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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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tat, er war schließlich kein Dummkopf. Aber das ist jetzt nicht mehr wichtig.«
    »Hast du eine Ahnung! Ich wollte zwar eigentlich einen besseren Zeitpunkt abwarten, um es dir zu sagen, aber da du anscheinend entschlossen bist, für den Rest meines Lebens an mir herumzunörgeln, solltest du dir mal genau überlegen, wie treu Darcy wirklich war. Sein ganzes Hab und Gut hat er nämlich diesem Mädchen hinterlassen.«
    Cornelia wurde leichenblaß. »Was sagst du da?«
    »Damit du’s weißt, diesem dahergelaufenen Hausmädchen gehört jetzt die Hälfte von Caravale!«

5
    A ls Jack Middleton mit Alice, Perfy und ihrem Hausmädchen Diamond in Bowen, dem früheren Port Denison, an Land ging, war er angenehm überrascht.
    Vom Schiff aus hatte der Ort auf den ersten Blick gewirkt, als ob es dort drunter und drüber ginge. Im Hafen herrschte ein Durcheinander von Schiffen, wie Jack es in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen hatte. Da waren Lugger und Schoner, kleine Segelboote, Schleppnetzfischer, Barkassen und sogar ein paar alte asiatische Schaluppen. Daneben lagen einige Klipper, deren Masten vor dem Meer aufragten, und über allem thronte erhaben der Passagierdampfer
Duke of Roxburgh.
Sie hatten sich glücklich gewähnt, auf dem
Duke
reisen zu können, doch als sie an Bord gingen, trafen sie auf Hunderte von Zwischendeckpassagieren und Goldsuchern. Der Kapitän hatte den Passagieren in der Ersten Klasse eilig versichert, später würde die Reise ohne Unannehmlichkeiten verlaufen, aber da die Middletons gemeinsam mit dem Pöbel in Bowen von Bord gehen würden, hatten sie nichts mehr davon.
    Eine lange Landungsbrücke erstreckte sich vom Ufer in die Bucht hinein. Dort hatten jedoch so viele Boote angelegt, daß sie das Beiboot des
Duke
direkt am Strand absetzte. Die Matrosen versprachen ihnen, das Gepäck später an Land zu bringen, und so führte Jack seine Familie auf einem von Palmen gesäumten Pfad über den Strand. Von dort aus gelangten sie auf die breite Hauptstraße, die an diesem heißen Nachmittag wie ausgestorben dalag. Die schmucke kleine Stadt schien alle Goldgräber, die angeblich hier eingedrungen waren, verschluckt zu haben.
    Ein junger Mann in einem adretten weißen Tropenanzug und einem Sonnenhut trat vor. »Entschuldigen Sie Sir, sind Sie vielleicht Mr. Middleton?«
    »Genau.«
    »Ach, dem Himmel sei Dank. Ich habe schon nach Ihnen Ausschau gehalten. Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Herbert Watlington. Der Grundstücksmakler.«
    »Guten Tag«, erwiderte Jack. »Nett von Ihnen, uns hier abzuholen. Sie könnten uns zeigen, wo das Haus liegt.«
    »Aber natürlich, Sir. Vielleicht sollte ich Ihnen eine Droschke beschaffen; es ist ein ziemlich weiter Weg.«
    Jack wandte sich an seine Frau. »Was meinst du, Mutter? Willst du auf eine Droschke warten, oder sollen wir laufen?«
    »Ich würde lieber zu Fuß gehen«, antwortete Alice. »Wir brauchen etwas Bewegung. Mir zittern immer noch die Knie von der Seereise.«
    Jack stellte seine Familie vor, und gemeinsam machten sie sich auf den Weg. »Ich habe noch nie solch eine breite Straße gesehen«, meinte Jack. »Man kann ja kaum die andere Seite erkennen.«
    »Ja, komisch, nicht wahr?« pflichtete ihm Watlington bei. »Aber es ist sehr nützlich, wenn sich morgens die Goldgräber mit ihren Pferden und Geräten hier versammeln, um zu den Goldfeldern zu reiten. Jeden Morgen bricht eine Kolonne auf, und sie bleiben zusammen, weil das sicherer ist.«
    »Wie weit sind die Goldfelder entfernt?«
    »Ungefähr fünfhundert Kilometer Luftlinie, aber dazwischen liegen viele Flüsse und Berge.«
    Jack nickte und drehte sich nach den Frauen um, die ihnen in einigem Abstand folgten und sich die Auslagen der Geschäfte ansahen, die zwischen Gasthäusern und Banken eingezwängt waren. Allem Anschein nach war dieser junge Mann noch nicht sehr lange in der Kolonie; sein Akzent war zu wenig abgeschliffen, und er benahm sich, als sei er etwas Besseres. Aber Ehre, wem Ehre gebührt; das Haus war bezahlt und seine Aufgabe erfüllt, er hätte also nicht die Umstände auf sich nehmen müssen, sie abzuholen.
    »Ich lebe schon lange in Australien«, begann Jack, »und ich kann immer noch nicht begreifen, wie groß dieses Land eigentlich ist. Der Kapitän hat gesagt, wir wären auf unserer Reise von Brisbane nach Bowen an einer Küste von zweitausendvierhundert Kilometern Länge vorbeigefahren.«
    »Ja, das ist wirklich wahr«, stimmte Herbert ihm begeistert zu. »Ich mußte

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