Sonnenfeuer - Der Frieden war nah
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Thariot
Martin Langner
www.thariot.de
Blue Planet
I. Sonnenuntergang
Elias war ein Jäger, er dachte überhaupt nicht daran, den Blauen entkommen zu lassen und stach mit der Lanze nach seiner Beute, die zwei Armlängen vor ihm vergeblich versuchte, in den Tiefen des Meeres zu entkommen. Blut quoll aus seinem Fang und färbte das klare Wasser dunkelrot. Die Spitze des geschmiedeten Jagdspeers hatte den blau schimmernden Fisch eine Handbreit hinter den Kiemen durchbohrt und der Widerhaken sorgte dafür, dass das auch so blieb.
An derselben Stelle im Wasser verharrend, blickte er prüfend nach oben, die Öffnung in der Eisdecke befand sich nur wenige Längen über ihm. Irgendwie unwirklich. Wie eine von einer höheren Macht mit zahlreichen dunklen Flecken gefertigte Wand begrenzte die Eisdecke die Welt unter seinen Füßen – und diese Welt war alles andere als einladend: kalt, dunkel und unendlich tief – was hier versank, tauchte nie wieder auf.
Auftauchen - ein reizvoller Gedanke. Auftauchen und die Lungen wieder mit Luft füllen, rief ihm eine innere Stimme zu. Nur, an dem Blauen war zu wenig dran. Der reichte ihm nicht. Die Jagd war noch nicht vorbei. Mit der Hand griff er dem zappelnden Fisch in die Kiemen und riss den Jagdspeer wieder heraus. Wobei der Widerhaken für eine große und stark blutende Wunde sorgte. Genau so hatte er sich das vorgestellt. Die Blauen schmecken sowieso nicht, dachte er noch, während seine Finger bereits zu kribbeln begannen und sein Körper ihm signalisierte, dass er kein Fisch war. Menschen müssen atmen. Aber der Geist herrscht über die Elemente, Elias war ein Jäger, andere zählten auf ihn, daran entsann er sich - daraus zog er seine Kraft. Langsam ließ er die verbrauchte Luft durch die Nase nach oben aufsteigen. Und wartete. Wartete inmitten eines Nebels aus Blut. Der perfekte Köder. Andere Jäger begnügten sich oft mit den Blauen, die zudem auch keine nennenswerten Zähne hatten. Was nicht bei allen Meeresbewohnern so war, und frisches Blut ließen sich die Großen niemals entgehen.
Als ob sich ein dunkler Schatten über ihn legte, griff ihn der Eishai wenige Momente später an. Und natürlich von hinten. Ob die Viecher inzwischen die Schwachstellen der Menschen kannten? Elias drehte sich und stach dem riesigen Tier den Jagdspeer in den offenen Schlund. Das Brechen der Knorpel war deutlich zu hören. Ein Blutschwall schoss ihm entgegen. Reflexartig schnappten die mit beeindruckenden Zahnreihen bestückten Kiefer zusammen. Der Jagdspeer aus Titan hielt dem Biss stand. Doch mit der Wucht der Attacke drängte der Eishai ihn nach unten. Das Wasser drückte seinen Brustkorb zusammen. Stirb schon, schrie er im Gedanken! Während er weiter in der Tiefe versank. Er oder der Fisch. Seine Muskeln fühlten sich dem Zerreißen nahe. Mit letzter Kraft drehte er den Speer, dessen Widerhaken dabei hoffentlich Lebenswichtigeres als die Gedärme aufwickelten. Es knirschte. Die Augen der Bestie brachen. Er hatte gewonnen. Bisher hatte er immer gewonnen.
Elias ließ die verbliebene Luft aus den Lungen entweichen und tauchte langsam auf. Am Ende des Jagdspeeres befand sich eine Schlaufe, an der er den aufgespießten Eishai mit an die Oberfläche zog. Länger hätte auch er nicht unter Wasser bleiben können. Nur noch ein kurzes Stück. Aus dem Kribbeln in den Fingern hatte sich ein Brennen im gesamten Körper entwickelt. Jede Muskelfaser schrie nach Sauerstoff. Er war kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren. Dann endlich. Luft, eiskalt, über dem Loch in der Eisdecke blendete das Sonnenlicht, endlich Luft! Elias atmete wieder. Was für eine Wohltat. Er kletterte auf das Eis und zerrte den Raubfisch durch die Öffnung, dessen schwarze Schuppen an der eisigen Luft sofort grau wurden. Im Wasser war der Fang um einiges leichter gewesen. Elias liebte es, danach auf dem Eis zu stehen. Mit geschlossenen Augen lauschte er der Ruhe. Er trug eine kurze Hose und einen Gürtel mit einem Messer. Das war nicht viel, um an diesem Ort zu überleben. Mit Kleidung würde allerdings niemand Fische fangen können. Minus zehn, minus zwanzig Grad, mit nasser Haut war es nicht einfach, die Lufttemperatur zu schätzen. Beinahe schon sommerlich. Ihm machte die Kälte nichts. Dieser Nachmittag war wunderschön. Nicht
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