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Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun

Titel: Sonnenfall - McAuley, P: Sonnenfall - The Gardens of Sun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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liefen. Träge Wellen wanderten zum Seeufer, wo die Menschen das Schauspiel beobachteten und ihnen zujubelten. Zweifellos hielten sie den Kampf für Teil eines Stückes, das von einem Straßentheater aufgeführt wurde.
    Der Spion stieß sich vom Heck des letzten Bootes ab und sprang in großem Bogen wieder zu der Terrasse hinauf. Er schwang sich über das Geländer, setzte in fünf langen Sprüngen über die Terrasse hinweg und hielt sich am schuppigen Stamm einer Palmettopalme fest. Er wirbelte herum und sah seinen Bruder nur wenige Meter entfernt stehen. Dave #27 lächelte ihm zu und wackelte warnend mit dem Zeigefinger. Der Spion brach ein Stück vom Rand des großen Kunststofftopfes ab, in dem die Palme wuchs, hob es wie ein Messer hoch und sagte seinem Bruder, dass er sich nicht von der Stelle rühren solle.
    »Ich werde jetzt gehen«, sagte der Spion.
    »Ja, mit mir zusammen.«

    »Nein, allein. Ich werde allein gehen. Diese Stadt und den Mond verlassen. Du kannst ihnen sagen, dass ich nie hier gewesen bin.«
    Sie atmeten beide schwer. Zwei Männer in der adretten blauen Uniform der europäischen Streitkräfte hatten die Terrasse betreten und kamen auf sie zu.
    Als Dave #27 die Soldaten sah, sagte er: »Komm mit mir, wenn du leben willst.«
    Der Spion machte einen Schritt rückwärts, bereit, sich umzudrehen und davonzulaufen. Sein Bruder stürzte sich auf ihn, und der Spion schlug mit der Hand zu, in der er das Stück Kunststoff hielt. Es wurde ihm weggerissen, als Dave #27 zurücktaumelte. Blut spritzte unter den Fingern seines Bruders hervor, mit denen dieser seinen Hals umklammerte. Der Spion sah das Entsetzen in den Augen seines Bruders und erinnerte sich an den einzigen Mann, den er jemals getötet hatte. Einen der Lektoren. Vater Solomon. Er hatte den Befehl dazu erhalten, aber die Schande und Selbstverachtung, die er danach empfunden hatte, hatte er nie vergessen. Die Tat hatte ihn von seinen Brüdern abgehoben. All das ging ihm durch den Kopf, als Dave #27 rückwärts taumelte und schließlich langsam zu Boden sank.
    Während der Spion noch versuchte, den Blutfluss aus der Wunde am Hals seines Bruders zu stillen, schoss einer der Soldaten mit einem Taser auf ihn. Er kam noch einmal kurz zu Bewusstsein, als er weggebracht wurde. Er war an einer Art Trage mit Rädern festgeschnallt. Trotz des Bandes, das über seiner Stirn verlief, versuchte er den Kopf zu drehen und die versammelte Menge nach Zi Lei abzusuchen. Und war überaus froh, dass er sie nicht entdecken konnte.

› 5
    Das Antriebsentwicklungsteam hatte detaillierte Pläne für die Erkundung des Neptun und mehrerer der Zwergplaneten am Rand des Kuipergürtels entworfen, aber nachdem die Expedition aus dem Plutosystem zur Miranda zurückgekehrt war, entschieden sich die Freien Außenweltler gegen weitere Reisen. Neptuns größter Mond, Triton, war sicherlich recht vielversprechend, aber er war von menschlichen Besuchern und Robotersonden bereits ausreichend kartiert worden, und im Augenblick befand sich der Neptun am anderen Ende des Sonnensystems. Es gab keinen zwingenden Grund, dorthin zu fliegen. Eine solche Reise wäre eine Verschwendung von Zeit und Ressourcen gewesen, die sie lieber dafür nutzen sollten, die Siedlung auf Miranda zu verbessern und auszubauen und die restlichen Schiffe der kleinen Flotte der Freien Außenweltler mit dem Schnellfusionsantrieb auszustatten.
    Newt Jones ließ sich durch die Entscheidung gegen weitere Expeditionen nicht entmutigen. Im Gegenteil, die Niederlage erfüllte ihn mit neuer Tatkraft. Er war überzeugt, dass er sich früher oder später durchsetzen würde. Er arbeitete rund um die Uhr an dem Nachrüstungsprogramm und besprach Verbesserungen am Design des Antriebs mit seinem Team aus Techzauberern. Macy Minnot kehrte an ihre Arbeit mit der Biommannschaft zurück, die das Ökosystem des Habitats weiter vervollkommnete. Und dann, nur sechzig Tage nach der Rückkehr der Expedition, änderte sich alles.
    Die Freien Außenweltler verbrachten regelmäßig Zeit auf der Oberfläche der Miranda, um der Enge des Habitats zu
entfliehen. Allein oder mit Freunden oder Familie erkundeten sie die wunderbar vielgestaltige Mondoberfläche. Machten sich mit dem Unbekannten vertraut. Legten auf dem stark mit Kratern übersäten Gelände, den jüngeren, glatteren Ebenen und in den zerklüfteten Tälern der parallel verlaufenden Furchen an den Rändern der Koronae Wanderwege an. Routen, die tief in die gewaltigen

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