinen
Händen fühlte sich an wie Mehl und derzeit schien es ähnlich der absorbierenden
Wirkung von Chalk , den vorwiegend Turner, Gewichtheber und
Sportkletterer benutzten, die Feuchtigkeit der Hände aufzunehmen. Es blieb ohne
ein Anzeichen darauf, dass es in
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