Sonne, Wind und Mord (German Edition)
nichts an. Wir sind in diese Sache nur… herein
gerutscht. Und trotzdem, nach allem, was wir durchmachen mussten, dürfen wir
jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken.“ Er verstummte und überlegte kurz.
„Vermutlich ist es sogar das, was diejenigen, die hinter alldem stehen, wollen.
Sie wollen uns und vor allem dich dazu bringen aufzugeben, dich zum Schweigen
bringen. Das darfst du nicht zulassen und ich denke, wenn Jon Ahnheem der
letzte Strohhalm ist, nach dem wir greifen können, um deine Arbeit vor Leuten
wie Doktor… ähm Doktor…“
„Peters, Werner Peters“, half Linda ihm aus
der Klemme und spie den Namen dabei aus als sei er giftig.
„Genau… also… wenn du deine Arbeit vor diesen
Leuten retten willst, musst du auch diesen einen Strohhalm ergreifen. Ob das
alles ein Trick oder eine Falle ist, finden wir nur heraus, wenn wir uns auf
den Weg machen. In Holland heißt es: „Niet geschoten, alteijd mis.“ Das
bedeutet im Deutschen glaube ich so viel wie: „Wer nicht wagt, der nicht
gewinnt“, und danach sollten wir uns richten, sonst ist Professor Van Kessner völlig
umsonst gestorben. Wenn du jetzt aufgibst, war tatsächlich alles umsonst.“
Inspektor Bloemberg sah Linda ernst an. Er
wusste, wenn sie nicht wollte, hatte es keinen Zweck. Er konnte damit leben,
keine Frage, ob sie das allerdings konnte, wenn sie sich später einmal über die
Folgen klar wurde, konnte er nicht mit Sicherheit sagen. Lindas Gesicht blieb
ausdruckslos und Kees rechnete schon damit, dass die Wissenschaftlerin nach den
Strapazen der letzten Stunden endgültig die Segel streichen wollte, dann jedoch
schaltete sich Ronald unverhofft und gewohnt nervös in das Gespräch ein.
„Ich… ähm… äh… ich denke, Sie sollten nicht
aufgeben… äh Frau Farber. Das ist Ihre Arbeit… Ihr Projekt… dafür sollten Sie
kämpfen. Sehen Sie… ich finde, wenn man eine Chance hat… wenn man eine Chance
hat dann… dann muss man sie auch nutzen… das wollte ich nur sagen.“
Linda blickte verdutzt in Ronalds rot
anlaufendes Gesicht, bemühte sich dann schnell um ein mildes Lächeln,
schließlich sagte sie so leise, dass es fast im Trommeln des Regens unterging.
„Danke Jungs... Ich weiß nicht, wo ich ohne euch jetzt wäre oder was ich tun
sollte. Ihr seid wirklich… Entschuldigung… mir fehlen die Worte.“ Eine einzelne
Träne rollte über ihre Wange. Bloemberg reagierte schneller als Rudjard und zog
ein sauberes Papiertaschentuch hervor.
„Danke.“
Mit einem beherzten Schnäuzer schien Linda den
Pessimismus abzuschütteln, der sich um sie geschlungen hatte.
„Also los, verschwenden wir keine Zeit“, sagte
sie endlich nach wenigen Sekunden der Stille und ihre Stimme klang schon wieder
ungewöhnlich stark und fest. „Sehen wir zu, dass wir Jon Ahnheem in die Finger
bekommen. Ich habe kein gutes Gefühl dabei. Vor allem, wenn man bedenkt, dass
er, wenn überhaupt, nur die eine Hälfte des Projekts in seinem Besitz haben
kann, aber den Kopf werde ich nicht in den Sand stecken. Warte nur Werner
Peters, ich werde dir und deinen verdammten Halbaffen gehörig in den Arsch
treten!“
Kees und Ronald lachten, ob des trotzigen
Gebarens der Wissenschaftlerin, gleichzeitig fiel ihnen ein Stein vom Herzen.
Linda hatte sich nicht aufgegeben. Ihre Reise ging also weiter, diesmal in
Richtung Norden.
„Na dann los!“ Der Inspektor klatschte in die
Hände und stand auf. „Ich bringe uns erst einmal zurück an Land, dann suchen
wir uns ein Auto und sehen weiter. Alles klar?“
„Jawohl, Inspecteur!“
„Darauf kannst du Gift nehmen, Bloemberg!“
Der Inspektor lächelte, drückte den Motorknopf
und verschwand dann erneut an Deck, um den Anker zu lichten, mitten im heftigen
Dauerregen und dem immer zorniger werdenden Wind. Linda und Ronald blieben
unter Deck allein zurück.
***
19:40
Keine Minute war vergangen, da klingelte
Ronald Rudjards Mobiltelefon.
Ohne zu zögern nahm der junge Mann den Anruf
entgegen.
„Surveillant
Ronald Rudjard hier.“
„Ronald! Gott sei Dank, du
lebst!“, schallte die Stimme des Hauptkommissars an das Ohr seines Neffen.
„Onkel Nicolas! Ich bin… äh… ich bin auch
froh… dass…“, rief dieser erleichtert aus, wurde aber abrupt unterbrochen.
„Ronald. Hör mir jetzt genau zu! Ich bin froh,
dass es dir gut geht, aber ich habe nicht viel Zeit. Ist Inspecteur Bloemberg
in der Nähe?“ Van Houdens Stimme klang, nach der anfänglichen Freude, wieder
ernst und hektisch. Ronald
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