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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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die einander überlappten. Kleinere Krater waren in den Boden von größeren gestanzt oder zierten ihre Ränder. Eine unwirtliche,
leere Einöde, die sich nicht in menschliche Begriffe fassen ließ und sich jeder Definition von Schönheit widersetzte.
    Alder sprach kurz mit jemandem im Innern des Gefängnisses und sagte dann zu Cash, dass er zum Anflug übergehen könne. Cash schickte trotzdem zur Sicherheit einige Sonden voraus. Sie funkelten wie Sternschnuppen, als sie mit dem schwarzen Himmel verschmolzen, und nachdem sie über das Gefängnis hinweggeflogen waren, ohne angegriffen oder sonstwie behelligt zu werden, zündeten Cashs Shuttle und die anderen Schiffe kurz ihre Antriebe und gingen zum Sinkflug über.
    Als der eingebrochene und ramponierte Rand des Korolev-Kraters unter der Nase des Shuttles auftauchte, übernahm Cash die Steuerung, bereit, sofort zu reagieren, sollte auf dem Verteidigungssystem auch nur ein kurzes Blinken auftauchen. Das Shuttle sank in einem langen Bogen nach unten, über terrassenförmige Geröllhalden und gelappte Flächen aus abgebröckeltem Material an der Innenseite der Kraterwand hinweg. Dann glitt es über den Boden des Kraters, der ebenso pockennarbig und zerfurcht war wie die restliche Landschaft auf der erdabgewandten Seite des Mondes. Cash benutzte die Triebwerke, um über Höhenlinien aufzusteigen, und ging dabei äußerst konzentriert ans Werk, um die ärgerliche Verzögerung zwischen Gedanken und Ausführung auszugleichen. Auf dem Navigationssystem leuchteten Flugleitpfeile und Linien auf, die von der Verkehrszentrale des Gefängnisses gesendet wurden, und dann sah er ein Funkeln wie von Eis am Horizont – das Gefängniszelt, das sich einem facettierten Insektenauge gleich in einem kleinen, kreisrunden Krater befand.
    Alder redete wieder mit jemandem am Boden. Cash und die anderen Piloten warteten darauf, dass sie grünes Licht
bekamen, und hielten ihre Schiffe mit Hilfe der Triebwerke über dem Boden oder ließen sie zur Seite abdriften, bis Alder ihnen sagte, dass sie landen konnten. Cash teilte den anderen Piloten mit, dass er als Erster niedergehen würde, erhöhte seine Geschwindigkeit, schoss über die Kuppel des Zelts hinweg, wendete seinen Flieger und ging mit einem Aufflammen der Heckdüsen, das lange Staubschwaden vom Boden aufwirbelte, auf dem Landefeld nieder.
    Vierzig Minuten später saßen Cash Baker, Alder Hong-Owen und Avernus, gekleidet in Papierkittel über ihren Anzugoveralls, an einem Tisch in einem Konferenzraum des Blockhauses der Gefängnisverwaltung, zusammen mit der europäischen Gouverneurin der Einrichtung, Ella Lindeberg, und dem Sicherheitschef, Oberst Carlos Hondo-Ibargüen. Ella Lindeberg, eine blasse, schlanke und ernste Frau, bestritt einen Großteil des Gesprächs. Sie erklärte, dass das Gefängnis ein Experiment war, mit dem die Selbstverwaltung von Gefangenen getestet werden sollte. Vertrauensleute, die von Wärtern überwacht wurden, die von der brasilianischen und europäischen Regierung eingesetzt worden waren, sollten die Gefangenen beaufsichtigen, die ihre eigenen Lebensmittel anbauten und sich um die Wartung des Gefängniszeltes kümmerten. Kurz nachdem die Revolution in Großbrasilien begonnen hatte, waren die Gouverneure der Familien Peixoto und Nabuco und die anderen hochrangigen brasilianischen Beamten nach Athena geflohen. Die Gefangenen hatten die Vertrauensleute überwältigt, die Kontrolle über die Luftschleusen übernommen, das Überwachungssystem und die Sicherheitsimplantate ausgeschaltet. Dann hatten sie die Steuerung des Kernspaltungsreaktors und der Lebenserhaltungssysteme im Gefängniszelt und im Blockhaus der Verwaltung übernommen. Da zu befürchten war, dass der Gefängnisverwaltung Strom und
Luftzufuhr abgestellt werden würde, und mehr als zwanzig Wärter im Innern des Gefängnisses als Geiseln festgehalten wurden, hatten die Beamten mit den Gefangenen eine Übereinkunft getroffen. Die Gefangenen behielten die Kontrolle über alles, was sich im Innern des Zeltes befand, und die Verwaltung würde nicht versuchen, das Zelt zu stürmen. Die Pattsituation dauerte nun schon seit fast zwei Wochen an. Die Gefangenen konnten das Zelt nicht verlassen, weil sie nicht über genügend Druckanzüge verfügten. Ella Lindeberg hatte von ihren Vorgesetzten die Anweisung erhalten, Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten, bis eine friedliche Übergabe ausgehandelt werden konnte.
    »Meine Regierung ist an diesem Unterfangen von

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