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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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die Quere kam. Irgendwann konnte Diamond den Anblick der schäbigen, halb offenen Hütte, in der die Bediensteten aßen, nicht mehr ertragen. Sie machte sie gründlich sauber und stellte mit Maes Erlaubnis einige behelfsmäßige Bänke aus Brettern sowie Tische aus umgestülpten Teekisten auf. Mae überließ ihr sogar einige Fliegennetze, die sie an den offenen Seiten aufhängte und am Boden mit Steinen beschwerte. Jetzt war die Hütte wenigstens bewohnbar.
    Die Nacht war heiß und schwül nach dem Gewitter, und als Ben herauskam und zu ihrem Zimmer ging, erwartete sie ihn auf der Türschwelle. »Drinnen ist es zu heiß«, sagte er. »Komm mit.«
    Er nahm eine Decke und führte sie leise zum Obstgarten, wo sie sich unter freiem Himmel einander hingaben. Er blieb viel länger als sonst, fast bis zur Morgendämmerung, und sie liebten sich mit äußerster Leidenschaft. Das Leben konnte so wunderbar sein, dachte Diamond, mit diesem Mann, den sie so innig liebte, der Nacht für Nacht an ihrer Seite lag. Doch ihr Traum würde bald zu Ende sein.
    »Hast du Kummer, Ben?« fragte sie.
    »Nein«, murmelte er, doch dann besann er sich anders. »Ja, ich habe Kummer. Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, Diamond, aber du mußt von hier fortgehen.«
    Natürlich hatte dies einmal kommen müssen. Wenn Perfy fortging, welchen Vorwand konnte Diamond dann anbringen, um hierzubleiben? Doch sie mußte es wenigstens versuchen. »Ich will nicht fortgehen, Ben. Ohne dich ist das Leben für mich leer.«
    »Hast du nicht einmal gesagt, daß du deinen Stamm, die Irukandji, suchen willst?«
    »Das war, bevor ich dich kennengelernt habe«, antwortete sie lächelnd. »Könntest du mir nicht hier irgendeine Arbeit besorgen?«
    »Nein, das geht nicht.«
    Für eine Weile schwiegen sie beide. Diamond sah den Schatten eines kleinen Opossums, das leise an ihnen vorbeihuschte.
    »Wann gehen wir fort?«
    »Diamond, du verstehst nicht. Du kannst hier einfach nicht mehr bleiben, du mußt gehen. Es gibt keine Zukunft für uns. Wir können ebensogut gleich Schluß machen.«
    Sie zuckte zusammen. Er hatte »gleich« gesagt. War dies das Ende ihrer Liebe? Das konnte doch nicht sein. Zwar hatte Ben nie gesagt, daß er sie liebe, das mußte sie sich eingestehen, aber es war doch so! Es mußte so sein!
    »Du … du kommst nicht mehr zu mir?« fragte sie mit zittriger Stimme.
    »Ein paar von meinen Leuten reiten am Morgen nach Charters Towers. Ich möchte, daß du mitgehst, sie bringen dich zur Kutsche nach Townsville. Dann kannst du mit dem Schiff nach Bowen zu Mrs. Middleton zurückfahren. Ich bezahle dir die Fahrt. Seit es diese großen Kutschen gibt, ist es für Frauen einfacher, so zu reisen, als den Landweg nach Bowen zu nehmen.«
    »Wovon redest du eigentlich?« fuhr sie ihn an. »Es ist mir einerlei, welcher Weg einfacher ist. Warum soll ich weggehen? Was ist mit Miss Perfy?«
    Er seufzte. »Sie braucht dich hier nicht, Diamond, und das weißt du. Außerdem fährt sie mit Mutter für ein paar Tage auf die Merri-Creek-Farm. Dort findet das jährliche Pferderennen statt.«
    »Und ich kann nicht mitkommen?«
    »Das geht nicht, dort hättest du dieselben Schwierigkeiten wie hier. Es gibt da keine Unterkünfte für …«, er zögerte, »… Hausmädchen.«
    »Schwarze, meinst du wohl?«
    »Meinetwegen Schwarze! Jedenfalls würden sie das nicht verstehen.«
    »Fährst du auch hin?«
    »Ja, ich bin jedes Jahr dort.«
    »Schön«, sagte sie. »Ich warte hier solange. Ich arbeite für Miss Perfy, und ich reise erst ab, wenn sie es mir sagt.«
    »Du fährst morgen«, beharrte er, während er aufstand und sein Hemd in die Hose stopfte.
    »Nein«, entgegnete sie.
    Er sah sie einen Augenblick lang an, wandte sich dann ab und ging wortlos davon. In ihren Träumen hatte sie sich den Augenblick der Trennung so oft ausgemalt – wie sie zärtlich voneinander Abschied nahmen. Wie Ben sich in letzter Minute entschloß, sie für immer bei sich zu behalten. Doch mit dieser kalten Zurückweisung hätte sie niemals gerechnet. Niemals.
    Diamonds Gefühle waren ein einziger Scherbenhaufen, als sie am nächsten Morgen Perfy beim Packen für ihren dreitägigen Aufenthalt auf der Merri-Creek-Farm half. Sie hörte kaum zu, als Perfy voller Vorfreude schwärmte: »Es gibt Pferderennen und Tanz und Rodeo-Reiten, und einen Krocketplatz haben sie auch. Die Leute aus der ganzen Gegend kommen hin, es wird bestimmt ein Heidenspaß. Es tut mir leid, daß du nicht mitkommen kannst,

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