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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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auch erst die Karten studieren, um es zu glauben. Und von dieser Stadt ist es noch einmal so weit bis zum anderen Ende von Queensland, zum Cape York.« Er lachte. »Ich glaube nicht, daß unsere verehrte Queen eine Ahnung hat, wie riesig der Staat ist, der ihren Namen trägt.«
    »Wie weit ist es zur nächsten Stadt?« fragte Jack.
    »Die nächste Stadt?« Herbert blickte ihn erstaunt an. »Nun, ich nehme an, das ist Townsville. Dreihundert Kilometer die Küste rauf nach Norden, würde ich sagen, an der Cleveland Bay.«
    »Nein, ich meinte im Landesinneren.«
    »Mein lieber Mr. Middleton, im Landesinneren gibt es keine Städte. Da ist ein Dorf auf dem Weg zu den Cape-Goldfeldern mit Namen Charters Towers, aber ich glaube nicht, daß es mehr ist als eine Art Nachschublager für die großen Rinderfarmen, die dort liegen.«
    »Wirklich?« Jack war verblüfft. Keine einzige Stadt? Durfte er Perfy in so eine gottverlassene Wildnis bringen?
    »O ja«, erwiderte Herbert. »Man könnte sagen, wir leben am Rand der Zivilisation. Die Goldfelder kann man nicht zählen; ich war auch mal draußen, und dort herrschen ziemlich rauhe Sitten. Nun, Ihr Haus liegt gleich hier, das ist die Carter Street.« Sie bogen um die Ecke und ihr Führer wartete, bis die Damen aufgeschlossen hatten. »Hier entlang, meine Damen; ich weiß, es ist sehr heiß, aber es sind nur noch ein paar Meter.« Er führte sie die Straße entlang und streckte dann den Arm aus. »Voilà!«
    »Wo?« fragte Alice.
    »Direkt vor uns, auf der anderen Straßenseite«, erklärte Herbert. »Ich wollte gerne, daß sie von hier aus den ersten Blick darauf werfen.«
    »Gütiger Himmel!« rief Alice aus, und Perfy packte ihre Mutter am Arm. »Nein, wie schön! Was für ein hübsches Haus!« Jack stand nur da und schaute. Das Haus, ihr Haus, war weitläufig, besaß einen hohen Giebel und auf jeder Seite eine Veranda. Es war großzügig geschnitten und lag auf einem Grundstück von wenigstens einem halben Morgen mit saftigem grünen Rasen, schattenspendenden Bäumen und blühenden Sträuchern. Statt durch einen Gartenzaun wurde es von einer sauber gestutzten Hibiskushecke von der Straße abgeschirmt. Ein mit Steinplatten ausgelegter Weg führte vom Eingang zur vorderen Veranda.
    »Es wurde von einem Preußen gebaut«, sagte Herbert, »und dieser Mann war sehr genau.«
    Bei der Führung durch das Haus fragte sich Jack, was wohl sein verstorbener Vater von dem Besitz gehalten hätte. Seine Augen wurden feucht, als er an den sturen alten Kerl dachte, der seine Familie mit dem Lohn eines Bergmannes ernähren mußte und seine Söhne mit Fußtritten und Prügel zur Raison brachte. Wie weit diese Zeit doch zurücklag!
    Jack seufzte und zog den Mantel aus. Er besaß nur wenige anständige Kleidungsstücke, aber in diesem Klima brauchte man auch nicht mehr als Hemden und Hosen. Mein Gott, war das eine Hitze! Ein seltsames Gefühl übermannte ihn, eine Sehnsucht nach der frischen Kühle Englands, nach dem Wechsel der Jahreszeiten. Wie sehnte er sich danach, wieder einmal das Herbstlaub unter seinen Füßen rascheln zu hören und Nebel, Schnee und verschneite Bäume zu sehen! Aber hier, in der immerwährenden Hitze, bestand die einzige Abwechslung darin, daß die Luft entweder feucht oder trocken war und das allgegenwärtige Grün in der Sonne glänzte oder vor Nässe triefte. Er erschauderte, als würde jemand über sein Grab gehen, wie Alice immer zu sagen pflegte. Aber dann schüttelte er seine Wehmut ab und wandte sich wieder der Gegenwart zu. »Ich muß mich hier erst einmal zurechtfinden«, sagte er zu Herbert. »Wo kann ich eine Landkarte bekommen?«
    »Die sind hier nur schwer zu haben«, entgegnete dieser, »die Goldgräber haben sie alle aufgekauft. Aber überlassen Sie das nur mir, Mr. Middleton. Ich werde schon eine für sie auftreiben.«
    »Mir kommt es darauf an, daß sie auch das Hinterland zeigt, und nicht nur die Gegend um Bowen.«
    »In Ordnung. Wollen Sie dort Land kaufen?«
    »Vielleicht«, erwiderte Jack unbestimmt.
    »Ich muß jetzt gehen«, verabschiedete sich Herbert. »Ich freue mich, daß Ihnen Ihr Haus gefällt, Sir.«
    »Es ist nicht mein Haus«, stellte Jack richtig. »Es gehört meiner Tochter.« In diesem Augenblick sah er drei Frauen mit Körben unter dem Arm den Gartenweg heraufkommen. »Wer ist denn das?«
    »Das sind Damen aus dem Ort, Sir. Wir, die Einheimischen, fühlen uns unter all den Goldsuchern und ihren Familien oft in der Minderheit, und

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