Sonne, Schnee und Tote
bislang nur Schlechtes gehört
hatte und der vor drei Tagen in einem Artikel behauptet hatte, Kees Bloemberg
habe Maartens am Tatort gewaltsam niedergestreckt, reichten Fred nicht. Er
packte den Hänfling am Kragen und zog ihn zu sich.
„Sollte
ich doch irgendwo einen Verweis auf meinen Namen finden, Vanderloh …“, drohte
er. „… reiße ich Ihnen die Eier ab und serviere sie Ihnen zum Frühstück.
Verstanden?“
Dick
schluckte.
„Verstanden“,
quiekte er.
***
20:00
Jack Dunken’s Pub, Rotterdam Zentrum
Rund
zwei Kilometer Luftlinie entfernt, betrat Kees Bloemberg um Punkt acht Uhr Jack
Dunken’s. Der Irish Pub lag versteckt in einer Nebenstraße des Hofplein, einem der höchst frequentierten Plätze Rotterdams. Da sich jedoch die wenigsten
von außerhalb kommende Menschen und Touristen von dem Platz und den anliegenden
großen Straßen entfernten, war der Pub ein Insidertipp unter Rotterdamern
geblieben. Er bot das übliche, urige Flair. Es gab harte hölzerne Barhocker,
eine schummrig ausgeleuchtete Theke und eine semiprofessionell
zusammengezimmerte Bühne, auf der (regelmäßig durchs Land tingelnde) Musiker
auftraten und für gute Stimmung sorgten. Außerdem bekam man hier irisches Bier
und eine ausschweifende Auswahl an verschiedenen Single Malt Whiskys
verschiedener Herkunft. Am Wochenende oder an Feiertagen war der Laden
regelmäßig brechend voll. Kees schaute sich um. An diesem Abend gab es weder
Livemusik noch gute Stimmung. Nur ein paar Stammgäste lungerten an Tischen in
den Ecken. Vermutlich war es dem Wetter geschuldet, denn trotz des schnell
heraufziehenden Abends hatte es draußen noch immer angenehme Temperaturen, die
dazu einluden, das Feierabendbier unter freiem Himmel einzunehmen.
Soweit
Kees die Sache überblicken konnte, war Niandee noch nicht da. Deshalb steuerte
er den Tresen an, bestellte (mit den wenigen im Portemonnaie verblieben
Geldstücken) ein Wasser und wartete.
Sie
ließ ihn die obligatorischen zehn Minuten schmoren, ehe sie in Jack Dunken’s auftauchte.
Ihr
Erscheinungsbild brachte ihn kurzzeitig völlig aus dem Konzept. Das dunkle,
gelockte Haar trug sie, anders als bei ihrer ersten Begegnung, offen. Dazu
hatte sie sich ein sommerliches Kleid in Pastelltönen übergeworfen. Ihre Füße
steckten in erdfarbenen Damensandalen und ein zitronengelbes Handtäschchen
hatte sie sich über die Schulter gehängt. Vermutlich bewahrte sie darin alle
Kleinigkeiten auf, die Frauen so mitführten, hauptsächlich ihren halben Schminkkoffer.
Das Kleid betonte Niandees schlanke Linie genauso wie ihre wohlproportionierten
Rundungen und Kees ertappte sich dabei, wie er sie unverhohlen anstarrte. Er
versuchte nicht einmal zu leugnen, dass sie ziemlich attraktiv aussah, noch
immer etwas streng und unnahbar, so wie er sie kennengelernt hatte, aber auf
jeden Fall hübsch, begehrenswert hübsch sogar.
Als
sie ihn erblickte, lächelte sie und kam herüber. Kees stand auf und reichte ihr
zur Begrüßung die Hand.
„Hallo,
Inspecteur“, sagte sie leichthin und nahm Platz.
„Hallo,
Frau Nasingh.“
„Niandee
wäre mir auch recht“, überwand sie direkt die Distanz der Höflichkeit und
begrüßte danach mit einem: „Hey, Mike! Ein Guinness?“, den Wirt. Der freute
sich über einen weiteren Stammgast und schritt gleich zur Tat.
„Geht
klar, Nia“, sagte er und hielt das Pint bereits unter den Hahn.
„Eine
Frau mit einer Vorliebe für herbes, irisches Bier. Sie kommen öfter hierher?“,
fragte Kees.
„Hin
und wieder“, antwortete sie und zückte eine Packung Zigaretten aus dem
Täschchen. „Was dagegen, wenn ich rauche? Wollen Sie auch eine“
„Danke,
nein, ich rauche seit Ewigkeiten und drei Tagen nicht mehr. Wenn’s nicht gegen
die Hausordnung und das geltende Raucherschutzgesetz verstößt, sei Ihnen ihre
Zigarette gegönnt. Und, soweit ich mich erinnere, ist Jack Dunken’s eines der wenigen Lokale mit Sondergenehmigung, weil es einen extra
abgetrennten Nichtraucherbereich gibt. Den hab ich bei meinen Abstechern in den
letzten Jahren zwar nie gefunden, aber mir macht das auch nichts aus. Ich
denke, ob man vom Rauchen, Passivrauchen, bei einem Autounfall oder im Einsatz
stirbt, am Ende ist man auf jeden Fall tot.“
„Wenn
man es so betrachtet …“
Niandee
zündete sich eine Kippe an und zog daran.
„…
haben Sie natürlich recht . Dadurch machen Sie auf mich
aber, und verzeihen Sie, wenn ich ihnen das als annähernd Fremde so offen sage,
glatt den
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