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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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zu hören.
    Aus der Ferne hörte sie ein Wehklagen und dann das regelmäßige Trommeln auf hohlen Baumstämmen, gefolgt von dem fordernden Dröhnen des Didgeridoo. Die Schwarzen hatten mit ihrer Trauerzeremonie für Darcy begonnen. Bald wurden die Klagen lauter, eindringlicher. Die Trauerrituale der Schwarzen hatten zu anderen Gelegenheiten an Cornelias Nerven gezerrt, aber heute empfand sie sie als tröstlich. Am liebsten hätte sie laut geschrien, aber sie konnte es nicht.
    Die schwarzen Frauen würden es für sie tun, die würden schreien und weinen und sich geißeln, denn auch sie hatten Darcy geliebt. Cornelia ließ den beruhigenden Klang des Didgeridoo über sich hinwegströmen und horchte auf die eintönige Melodie. Das dumpfe Dröhnen verhallte in der dämmerigen Landschaft. Auf einmal fühlte sie sich taub und leer.

4
    B en hatte gewusst, daß ihn bei seiner Heimkehr keine leichte Aufgabe erwarten würde, aber auf so etwas war er dann doch nicht gefaßt gewesen. Er wünschte, Darcy wäre bei ihm, so verrückt und widersprüchlich das auch klang. Darcy konnte mit Mutters Gefühlsausbrüchen umgehen, er behandelte sie so, als wäre er ihr großer Bruder, und beruhigte sie, indem er sich liebevoll über sie lustig machte. Ben hingegen fühlte sich angesichts ihres schrecklichen Zorns völlig hilflos.
    Er mußte nun mit dieser übermächtigen Schuld leben, und mit dem großen Schmerz über den Verlust seines Bruders obendrein. Wenn er doch nur … Ach, zum Teufel noch mal, es hatte keinen Sinn, alles zum tausendsten Mal durchzugehen. Erschüttert von Trauer hatten die anderen den schlechten Streich, der so tragisch ausgegangen war, mit keinem Wort erwähnt. Außerdem hätte das alles nur noch schlimmer gemacht. Es ging nicht nur darum, daß sie gegen das Gesetz verstoßen hatten, schließlich war Darcys Tod ein Unfall gewesen. Doch wie sollten sie nun jemals ihren Mitmenschen wieder gegenübertreten, ihnen in die Augen schauen? Und Cornelia! Mein Gott, wenn sie jemals etwas herausfand! Es war so schon schlimm genug.
    Nach dem Begräbnis war er in Brisbane aufgehalten worden. Er war am Ende seiner Kräfte und suchte in seiner Verzweiflung einen Rechtsanwalt auf. Seine ganze Welt lag in Trümmern. Er wünschte, er könnte die Zeit zurückdrehen und seine Fehler wiedergutmachen. Seine Trauer um Darcy war grenzenlos, und die Schuld lastete schwer auf ihm. Hinzu kam, daß er bereits für sein Vergehen bezahlte. Er wurde bestraft. Die politische Laufbahn war dahin, denn Caravale hatte jetzt Vorrang. Obwohl er nun schon seit einer Woche zu Hause war, hatte er Cornelia immer noch nicht über den Ernst der Lage aufklären können. Sie steckten in einer entsetzlichen Zwickmühle, und er versuchte, eine Lösung zu finden und gleichzeitig seine Mutter zu trösten.
    Sie hatte Zeit zum Trauern gehabt. Auf Caravale war ein Gottesdienst abgehalten worden, und ihre Freunde waren viele hundert Kilometer weit gereist, um Darcy die letzte Ehre zu erweisen. Auch viele Schwarze hatten sich, wie Mae ihm erzählt hatte, eingefunden.
    »Alle haben Darcy geliebt«, hatte sie geschluchzt, und Ben hatte einen Stich gespürt. Bestimmt würde man ihn jetzt mit Darcy vergleichen, und dabei mußte er einfach schlechter abschneiden.
    Nur wenige Stunden nach seiner Ankunft auf Caravale, Stunden, die er mit seiner Mutter in gemeinsamer Trauer verbracht hatte, begann Cornelia ihn auszufragen.
    »Wer war es? Wer hat meinen Sohn getötet?«
    »Mutter, du weißt, was passiert ist. Ich habe dir doch den Bericht des Leichenbeschauers gezeigt.«
    »Und was hast du getan?«
    »Was hätte ich tun sollen?«
    »Du hättest diese Schweine erschießen sollen!«
    »Natürlich! Damit ich am Galgen ende!«
    »Du läßt sie also einfach so laufen.«
    »Sie haben es nicht mit Absicht getan. Es war ein Unfall. Glaubst du, sie machen sich keine Vorwürfe?«
    »Natürlich. Sie haben mir geschrieben. Was für eine Frechheit! Bringen meinen Sohn um und schicken mir ein Kondolenzschreiben! Und ihre Eltern! Wenn auch nur einer von ihnen den Fuß auf unser Land setzt, werde ich ihn eigenhändig erschießen. Du hast ja nicht den Mumm dazu.«
    »Oh, Mutter, bitte!«
    »Nein, du würdest nie selbst zur Waffe greifen. Aber du hättest vielleicht jemanden anheuern können, der das für dich erledigt. Du hast immer noch die Möglichkeit dazu.«
    Nacht für Nacht mußte er sich nun ihre Haßtiraden anhören. Zwar hatte Ginger Butterfield Ben freundlicherweise angeboten, ihn

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