Sonne, Wind und Mord (German Edition)
sein. Dabei hatte er trotz Lindas
Erklärung vom frühen Nachmittag noch immer nicht verstanden, worum es bei der
ganzen Geschichte eigentlich ging.
Daher musste man ganz einfach sagen: In erster
Linie ging es für Bloemberg darum, dass Sie alle heil aus der Sache
herauskommen würden und das hatten sie zumindest fürs Erste geschafft. Und
dennoch, als er jetzt in die verheulten Augen der Wissenschaftlerin blickte und
ihr ansah, wie viel diese ganze Arbeit ihr bedeuten musste, eine Arbeit, die
ihren engsten Arbeitskollegen das Leben gekostet hatte, hinderte genau dies
ihn, daran dieser Geschichte einfach den Rücken zuzuwenden. Er konnte sich
selbst nicht erklären, was es war, aber es ließ ihn nicht mehr los. Das war
wahnwitzig, das wusste er selber. Vor nicht einmal drei Stunden waren sie nur
knapp dem Tod entronnen und schuld daran war eben dieses Projekt. Nur ein
Lebensmüder konnte nach so viel Glück noch einmal alles aufs Spiel setzen und
das für eine Sache, die ihm selbst überhaupt nicht naheging.
Klimawandel? Davon hielt Bloemberg immer noch
nichts! Neue Energien? Solange der Strom aus der Steckdose kam, war für ihn
alles in bester Ordnung.
Und doch, irgendetwas fesselte ihn an diesem
Projekt und wenn es nur das Herzblut war mit dem Linda daran hing.
Kurzum, Kees Bloemberg hatte, ohne es zu
wollen, Blut geleckt und sein Verstand arbeitete schon wieder auf Hochtouren.
Es musste eine Lösung für ihre missliche Lage geben. Es gab immer einen Weg,
das hatte sich heute schon so häufig bewahrheitet. Mit dem Gedanken, in einer
Sackgasse zu stecken, hatte sich der Inspektor in seinem ganzen Leben nicht
anfreunden können, daher schob er diesen erst einmal ganz weit weg, obwohl er
doch eigentlich sehr naheliegend war.
Ihre Ausgangslage war denkbar schlecht, aber
das empfand Kees nicht als Grund aufzugeben. Schließlich hatten sie noch eine
einzige Möglichkeit und die war Kees Bloemberg in den Sinn gekommen, noch ehe
er sich intensiv mit ihrer Situation auseinandergesetzt hatte. Der Name der
betreffenden Person geisterte seit Stunden in seinem Kopf herum.
Ihre letzte Hoffnung hieß jetzt Jahn.
Erst wenn diese eine Chance, die sie noch
hatten, verrauchte, dann war es womöglich tatsächlich zu spät, die
zukunftsweisende Idee Van Kessners zu retten. Soweit war es aber noch nicht.
***
„Jon Ahnheem?“, fragte Ronald Rudjard
verwirrt, „wer ist das?“
„Ein Informatiker und Computerexperte.
Zuständiger für den IT Bereich unserer Forschungsgruppe“, antwortete Linda
skeptisch und sah Kees Bloemberg wenig hoffnungsvoll an, während sie sich die
letzten Tränen aus dem Gesicht wischte.
„Wir wissen doch nicht einmal, ob er noch
lebt, Bloemberg. Du hast das Video gesehen, es brach ab, ehe Jahn fertig war…“
„Jahn?“ fragte Ronald prompt und Linda
verdrehte genervt die Augen.
„Ja Jahn, Jon Ahnheem, Jahn ist sein Codename
im Internet oder so etwas. Das Video brach in der Mitte ab, es sah aus, als
habe ihn schon dort jemand erwischt. Und außerdem, wie sollen wir so schnell
nach Petten kommen, wir müssten praktisch durchs ganze Land fahren, Ronalds
Auto steht bei Coljinsplaat und mit dem Boot, bei dem Wetter, das könnte wohl
kaum dein Ernst sein. Außerdem könnte das alles eine Falle sein. Wenn du dir
das abrupte Ende des Videos anschaust und davon ausgehst, dass Jahn erwischt
wurde, dann wissen wir noch nicht mal, wer die Videobotschaft in Edgars Tasche
gesteckt und die Originaldaten entwendet hat. Zum Teufel Bloemberg, guck mich
nicht so an! Wir wissen nicht einmal, wie dieses Video überhaupt zustande
gekommen ist. Vielleicht ist es ein Trick und Jon steckt selbst mit in der
Sache drin. Es ist zu gefährlich“, sprudelten Lindas Bedenken wie ein Wasserfall
aus ihrem Mund und es klang so resignierend, dass auch der Dümmste erkannt
hätte, dass sie aufgegeben hatte, aber Kees Bloemberg wollte das nicht so
einfach akzeptieren. Wenn er nicht aufgab, dann hatte das auch sonst niemand an
Bord seines Schiffes zu tun.
„Hör mal, Linda, vorhin noch hast du darauf
gedrängt, dass wir dorthin fahren. Erinnerst du dich? In Berts Container, kurz
bevor die Kerle uns überrascht haben. Was ist jetzt mit dir los? Es geht hier
doch um deine Arbeit. Es geht um die Entwicklung der Projektgruppe, in der du
mitgewirkt hast. Es geht um die Rettung der Ideen, an deren Zustandekommen du
direkt beteiligt warst. Uns beide“, er zeigte auf Ronald und dann auf sich
selbst, „geht das eigentlich gar
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