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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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wortreich und mit großer Überzeugungskraft dafür aus, Vertreter zu schicken. Er sagte, dass es sich um einen Wendepunkt in der Geschichte handele. Die Machtstrukturen in Großbrasilien seien zerbrochen und wieder zusammengefügt worden, und die Menschen des Landes hätten die Last ihres Schicksals mit Freuden in die eigenen Hände genommen. Denn eine Last sei es tatsächlich. Die Freiheit sei eine Last. Man dürfe sie nicht für selbstverständlich erachten. Man müsse für sie kämpfen und stets aufmerksam darüber wachen. Den Freien Außenweltlern böte sich nun die Gelegenheit, sich an diesem großen Kampf zu beteiligen. Sie könnten die Einladung der Pazifischen Gemeinschaft annehmen, an der Aufgabe teilhaben, Geschichte zu schreiben, und den Menschen der Erde und des Außensystems dabei helfen, ihre
Streitigkeiten beizulegen und eine gemeinsame Zukunft zu schaffen. Oder sie könnten ablehnen und sich selbst und ihre Kinder an den Rand der menschlichen Zivilisation und Geschichte verbannen.
    Auf seine Rede folgte feindseliges Schweigen. Nach einer Weile meldete sich Idriss Barr zu Wort. Hübsches Gerede über die Zukunft sei alles schön und gut, sagte er, aber es bedeute nichts, wenn sie diese Zukunft nicht erleben würden. Bevor sie sich kopfüber ins Ungewisse stürzten, sollten sie erst einmal abwarten, ob die Revolution tatsächlich von Dauer sein und was sie für Großbrasilien und die Systeme von Jupiter und Saturn bedeuten würde. Mary Jeanrenaud stimmte ihm energisch zu. Sie seien hierhergekommen, um neue Welten und neue Lebensmodelle zu erschaffen, sagte sie. Sie sollten nicht in die alten Traditionen zurückfallen und sich nicht von Außenstehenden beeinflussen lassen. Mehr als ein Dutzend anderer Leute vertrat ähnliche Ansichten, und durch einfache Abstimmung per Handzeichen wurde beschlossen, dass die Freien Außenweltler abwarten sollten, wie sich die Situation auf der Erde entwickeln würde und welche Auswirkungen dies auf die Besatzung der Systeme von Jupiter und Saturn hätte, bevor sie sich an irgendwelchen Verhandlungen oder Diskussionen mit Außenstehenden beteiligen würden.
    Zwei Tage später meldeten Newts Überwachungssatelliten Aktivitäten im Umkreis des Neptun: Die Geister hatten vier Schiffe in Richtung Saturnsystem gestartet. Aus einer Nachricht, die von Triton gesendet wurde und auf die Systeme von Jupiter und Saturn gerichtet war und die von der Siedlung der PG auf Iapetus an die Freien Außenweltler weitergeleitet wurde, ging eindeutig hervor, dass die Geister nicht bereit waren für Gespräche. Es handelte sich um einen langen Vortrag über Geschichte und Schicksal, der
mit boshaften Seitenhieben auf die Sünden der DMB und die Korruption und Schwäche der Erde und ihrer Bewohner durchsetzt war und sich auf eine einzelne Warnung reduzieren ließ: Verlasst unsere Welten oder lebt mit den Konsequenzen. Entweder waren die Geister der Meinung, innerhalb der DMB herrsche große Verwirrung und sie sei deshalb mit einem raschen und wagemutigen Angriff zu besiegen, oder es handelte sich um eine Selbstmordmission fanatischer Märtyrer – der erste Schuss in einem langen Zermürbungskrieg.
    Die Freien Außenweltler hielten eine weitere endlose Debatte ab und beschlossen erneut, dass sie es nicht riskieren konnten, jemanden nach Iapetus zu schicken. Danach ging Macy in dem Wasserbecken im Herz des Habitats schwimmen und hing lange Zeit regungslos in der Mitte des durchsichtigen Tanks. Lauschte ihren Atemzügen in der Tauchermaske und dem Gluckern der Strömung. Rote und schwarze Wedel bewegten sich hin und her wie im Wasser versunkene Perücken.
    Loc Ifrahim hatte von einem Wendepunkt in der Geschichte gesprochen. Sie spürte es in ihrem Innern – ein Gezeitenwechsel, langsam, aber unaufhaltsam.
    In dieser Nacht erzählte sie Newt, was sie vorhatte. Er hörte ihr ruhig und ernst zu und fragte sie dann, warum sie das Gefühl hatte, solche Maßnahmen ergreifen zu müssen. Sie lagen nebeneinander auf Beschleunigungsliegen in der Steuerblase der Elefant und sprachen leise, die Gesichter dicht beieinander. Die Zwillinge schliefen im Hauptteil der Kabine.
    »Weil es das Richtige ist«, sagte Macy. »Weil Loc Ifrahim Recht hat und alle anderen sich irren. Ich weiß, ich bin eine Außenseiterin und kenne mich mit der Gesellschaft der Außenweltler noch immer nicht besonders gut aus. Aber
meiner Meinung nach gibt es eine solche Gesellschaft im Moment nicht. Sie wurde zerstört. Und dieses

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