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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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los ist.“
    Nasridim
riss die Waffe herum und richtete sie direkt auf Niandee.
    „Na
los. Sag ihm, wieso du wirklich hier bist. Du bist doch nicht wegen dieses
halbtoten, in der Ecke liegenden Versagers hergekommen … Nein, du nicht.“
    „Ich
bin nur wegen Karim hier, und wenn er nicht bald Hilfe bekommt, stirbt er.
Himmel! Herr Hadosh, ich bitte Sie, lassen Sie uns wenigstens den Notarzt
verständigen.“
    „Lügnerin!
Sag ihm, wieso du hier bist!“
    „Er
ist … Er … Ich liebe ihn … Karim … Ich …“
    „Die
Wahrheit, Nasingh! Die Wahrheit! Erzählen Sie dem Inspecteur die Wahrheit.“
    Kees
schaute Niandee an. Ihre Hände krallten sich in den Stoff des Sommermantels und
kneteten ihn, als versuchten sie den inneren Kampf auszufechten, den sie in
diesem Augenblick ausfocht. Doch sie bekam nicht ausreichend Zeit und zuckte
sichtlich zusammen, als Nasridim erneut brüllte.
    „Sag
dem Inspecteur, dass es auch dir nur darum geht, den
Stoff hier rauszubringen, bevor es jemand anders tut! So ist es doch?“
    „Nein
… Nein.“
    „So
ist es aber doch?!“, wiederholte Hadosh drohend. Er zielte jetzt genau auf
ihren Kopf, der Finger ruhte auf dem Abzug. Kees sah wie er zitterte. Eine
falsche Bewegung, eine falsche Entscheidung und er würde abdrücken.
Niandee kniff die Augen zusammen, öffnete sie wieder und mit einer ungemeinen
inneren Beunruhigung erkannte Bloemberg, dass sich etwas in ihren Gesichtszügen
entscheidend verändert hatte. Dort gab es plötzlich keine Spur mehr von der
Angespanntheit, der Traurigkeit, den unendlich großen und schweren Sorgen um
Karim. An diese Stelle war die emotionale Kälte getreten, die ihm in den
vergangenen Tagen mehrfach aufgefallen war. Es war eine Mischung aus tief
greifendem Zorn, innerer Unruhe und berechnender Sachlichkeit.
    „Sie
haben keine Ahnung, wie das ist, Hadosh. Sie wissen gar nichts. Haben keine
blassen Schimmer von der Härte des Alltags in Feyenoord, Katendrecht,
Maashaven. Sie waren nie dazu gezwungen, über Jahre in einem Loch zu hausen,
mit Wänden, an denen der Schimmel wuchert, mit einem stinkenden Treppenhaus, in
einer Nachbarschaft, die jede Gelegenheit wahrnimmt, einem alles zu stehlen,
das nicht niet- und nagelfest ist. Diese Sache hätte uns alle endlich da raus
geholt …“
    Bloemberg
glaubte, sich verhört zu haben. Er konnte es nicht fassen. Niandee redete
weiter, doch er war nicht imstande, ihr zu folgen. Jeder ihrer eben abgegebenen
Sätze traf ihn wie ein Hammerschlag. Die Erkenntnis kam spät, zu spät.
    Er
war einer fein gestrickten Lüge aufgesessen. Sie war weder die rechtschaffene,
toughe Reporterin, noch die zum Äußersten entschlossene, vor Sorge kranke
Freundin eines Typen, der sich eindeutig mit den falschen Leuten eingelassen
hatte. Nichts von alledem stimmte. Und er hatte sich davon in die Irre führen
lassen. Nasingh selbst war Teil der Machenschaften, bei denen Namir Hadoshs
Ermordung und Karim Abusifs Verschwinden nur die Spitze des Eisberges waren. Es
ging um Kokain und Geld, eine Menge davon. Eine Menge, die so gewaltig war,
dass Menschen dafür zu allem bereit waren, alles taten und selbst nicht davor
zurückschreckten, über die Leichen der eigenen Verbündeten und Freunde zu
steigen. Kees widerte das alles an. Genau das war die Mentalität, die er in
seiner Jugend zu genüge kennengelernt hatte. Genau das, hatte er vor Jahren hinter
sich gelassen. Und genau das erlebte er jetzt in diesem Augenblick in Nasridim
Hadoshs Keller erneut. Habsucht und Egoismus der menschlichen Spezies in
reinster Form …
    „…
Namir hat Ihnen angeboten, diese Sache gemeinsam durchzuziehen, aber Sie haben
gekniffen, Hadosh. Sie sind der wahre Verräter“, fauchte Niandee in einer
Lautstärke, die Kees aus düsteren Gedanken riss.
    „Mit
mir hat niemand, jemals irgendetwas besprochen“, giftete Hadosh zurück und
spannte den Hahn der Pistole. Die Entscheidung, abzudrücken, hatte er längst
gefällt. Keiner von ihnen würde diesen Raum aufrechten Schrittes verlassen. Man
erkannte es in Hadoshs Gesicht, las es in seinen Augen, sah es an den zuckenden
Mundwinkeln.
    „Ich
habe nur versucht, zu schützen, was ich aufgebaut habe. Diese Drogensache,
damit hatte ich von vornherein nichts zu tun. Ikbar war derjenige, der sich um
diese schmutzigen Geschäfte gekümmert hat. Er ist ein talentierter Junge, wenn
es um diese Sachen geht. Für mich war immer nur wichtig, dass diese Firma nicht
in Mitleidenschaft gezogen wird und es wäre

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