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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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Einheiten unter dem Kommando von General Ratko Mladić im Juli 1995 trotz der An we sen heit von rund vierhundert bewaff neten niederländischen Blauhel men über acht tausend Männer und Jungen zwischen zwölf und siebenundsiebzig Jahren in einer UNO-Schutzzone ermordet hatten.
    «Eingesperrt. Aber du hast Recht, es kam auch immer wieder zu Kriegs ver brechen. Auf allen Seiten.»
    «Zum Beispiel?»
    Er blickte mich ausdruckslos an. «Willst du das wirklich wissen?»
    «Ja.»
    «Okay.» Er kam zu mir herüber, zog mich etwas zur Seite und raunte erklä rend: «Ich weiss nicht, wie viel Deutsch der alte Begić versteht und ich will ihn nicht unnötig aufregen.»
    Dann gab er mir einen kleinen Einblick in das, was den Menschen in Bosnien zwischen 1992 und 1995 angetan worden war. Und was sie sich gegenseitig angetan hatten.
     
     
In der Foča-Gegend im Südosten Bosnien s vertrieben die Serben zwischen April 1992 und Januar 1994 alle muslimischen Einwohner durch Exekutionen, Massenvergewaltigungen und weitreichende Zerstörung von Eigentum und Kulturgütern. Mehr als 2 ‘ 700 Einwohner der Region wurden getötet oder verschwanden, und die serbischen Behörden richteten spezielle Frauencamps ein, in denen als Zeichen der serbischen Überlegenheit hunderte von Frauen systematisch immer wieder vergewaltigt wurden.
Das G leiche wiederholte sich dutzendfach, so zum Beispiel im nordwest bosni schen Prijedor, wo im Verlaufe des Jahres 1992 etwa 14 ‘ 000 Menschen ver schwanden oder ermordet wurden. In Višegrad wurden im Frühjahr 1992 rund 3 ‘ 000 Bosniaken – darunter gut 600 Frauen und 120 Kinder – ermor det. Im August 1992 wurden um die 200 muslimische Gefangene eines serbi schen Kon zen trationslagers von einer bosnisch-serbischen Reserve polizei einheit in Bussen zu den über hundert Meter hohen Klippen bei Korićani gebracht, einzeln erschossen und über die Klippen hinunter geworfen. Und im Juli 1995 geschah das Srebrenica-Massaker, welches zum Mahnmal für die Sinnlosigkeit des Konflikts und die Ohnmacht der inter natio nalen Staatengemeinschaft wurde. Überhaupt kam es in fast allen serbisch kontrollierten Gebieten mit unsicherer Bevölkerungsmehrheit zu ethni schen Säuberungen mit all ihren Begleit erscheinungen. Oft wussten serbi sche Zivilistinnen von den Massen ver ge waltigungen und halfen teilweise auch aktiv mit, diese zu organisieren. Serbische Offiziere und lokale serbische Geschäftsleute machten ein profitables Geschäft aus dem Verkauf und der Vermietung bosniakischer Frauen und Mädchen – besonders oft nach Montenegro – wo sie als Sklaven in Cafés und Restau rants arbeiten mussten, während die sexuellen Miss hand lun gen weiter gingen. Manche dieser Mädchen waren nicht älter als zwölf.
     
     
    Ich räusperte mich und schaute Ivica in die Augend . «Meine Tochter wird erst gerade zwölf!»
    «Ich weiss», sagte er, «man kann sich kaum vorstellen, was da abging.»
    «Aber ist das wirklich alles wahr? Die Serben haben doch immer behauptet, das sei alles reine Propaganda. Ich kann mich noch an die Berichterstattung damals bei der Bombardierung dieses Platzes in Sarajevo erinnern.»
    Ivi nickte. «Der Markale-Platz.»
    «Genau. Die Serben behaupteten, die Moslems hätten die eigenen Leute getötet, um die Welt gegen die Serben aufzubringen.»
    Ivica schnaubte verächtlich und erwiderte: «Natürlich wurde viel Propaganda betrieben, aber für alles, was ich erzählt habe, wurde jemand in Den Haag verurteilt.»
    «Unfassbar!»
    «Weisst du, die bosnischen Kroaten waren leider auch nicht unschul dig. Genauso wenig wie die Bosniaken. Und das Vorgehen war meist identisch mit dem der Serben. Im Januar 1993 hat die HVO zum Beispiel Gornji Vakuf in Zentralbosnien angegriffen, weil es für die Kroaten eine wichtige Verbindung zwischen der Herzegowina und dem Lašva-Tal darstellte, welches ebenfalls zu ihrem Territorium gehörte. In den darauffolgenden Monaten haben sie die Stadt durch permanentes Artilleriefeuer dem Erdboden gleichgemacht, mit hunderten von zivilen Opfern.»
    «Die Kroaten haben sowas getan?»
    «Ja. In Mostar war’s das gleiche. Das ist eine Stadt in der Herze go wi na. Sie wurde am Anfang des Kriegs achtzehn Monate lang von der JNA belagert. Kaum hatten die Bosniaken und Kroaten gemeinsam die Serben vertrieben, begannen die Kroaten im westlichen Teil der Stadt im Mai 1993 mit der Vertreibung der Musli me, und zwar ebenfalls mit Massenexekutionen und Vergewaltigungen. Im Laufe

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