Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun
Kerl wird«, sagte Arvam. »Wenn Sie jetzt also keine weiteren Beschwerden mehr vorzutragen haben, würde ich Ihnen, wie versprochen, einen Blick auf unsere Gefangene gewähren.«
»Sie hat also noch nicht geredet.«
»Oh, sie redet sehr viel. Aber bisher hat sie noch nichts Interessantes erzählt. Sie können alles Weitere mit dem Team besprechen, das für ihr Verhör zuständig ist. Die Teamleiterin wartet schon im Verhörraum auf Sie.«
Der Raum, in dem Yuli verhört wurde, war so steril und hell erleuchtet wie ein Operationssaal. Weiße Wände, weißer
Fußboden, eine Decke, die in einem grellen und gleichmäßigen weißen Licht erstrahlte. Nirgends gab es einen Schatten. Alle Einzelheiten traten überdeutlich hervor. Das Mädchen steckte in einer Maschine, die einem Sarg oder einer vorsintflutlichen eisernen Lunge glich, aus der nur ihr Kopf herausragte. Eine MRI-Kappe war auf ihrem kahl geschorenen Schädel befestigt. Ihre Haut war so blass und makellos wie Porzellan. Ihre Augen waren groß und grün. Die Augenlider wurden mit Klebeband offen gehalten, und ein filigraner Apparat tropfte ihr künstliche Tränenflüssigkeit in die Augen, damit die Hornhaut nicht austrocknete. Ihr Kopf war festgeschnallt, so dass sie gezwungen war, auf eine Memofläche zu blicken, die direkt über ihr hing. Im Augenblick wurde darauf eine Reihe von Gesichtern angezeigt, während eine melodische Stimme das Mädchen aufforderte, diese zu identifizieren. Das Mädchen schwieg. Sie hatte die Zähne zusammengebissen, und ein Muskel zuckte in ihrer Wange. Es war der einzige Hinweis darauf, dass sie gerade unvorstellbare Qualen erlitt. Die Maschine spielte wie ein Konzertpianist auf ihrem Nervensystem – sich ständig verändernde Variationen und Arpeggien, die sicherstellen sollten, dass sie sich nicht an die Schmerzen gewöhnte.
Die Leiterin des Verhörteams, Hauptmann Doktor Aster Gavilán, stand mit Sri im Nachbarraum und sah durch eine polarisierte Wandfläche zu. Sie berichtete Sri, dass das Mädchen inzwischen seit mehr als zwanzig Stunden Schmerzen erduldete, aber immer noch nicht zur Kooperation bereit war.
»Natürlich haben wir mit Drogen angefangen, aber die haben nicht funktioniert. Ihr Stoffwechsel und ihr Nervensystem sind anders. Also setzen wir jetzt Schmerz ein. Aber sie hat mehr Schmerzen ertragen als jeder andere, der jemals diesem Gerät ausgesetzt war. Sie spürt ihn. Das
weiß ich. Die Histaminwerte in ihrem Blut sind erhöht, ihr Nerven – und Hormonsystem reagiert, und die Hirnscans zeigen, dass sie die Schmerzen nicht blockiert. Trotzdem konnten wir ihren Willen bisher nicht brechen. Erstaunlich. «
»So würde ich es nicht bezeichnen«, sagte Sri.
Hauptmann Doktor Gavilán war eine Frau in mittleren Jahren mit dunkler Haut und üppigem Busen, der an die Brust einer Taube erinnerte. Sie betrachtete Sri einen Moment lang von der Seite und sagte dann: »Wenn Sie mit unseren Fortschritten nicht zufrieden sind, kann ich Ihnen versichern, dass uns noch andere Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Verstümmelung, zum Beispiel. Immer dieses Gerede über die Trennung von Geist und Körper. Nach meiner Erfahrung gibt ein Subjekt, das eine Menge Schmerz ertragen kann, ganz schnell auf, wenn man anfängt, ihm Verbrennungen oder Schnittwunden zuzufügen. «
Das begeisterte Leuchten in den Augen der Frau bereitete Sri Übelkeit. »Ich bin von Ihren Fortschritten enttäuscht, Hauptmann Doktor. Und angewidert von Ihren Methoden.«
»Dieses Mädchen ist der lebende Beweis dafür, dass die Außenweltler die menschliche Evolution beschleunigen und sie in inakzeptable Richtungen lenken wollen. Sie wurde in ein Ungeheuer verwandelt. Ein Verbrechen gegen Gott und Gaia. Wir sind hierhergekommen, um solchen Abscheulichkeiten ein Ende zu bereiten. Das ist eine heilige Pflicht, und wir dürfen nicht zögern oder davor zurückschrecken, sie zu erfüllen. Betrachten Sie das Mädchen als eine nützliche Informationsquelle«, sagte Hauptmann Doktor Gavilán, ihre Stimme so süß wie vergifteter Honig. »Den Schlüssel zur Suche nach Avernus.«
Sris Blick war auf das kleine Mädchen gerichtet, das in der glänzenden Apparatur eingesperrt war, und sie sah, wie der Muskel in ihrem Kiefer wieder und wieder zuckte. »Durch Folter gewinnt man nur selten nützliche Informationen«, sagte sie.
»Der General glaubt, dass sie kooperieren wird.«
»Der General irrt sich«, erwiderte Sri.
Sie rief Arvam Peixoto an, erklärte ihm, was
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