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Sonne, Wind und Mord (German Edition)

Sonne, Wind und Mord (German Edition)

Titel: Sonne, Wind und Mord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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Aufträge
ausgeblieben, aber schon bald danach hatte man ihn wieder angerufen.
    „Joe, wir hätten da eine Sache, die du für uns
erledigen könntest.“ Oder „Sie sind doch bekannt dafür, Probleme aus der Welt
zu schaffen? Wir haben ein Problem, das Sie für uns lösen könnten!“, waren die
häufigsten Sätze gewesen, die er zu hören bekommen hatte und er hatte
diejenigen, die ihn anriefen, nie enttäuscht.
    Nie hatte er wirkliche Schwierigkeiten mit den
Aufgaben gehabt, mehr noch, mit den Jahren war er immer besser geworden. Es
hätte ewig so weiter laufen können.
    Vor fünf Jahren hatte er schließlich durch
reinen Zufall Fonso kennengelernt. Der war damals Informant eines Italo
Mafia-Ablegers in Frankfurt am Main gewesen und hatte ihm ab und an einen
Auftrag zukommen lassen. Schnell hatte man erkannt, dass eine Zusammenarbeit
nicht nur sinnvoll, sondern überdies unglaublich profitabel war. Man hatte also
fortan gemeinsame Sache gemacht. Fonsos italienische Freunde hatten immer ein
wenig Arbeit für sie. Die beiden hatten sich vor Aufträgen kaum retten können.
Im selben Jahr waren sie auf Hassan gestoßen. Nach einem Auftrag  waren
sie gerade aus einem Reihenhausblock gekommen, in dem Sie einem Drogendealer
das Licht ausgeknipst hatten. Da hatten sie beobachtet, wie der Mann aus dem
arabischen Sprachraum in Leipzig von einer Gruppe Neonazis bedroht worden war.
Der Asylbewerber gegen 5 eingefleischte glatzköpfige Schläger. Fonso und Joe
hatten sich das Schauspiel gebannt angesehen und dabei gegeneinander gewettet,
wer diesen Kampf wohl für sich entscheiden würde. Joe hatte gewonnen. Er hatte
auf den kräftigen Ostling gesetzt und Fonso hatte sein blaues Wunder erlebt.
Hassan hatte mit seinen riesigen Pranken zugeschlagen und die Schläge, die er
einstecken musste, hatte er weggesteckt, als seien sie nie auf ihn
eingeprasselt. Er hatte die Glatzen windelweich geschlagen. Ein herrlicher
Anblick. Fonso und Joe waren begeistert gewesen. Einen Schläger dieser Art fand
man nicht überall, dafür konnte man jemanden wie ihn immer gut gebrauchen. Ein
Mann fürs Grobe, der hatte ihnen in ihrer kleinen Geschäftsidee noch gefehlt.
So hatte Hassan den Weg in ihre kleine „Firma“ gefunden. Zunächst hatte er
nicht gewollt, aber da seine Abschiebung drohte und er ohnehin untertauchen
musste, hatte er eingewilligt. Fortan hatten sie also zu dritt im Auftrag von
Hintermännern Menschen umgebracht und dafür ordentliche Prämien kassiert. Sie
hatten unzählige falsche Identitäten angenommen, Menschen liquidiert und dabei
nie eine verfolgbare Spur hinterlassen. Die „Firma“ war erfolgreich gewesen und
hatte bis zum letzten Auftrag nie Probleme gehabt. Mehr als hundert
Menschenleben gingen auf das Konto von Joe, Fonso und Hassan. Skrupel hatte
keiner von ihnen je gehabt. In ihrer Vergangenheit waren sie alle irgendwie
dazu genötigt worden, jemanden sterben zu sehen oder sterben zu lassen.
Irgendwann hatte man sich daran gewöhnt und dann war der Druck auf den Abzug
einer schallgedämpften USP oder einer anderen Handfeuerwaffe, deren Geschoss
die Schädeldecke des Opfers durchdrang, nur noch reine Routine. Das war wie
Achterbahnfahren, beim ersten Mal noch wahnsinnig spannend, je öfter man jedoch
fuhr, desto selbstverständlicher und langweiliger wurde es. Irgendwann kannte man
eben alle Kurven, Wendungen und Eventualitäten, die eine solche Fahrt mit sich
brachte. Genauso war es mit dem Töten von Menschen.
    Obwohl die Kasse in den letzten fünf Jahren
gut geklingelt hatte und jeder weitere Mord eigentlich nur noch eine Randnotiz
darstellte, stand Joe genau in diesem Augenblick unter Van Heeligs Vorzelt,
starrte in den Regen und dachte das erste Mal daran aufzuhören. Er empfand
keine Reue oder Schuld, vielmehr ging ihm gegen den Strich, dass sie so viele
Fehler gemacht hatten. Zwei Unschuldige getötet, Spuren hinterlassen, die eine
Untersuchung nach sich ziehen würden. Die zwangsläufige, noch anstehende
Beseitigung zweier niederländischer Polizisten, die Tatsache, dass ihr
aktueller Auftraggeber ihn und seine Mitarbeiter mit dem Tod bedroht hatte und
nicht zuletzt die amateurhafte Durchführung des Mordes an Professor Van
Kessner. All das ließ Joe gerade jetzt an dem Fortbestand ihres kleinen
profitablen Geschäftes zweifeln. Vermutlich war es besser, wenn sie sich nach
diesem Auftrag auflösten. Jeder sollte seines Weges gehen. Joe sah keine
Zukunft für ihre Zusammenarbeit, dafür war in den

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