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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Soldat.«
    »Diese Kerle!« Willy spuckte aus. »Das sind doch keine richtigen Soldaten. Wo ist denn ihr verdammter Krieg? Sie sind doch nur Marionetten ihrer Herren. Was tut denn die Armee für uns? Gar nichts. Die Soldaten arbeiten für die Großgrundbesitzer, bewachen ihr Land und verlangen keinen Pfennig dafür. Wenn sie einen Funken Ehrgefühl im Leibe hätten, würden sie zur Polizei gehen.«
    »Ich dachte, du magst keine Greifer.«
    »Niemand mag Greifer, mein Sohn. Du hörst nicht richtig zu. Aber wenigstens wissen wir, wofür sie da sind.« Edmund tat es leid, daß sein alter Herr nicht mit den Middletons reden wollte und umgekehrt. Pa lachte jedesmal, wenn er den Namen der Tochter hörte. »Perfection! Verrückt, einem Kind einen solchen Namen zu geben. Die sind nicht ganz bei Trost, die beiden, das sag ich dir. Die halten sich für feine Herrschaften.«
    Edmund mußte zu seiner Schande gestehen, daß er immer mitlachte, aber insgeheim hielt er Perfection Middleton für einen wunderschönen Namen. Er paßte zu ihr. Sie war das schönste Mädchen der Welt. Da wohnte sie Tür an Tür mit ihm, und er hatte noch nie ein Wort mit ihr gewechselt. Sie würdigte ihn keines Blickes.
    Als er Billy Kemp eines Nachts von ihr erzählte, hatte Billy auch gelacht.
    »Warte, bis du sie siehst«, hatte Edmund gesagt, doch Billy konnte seine Begeisterung nicht teilen. Aber Billy war ja auch schon alt, er war mindestens zwanzig und fuhr schon jahrelang zur See.
    Sie hatten die Farm einfach verlassen. Billy hatte die alte Mähre vor den Wagen gespannt, ihr Hab und Gut und die paar Möbelstücke, die der Mühe wert waren, aufgeladen und das Haus, das sein Vater gebaut hatte, angezündet. Wenn diese Dreckskerle sich schon das Land unter den Nagel rissen, sollten sie sich gefälligst ihr eigenes Haus bauen. Er war fünfzehn gewesen, ungefähr so alt wie der Kajütenjunge, dieser Grünschnabel. War er jemals so jung gewesen? Und so dumm? Er bezweifelte es.
    Seine Mutter hatte nicht begriffen, was geschah. Sie hatte einfach im Wagen gesessen, nicht gefragt, wo es hinging, und sich nicht ein einziges Mal umgedreht.
    Er brachte sie nach Sydney und fand eine Wohnung in den Rocks, der übelsten, aber billigsten Gegend in ganz Australien. Dann verkaufte er Pferd und Wagen und machte sich daran, etwas Geld zu verdienen. Es war schwer. Er durchwühlte Abfälle, stahl, versuchte sich als Taschendieb und schnorrte sich durch, aber zumindest konnte er sich und seine Mutter ernähren. Unter den Papieren seines Vaters fand er eine Quittung über zweihundert Pfund für den Kauf dieses wertlosen Stückes Land. Was für ein Betrug! Die Welt war voll von Leuten, die andere einfach übers Ohr bauten. Verkauft hatte das Land ein Mr. J. A. Ganderton, Grundstücksmakler, in Paddington.
    Billy durchquerte die Stadt, um sich diesen Gauner einmal anzusehen, und fand das einstöckige, auffällig gestrichene Bürogebäude mit Schildern entlang der Veranda, auf denen große Grundstücke billig zum Verkauf angeboten wurden. Er lächelte boshaft. »Was dem einen recht ist, ist dem anderen billig«, hatte sein Vater immer gesagt. Nun gut. Warum nicht?
    In dieser Nacht brannte das Büro von J. A. Ganderton, Grundstücksmakler.

1
    I nzwischen hatte sich Kagari an ihre Pflegemutter gewöhnt, doch ihre Familie und der Wald fehlten ihr noch immer sehr. Eines Tages würde sie dieses häßliche Dorf verlassen und nach Hause zurückkehren. Wieviele Geschichten würde sie zu erzählen haben! Alle würden ihr gebannt zuhören. Von nah und fern würden die Leute kommen, um ihren Abenteuern zu lauschen. Wogaburra wäre stolz auf seine Tochter, das Mädchen, das so viel gesehen hatte und so tapfer in den Dörfern der weißen Stämme ausgeharrt hatte. Seit sie klein war, hatte sie Berichte über die Tapferkeit und den Wagemut der Irukandji gehört; sie kannte die Namen der kühnen Krieger und unerschrockenen Frauen aus den Sagen und hatte immer darauf gebrannt dazuzugehören.
    Selbstverständlich würde sie verschweigen, wie sehr sie sich gefürchtet hatte, als sie gefangengenommen wurde. Auch daß sie bei der Ankunft in diesem Haus so verängstigt gewesen war, daß sie sich in einer Ecke des Holzschuppens verkrochen und sich geweigert hatte herauszukommen, brauchte niemand zu erfahren. Nach einigen Tagen hatte der große Herr versucht, sie gewaltsam herauszuzerren, aber sie hatte gekratzt und gebissen, bis er blutete, und seine Frau hatte sich zwischen sie geworfen.

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