Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonne, Wind und Mord (German Edition)

Sonne, Wind und Mord (German Edition)

Titel: Sonne, Wind und Mord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
Vom Netzwerk:
Junggesellen dachte, der sich nicht einmal die Mühe gemacht
hatte, seine Sammlung an Pornofilmen und -Zeitschriften zu verstecken, war
naheliegend. Linda schüttelte sich vor aufkommendem Ekel. Sie lag auf dem
stinkenden Bett eines Mannes, der mittlerweile vermutlich tot war. Aber das war
ohnehin ihre kleinste Sorge. Man hatte ihr die Hände mit Kabelbinder auf den
Rücken gefesselt. Nachdem man den Inspektor k.o. geschlagen hatte, waren die
Männer zu ihr gekommen, hatten sie gepackt und ins Schlafzimmer gezerrt. Linda
hatte sich vor Panik hin- und hergewunden, hatte geschrien, gespuckt und
verzweifelt versucht, zuzubeißen. Sie hatte niemanden erwischt. Es war
eindeutig, was die Männer mit ihr vorhatten und Linda konnte sich nicht wehren.
Sie war hilflos drei gewaltbereiten Männern ausgesetzt. Als die drei sie aufs
Bett geworfen hatten, war sie angstvoll bis ans Kopfende weggerobbt und hatte
begonnen, zu weinen. Die Männer hatten hämisch gelacht und sie dort eine Weile
alleine auf dem ekelerregenden Bett liegenlassen. Der große Blonde und der
Kleine mit dem hässlichen Gesicht waren zuerst aus ihrem verheulten Blickfeld
verschwunden und auch der kräftige Araber hatte sich, nachdem er sie mit seinem
gierigen Blick noch eine Weile angestarrt hatte, verzogen.
    Jetzt lag sie hier ganz allein mit ihren
Gedanken. Sie wusste, was mit ihr passieren würde. Sie hatte Angst. Noch mehr
Angst als die, die sie über ihren nahenden Tod empfand. Man würde sie töten,
das stand außer Frage. Vorher jedoch würde man sie behandeln wie ein Spielzeug,
würde ihre Seele zerstören, ihr alles nehmen. Ehe ihre letzte Stunde geschlagen
haben würde, hätte sie ihr Leben auf eine ganz andere Weise verloren. Noch war
es jedoch nicht soweit. Die Männer hatten sie allein gelassen, alleine im Bett
des Hafenmeisters. Sie lag dort unbewacht, zumindest für eine kurze Zeit.
Lindas Überlebenswille siegte schnell über die alles bedeckende Verzweiflung.
Und so keimte der unbändige Gedanke an eine aussichtslose Flucht im Kopf der
Wissenschaftlerin. Es war nur ein Strohhalm, nach dem sie mit  auf dem
Rücken gefesselten Händen griff. Trotzdem war das immer noch besser als sich
dem Schicksal einfach zu ergeben. Sie musste es versuchen.
    Hastig spähte sie im Schlafzimmer herum. Zur
Linken des Zimmers, etwa auf Höhe des Fernsehtisches mit dem alten
Röhrenfernseher, unter dem Van Heeligs ausufernde Sammlung von pornografischem
Videomaterial lagerte, lag eine Tür, die zu einem weiteren Raum des
Containergebäudes führte. Irgendwo dort musste auch der Hintereingang liegen.
In diese Richtung waren die drei verschwunden. Zur Rechten, genau neben dem
Kopfende des Bettes, ging es in einen kleinen Flur mit Kochnische. Dahinter lag
das Zimmer, in dem Ronald und Kees lagen. Die Tür war geschlossen, aber die
Killer hatten sie nicht verschlossen. Das hoffte Linda zumindest. Wenn es eine
Chance gab, dann wäre es die durch diese Tür. Im Flur würde sie sicher ein
Messer oder etwas ähnlich Spitzes finden, vielleicht sogar eine Schere, mit der
sie sich von ihren Kunststofffesseln befreien konnte. Das einzige Problem war,
es musste schnell gehen. Jede Sekunde konnte entscheidend sein. Adrenalin
rauschte durch Lindas zitternden Körper. Noch einmal hastete ihr Blick zur
anderen Tür. Niemand war da. Sie atmete tief durch. Das war ihre Chance. Entweder
jetzt oder nie…
    ***
     
    Joe stand gemeinsam mit Hassan und Fonso unter
einem großen Campingvorzelt wie man es normalerweise von größeren Wohnwagen her
kannte. Der dicke Hafenmeister jedoch hatte es nicht so mit Wohnwagen gehabt
und deshalb hatte er das Vordach einfach benutzt, um seine Terrasse, die nach
hinten hinaus ging und direkt an den großen Platz mündete, auf dem die Anhänger
mit den aufgeladenen Schiffen geparkt standen, zu einem Ort zu machen, an dem
man auch bei Regenwetter sitzen und ein Bier trinken konnte. Die drei
Berufskiller tranken kein Bier. Sie standen dort und rauchten, während der
mittlerweile stürmische Wind heftig an der festgezurrten Plane des Vorzeltes
rüttelte.
    „Wir sollten das nicht machen“, sagte Hassan
nachdenklich und blies den Rauch langsam in die Luft.
    „Stupido! Natürlich sollten wir! Hast du dir
die Bella Donna mal angeguckt! Perfetto ! Nach all dem Stress
haben wir uns das verdient!“, wandte Fonso zornig ein. „Oder was meinst du
dazu, Big Joe?“
    Joe stand dort und starrte durch den Regen auf
den Platz. Er sagte nichts. Zu sehr kreisten

Weitere Kostenlose Bücher