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Sonne, Schnee und Tote

Sonne, Schnee und Tote

Titel: Sonne, Schnee und Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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liegen mochte,
denn die Getränke waren im stadtweiten Vergleich günstig, wenn auch nicht
wirklich gut. Auch die Einrichtung war typisch: runtergekommen, alt, nicht
ungewöhnlich oder gar anstößig, eine gewöhnliche Hafenarbeiterkneipe mit einem
Faible für die härteren Musikklänge.
    Maartens
rieb sich das Kinn, dann begann er sich daran zu kratzen und bald trieb ihn der
leidige Rasurbrand mal wieder zur Verzweiflung. Er schmerzte und juckte
zugleich. Für gewöhnlich war das ein Zeichen dafür, dass er nervös war. Und das
war nicht so weit hergeholt.
    Was
er vorhatte, war selbst für jemanden, der grundsätzlich nach dem Motto „ Nach
mir die Sintflut “ handelte nicht in Ordnung, aber an irgendwem musste er
seinen Groll über die letzten Tage auslassen. Dabei war unwichtig, dass ihn
Kees Bloemberg bisher kaum herumkommandiert hatte und auch sonst nicht den
Vorgesetzten heraushängen ließ, so wie es Fred selbst gerne einmal tat, oder
dass Kees ihm alle Freiheiten gelassen hatte, selbst an den Ermittlungen
mitzuwirken. Entscheidend war nur, dass Kees auf der Karriereleiter eine Stufe
aufgestiegen war, selbst wenn es nur für diesen einen Fall war. Fred hingegen
war zeitgleich eine Stufe abgestiegen und das gönnte er dem Inspektor zum
Verrecken nicht, egal wie lange sie nun schon zusammen Fälle lösten. Alles wäre
super gewesen, wäre alles beim Alten geblieben. Bloemberg hätte sich mit dem
üblichen Ehrgeiz in den Fall gestürzt und er hätte mit der gegebenen
Gemütlichkeit dafür gesorgt, dass alles in geordneten Bahnen verlief. Zwar
erkannte Fred schon vier Tage nach Ermittlungsbeginn, dass Bloemberg die
Erfahrung bei der Organisation fehlte und damit ein beinahe chaotischer Zustand
zwischen den einzelnen involvierten Abteilungen und Personen herrschte. Das
zeigte alleine die Tatsache, dass Bloemberg Tage hatte verstreichen lassen, ehe
er den dringend Tatverdächtigen Karim Abusif zur Fahndung ausschrieb. Fred
wusste sehr genau, dass das schlichtweg an Bloembergs Eigenart lag, die Dinge
am liebsten auf eigene Faust zu erledigen. Das war zugleich Kees‘ größte Stärke
sowie seine markanteste Schwäche. Irgendwann würde ihn das ganz sicher einmal
seinen Kopf kosten, vielleicht sogar bei diesem Fall. Trotzdem war Fred nicht
gewillt, weiter diese Demütigung zu ertragen und darauf zu warten. Also musste
sofort etwas passieren und dazu war ihm jedes Mittel recht.
    Er
nahm das Bier, setzte es an die Lippen und trank es aus. Danach stellte er das
Glas zurück auf den Tresen und stierte hinein, als suchte er darin nach einem
übernatürlichen oder zumindest bestätigenden Zeichen für die Richtigkeit seines
Tuns. Er fand offenbar keins.
    „Ist
nichts Persönliches, es geht nur ums Geschäft“, murmelte er deshalb und fragte
sich, aus welchem Film er dieses Zitat kannte.
    Er
kam partout nicht mehr auf die Antwort, bevor er von jemand aus den Gedanken
gerissen wurde.
    „Maarten?
Fred Maartens?“, fragte eine dünne Stimme von rechts. Der Commissaris löste den
Blick vom Glas und schaute auf. Neben ihm stand ein Mann, der selbst in diesem
Moment, da Fred saß, rund einen Kopf kleiner und von schmächtiger Statur war.
Das hatte den Mann, der formlos dünnes braunes Haar auf dem Haupt und ein
Allerweltsgesicht durch die Gegend trug, nicht davon abgehalten, einen
Bauchansatz zu entwickeln, der deutlich unter seinem braunen Hemd hervorragte.
Das Oberteil war Markenware, aber ungebügelt und zerknittert, außerdem hatte es
der Mann in eine deutlich zu kurze graue Leinenhose gesteckt, die so fehl am
Platz schien, dass selbst Fred auffiel, dass bei dem Kleidungsstil dieses Typen
gar nichts zueinanderpasste. Zusammen mit den weißen Turnschuhen und dem grünen
Baumwollsack, den er sich über die Schulter geworfen hatte und der wohl als
Arbeitstasche fungierte, gab das Kerlchen einen lächerlichen Anblick ab. Und
das aus Maartens Augen gesehen, wollte etwas heißen.
    Der
Commissaris zog kritisch die Stirn in Falten und sagte erst einmal nichts. Er
wollte nicht glauben, dass er gestern mit diesem Hänfling telefoniert hatte.
Wurde zum eigenen Missfallen jedoch von diesem bereits im nächsten Moment eines
Besseren belehrt.
    „Mein
Name ist Dick Vanderloh. Wir hatten miteinander kommuniziert?“
    Kommuniziert?
Verdammt, wer sagte denn heute noch „kommuniziert“? Woher kommt diese
Witzfigur? fragte sich
Fred, antwortete dem Mann aber schlicht mit einem tonlosen: „Nun also, ich
nehme es

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