Sonnenfinsternis: Kriminalroman
sprechen den Funkeln in den Augen: «Oder sowas.» Die moderne Frau.
Ich steckte die Karte ein. Man konnte ja nie wissen.
Kapitel 23
Es war bereits dunkel, als ich Mareille Brons Praxis verliess und zur Tram halte stelle zurückschlenderte. Auf meinem iPod lief passend zu meiner Stim mung I’ll See you Below in the Morning von den Drovers. In der vergange nen Woche war zwar eine ansehnliche Menge an allerlei Informationen zusammengekommen , aber leider hatte ich nach wie vor keinen blassen Schimmer, wie alles zusammen hing. Oder ob es überhaupt einen Zusammenhang gab.
Es schien mir, als sei ich im Moment mehr mit einer Schnitzeljagd als mit einer sauberen Ermittlung beschäftigt. Ich rannte verzweifelt Hinweisen hinterher, und alle Involvierten rückten nur widerwillig und bruchstückhaft mit der Sprache heraus. Das Ganze war wie ein Verbinde-die-Punkte-Spiel in einem Kinder mal buch. Ein Punkt führte zum nächsten, und erst, wenn man genügend Punkte ver bun den hatte, konnte man das Gesamtbild erahnen. Ich hatte wohl einfach noch nicht genug Punkte verbunden.
Der nächste solche Punkt war demzufolge Begić. Von ihm hatte ich zumindest eine Telefonnummer. Was wusste ich bisher über ihn? Nach Mujos Tod war er der einzig verbliebene Überlebende des von Mareille Bron erwähnten Massakers, von dem ich aber nicht wusste, wo oder wann es stattgefunden hatte. Lebte er überhaupt noch? Und falls ja, wohnte er in Wien? War das seine Telefonnummer in Mujos Gedicht buch?
Wie immer, wenn ich frustriert war, brauchte ich Sex, Alkohol oder ein Gespräch mit Mina, aber Fiona war im Ausland und mein letzter Kater noch zu frisch in Erinnerung. Also Mina.
Trotz ihrer Abendpläne hörte meine Bürokollegin geduldig zu, während ich die letzte Woche für sie zusammenfasste. Als ich fertig war, schaute sie mich nachdenklich an und fragte: «Sag ma ‘ , in was für’n Scheiss biste denn da reinjeraten?»
«Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?»
«Du hast’n Haufen Scherben, aber keine Ahnung, ob die alle ma ‘ zum glei chen Spiegel gehörten.»
«Das weiss ich auch», antwortete ich gereizt.
«Mann», erwiderte sie ebenso genervt, «bis ‘ du en Piesepampel. Brauchst gar net im Dreieck titschen, nur weil ich jetzt auch net weiter weiss.»
«Ja, ich weiss. Sorry, Mina.»
Sie knuffte mich freundschaftlich in den Oberarm und meinte: «Kein Problem, mein Grosser.» Dann stand sie auf, ergriff ihre Jacke und meinte halb entschuldigend: «Du, ich muss leider… du weisst schon.»
«Ja, ich weiss. Viel Spass!»
D as Gespräch mit Mina hatte leider nicht den erwarteten Erfolg gebracht. Also doch Alkohol ?
Ich rief Markus Steiner an, der mittlerweile aus den Ferien zurück war. Er hob gleich beim ersten Klingeln ab und begrüsste mich mit den Worten: «Sag mir, dass du den Hasanović-Fall gelöst hast.»
« Klar, w enn du möchtest, aber e s ist ein Vergehen, eine Amtsperson zu belügen.»
Er lachte und meinte: «Wie wenn dich das stören würde. Also, was willst du?»
«Reden.»
«Bei einem Bierchen oder zwei?»
«Genau. Bist du dabei?»
«Scheisst ein Bär im Wald?»
«Soweit ich weiss.» Ich schaute auf die Uhr und fuhr fort: « Dann also h alb acht?»
« Klar doch . Üblicher Ort?»
«Klar.»
In der Leitung machte es K lick . Ich schüttelte den Kopf und steckte mein Handy ein. W ie üblich hatte d er Papst ohne ein weiteres Wort aufgelegt , nachdem er offensichtlich entschieden hatte , dass der Austausch relevanter Informationen beendet war.
Kapitel 24
Mein Kater am nächsten Morgen war nicht so schlimm wie auch schon. Steiner war nicht Sanader. Nach einer kalten Dusche, einem improvisierten irischen Frühstück und mehreren Tassen Kaffee war ich wieder einsatzbereit.
Es hatte gut getan, Markus zu treffen. Der Papst hatte ausgesehen wie immer, aber ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass ihn die Woche Ferien bei seiner Verwandtschaft ungefähr so mitgenommen hatte wie mich die fehlenden Fort schritte im Hasanović-Fall. Nach meinem kurzen Statusbericht hatte er mir angeboten , die Wiener Telefonnummer in Hasanovićs Büchlein unauffällig durch einen Bekannten bei der Wiener Polizei überprüfen zu lassen. Natürlich hatte ich dankend angenommen.
Was nun? Ich brauchte dringend ein ausgedehntes , schweisstreiben des Trai ning. Um halb zehn machte ich mich deshalb auf den Weg zum SZA und zermar ter te mir unterwegs das Hirn darüber , was ich im Hasa no vić-Fall übersehen haben
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