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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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bis nach Caravale zu begleiten, aber jetzt war er froh, daß er abgelehnt hatte. Nur als allerletzte Ausflucht hätte er Ginger in diese Angelegenheit mit hineinziehen dürfen. Außerdem hatte er es damals vorgezogen, allein zu reisen, denn er hatte befürchtet, er würde auf dem langen Ritt von Bowen nach Caravale zusammenbrechen und Ginger die ganze Wahrheit erzählen. Ein Gespräch am Lagerfeuer, die Stille einer Nacht im Busch … Die schweigsame Landschaft formt den Menschen, ergreift von ihm Besitz und läßt ihn Geheimnisse preisgeben, als sei er mit seinem Gott allein.
    Ben war ein guter Buschmann. Wie die Schwarzen zog er auf kürzestem Wege quer durchs Land und mied die kurvigen Wagenstrecken. Auf diese Weise sparte er sich einen Umweg und wich der langsam dahintrottenden Meute der Goldsucher aus, die mit ihren Familien auf dem Weg zum Cape River waren. Also war er allein gereist, nur mit dem zutraulichen, verspielten Vollblut, das er in Bowen gekauft hatte, und einem klugen gefleckten Hirtenhund, den er blutend und mit zerrissenen Pfoten hinter einer Schenke gefunden hatte, als Gesellschaft.
    Die Hündin, die er Blue getauft hatte, war schnell wieder zu Kräften gekommen und ritt stolz hinter ihm auf dem Pferd. »Schaff mir diesen Hund aus dem Haus«, fuhr Cornelia ihn eines Abends an. »Ein Hund gehört nach draußen.«
    »Blue nicht, sie bleibt bei mir. Ich möchte nicht, daß sie bei den anderen Hunden ist, bis sie sich an ihr neues Zuhause gewöhnt hat.«
    »Sie hat etwas von einem Dingo, das kannst du an ihren Augen sehen.«
    »Ja, sie ist klug.«
    »Darcy hat niemals Hunde ins Haus gebracht.«
    »Nein, denn sie wurden ja auch auf der Farm geboren.«
    »Er war vernünftiger als du.«
    Ben zog es vor, diese Bemerkung zu überhören. »Von der Merri-Creek-Farm ist ein Viehtrieb unterwegs. Sie halten sich zwar an die vorgeschriebene Route, aber ich will morgen früh trotzdem mal mit den Viehtreibern dort vorbeischauen und aufpassen, daß sich unsere Rinder nicht unter diese Herde mischen. Die neue Viehroute zum Cape River führt direkt an unserer nördlichen Grenze vorbei.«
    Cornelia hatte sich zum Abendessen umgezogen. Sorgfältig gebürstetes kastanienrotes Haar mit grauen Strähnen umrahmte ihr Gesicht. Ben dachte bei sich, daß Schwarz ihr gut stand, aber er verkniff sich eine entsprechende Bemerkung, um sie nicht wieder an ihren Kummer zu erinnern. Da sie getrunken hatte, war sie in reizbarer Stimmung, doch das empfand er schon beinahe als Fortschritt gegenüber ihren Ausbrüchen der letzten Tage.
    »Wenn du nicht so wild darauf gewesen wärst, mit deinen feinen Freunden nach Brisbane zu gehen, hättest du die Rinder am Cape verkaufen können, und Darcy wäre noch am Leben.«
    »Kannst du nicht endlich damit aufhören? Du weißt doch genau, daß man dort erst lange nach unserer Abreise Gold gefunden hat.«
    Sie stocherte in ihrem Essen herum. »Warum hast du im Haus des Gouverneurs übernachtet, während dein Bruder mit einem schäbigen Wirtshaus vorlieb nehmen mußte?«
    Ben beachtete sie nicht. Den Grund hatte er ihr schon oft genug erklärt.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte sie mit seidenglatter Stimme. »Was wäre passiert, wenn nicht Darcy, sondern du getötet worden wärst?«
    »Tut mir leid, damit kann ich nicht dienen.«
    »Nein, versteh mich nicht falsch, Ben. Ich will damit sagen, daß Darcy diese Bande niemals hätte so davonkommen lassen. Du weißt ja, wie treu Darcy seiner Familie ergeben war.« Ben schob wütend seinen Stuhl zurück. »Jetzt reicht’s mir«, knurrte er. »Ich will dir mal erzählen, wie treu ergeben Darcy war. Über ein gewisses Mädchen habe ich nämlich noch nie gesprochen …«
    »Doch, du hast sie in deinem Brief erwähnt. Ich habe ihn aufgehoben.«
    »Meinetwegen, erinnere dich, an was du willst. Aber du weißt nicht, daß er sie heiraten wollte. Die beiden hatten schon den Hochzeitstag festgesetzt. Das Aufgebot war bereits bestellt.«
    »Was? Ich glaube dir kein Wort.«
    »Dieses Fest war sein Junggesellenabschied.«
    »Darcy hätte niemals ohne mein Wissen geheiratet.«
    »Da irrst du dich gewaltig. Er wollte sie nach Caravale mitnehmen.«
    »Wer ist diese Person überhaupt? Kenne ich sie?«
    »Natürlich nicht, er hatte sie nämlich selbst erst eine Woche zuvor kennengelernt. Sie ist Hausmädchen.«
    Cornelia starrte ihn an. Dann schüttelte sie den Kopf, als wollte sie die letzten Worte ungesagt machen. »Nun gut, Darcy wird schon gewußt haben, was er

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