Sonnenfeuer
schwierig, denn die Nacht war feuchtkalt und beinahe windstill, so daß keine Funken herübergetragen wurden.
Schwarze Kinder rannten aufgeregt herum und versuchten zu helfen, indem sie mit den Händen Sand auf vereinzelte brennende Holzstücke schaufelten. Diamond versammelte die Kinder um sich und ermahnte sie, dem Feuer nicht zu nahe zu kommen. Zu Diamonds Erstaunen war das Haus im Nu abgebrannt, und als der Rauch aus der zischenden Glut aufstieg, bemerkte sie neben sich Pitaja. Mit seinem bärtigen schwarzen Antlitz, in dem sich die rote Glut spiegelte, blickte er zu ihr hinab. »Du jetzt gehen nach Hause«, sagte er.
Diamond zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht, wo mein Zuhause ist.«
»Doch, du wissen.« Er tippte sich an die Stirn. »Da drinnen du wissen.«
»Bringst du mich in die Stadt?« fragte sie ihn, doch er schüttelte den Kopf und deutete auf Perfy, die betrübt neben Mae stand. »Nicht nötig. Sie jetzt bringen dich. Die weiße Miss.«
4
A ls Perfy in Charters Towers zu den vier anderen Fahrgästen in die Kutsche stieg, hellte sich ihre Stimmung auf. Sie freute sich auf diese Reise. Wie aufregend, einmal auf eigene Faust unterwegs zu sein! Und endlich allein! Jetzt brauchte sie keine lästigen Fragen mehr zu beantworten, auf niemanden Rücksicht zu nehmen. Von der Twin-Hills-Farm waren berittene Männer zu Hilfe geeilt, doch sie kamen zu spät. Sie hatten den Feuerschein in der Ferne gesehen und befürchtet, Caravale sei von Schwarzen oder Buschräubern angegriffen worden. Müßig standen sie dann in ihren hohen Reitstiefeln und mit den tiefhängenden Revolvern herum. Alles, was sie tun konnten, war, Paddy ihr Bedauern auszusprechen und auf die Rückkehr von Ben und Tom Mansfield zu warten.
Alle Augen waren auf Ben gerichtet, als er und sein Begleiter ankamen. Er blieb auf seinem Pferd sitzen, starrte ungläubig auf die Ruinen und brachte kein Wort über die Lippen. Schweigend umkreiste er die Überreste seines Zuhauses, ehe er sein Pferd neben Paddy zügelte.
»Was ist geschehen?« fragte Ben ihn barsch.
»Die Lampen, Boß. Haben Feuer gefangen«, erwiderte Paddy ausweichend.
»Wo ist meine Mutter?« Er ließ den Blick über die verzagte Menschenmenge gleiten.
Mae trat auf ihn zu und gab eine ebenso ausweichende Antwort: »Sie ruht sich aus, Mr. Ben, in der Küche.«
Er nickte und wandte sich an Perfy. »Ist alles in Ordnung?«
»Ja, danke. Es ist niemand verletzt worden.«
Man kam überein, daß Perfy und Diamond zur Twin Hills Station gebracht werden sollten. »Gehen Sie nur«, sagte Mae zu Perfy. »Ich bleibe hier und kümmere mich um Mrs. Buchanan. Ich habe ihr etwas Laudanum gegeben, damit sie ruhig bleibt.«
»Was ist denn nur in sie gefahren?« fragte Perfy.
»Ich weiß es nicht. Irgendein Anfall.« Sie sah sich um, ob auch niemand sie belauschte, dann fuhr sie fort: »Sieht mir verdächtig nach Säuferwahnsinn aus. Von Zeit zu Zeit spricht sie dem Gin sehr zu. Aber sie wird schon wieder gesund werden, machen Sie sich keine Sorgen. Schade um Ihre Kleider. So hübsche Sachen, und alles verbrannt …«
»Das ist doch gar nichts im Vergleich zu diesem verheerenden Unglück«, meinte Perfy.
»Ja, da haben Sie wohl recht. Auf Twin Hills wird man Ihnen mit neuen Kleidern aushelfen. Die Chesters sind eine große Familie, und ein paar von den Töchtern sind in Ihrem Alter.«
»Ach, die Chesters wohnen dort? Ich habe sie bei dem Hausfest auf Merri Creek kennengelernt.«
»Das trifft sich gut«, sagte Mae, doch Perfy hatte ihre Zweifel. Die Chesters würden sicherlich auf die Verlobung mit Ben zu sprechen kommen.
Die Pferde wurden gesattelt, und Ben kam, um die beiden Frauen zu verabschieden. Er nahm Perfy beiseite. »Willst du wirklich nicht mit der Kutsche fahren?«
»Nein, ich reite lieber.«
»Na gut. Ich muß hier einiges erledigen, dann komme ich zu dir nach Twin Hills.«
»Ich bleibe nicht dort«, sagte sie. »Ich reise zu meiner Mutter.«
»Ja, das kannst du ja, aber ich komme mit. Das Haus muß so schnell wie möglich wieder aufgebaut werden, und ich muß in Bowen das nötige Material besorgen und ein paar Zimmerleute anstellen.«
Perfy wußte wohl, daß der Zeitpunkt ungünstig gewählt war, um ihm die Nachricht zu unterbreiten, doch sie konnte es nicht ändern. »Ben, ich bin zu dem Schluß gekommen, daß es ein Fehler wäre, wenn wir heiraten würden. Ich kann dich nicht heiraten. Unsere Verlobung ist aufgelöst.«
Er nahm ihre Hand. »Sei nicht töricht.
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