Sonnenfinsternis: Kriminalroman
wasserdichtes Alibi.»
« Was, einen Pokerabend mit seinen Glatzköpfen?»
« Nein, Knast.»
«Scheisse . Ja, das ist wirklich ziemlich wasserdicht. Aber er kann’s ja in Auf trag gegeben haben.»
«Möglich, aber das passt irgendwie nicht zu ihm. Das b ehaupten zumindest Leute, die ihn kennen.»
«Und was denkst du?»
«Ich hatte den gleichen Eindruck. Er ist ein Kontrollfreak.»
«Okay. Was machen wir dann also jetzt , den Albanern aufs Dach steigen?»
«Was meinst du mit ‹wir›?»
Er grinste. «Na, mit wem soll ich denn Bier saufen, wenn dir ein albani sches Stellmesser zwischen den Rippen steckt ?»
«Nett von dir. Was ist mit deinen Rippen?»
«Aus Eisen.»
«Ach so», erwiderte ich sarkastisch , «dann gib gut acht, dass sie keinen Rost ansetzen . Aber w as die Albaner angeht, da gibt’s auch ein paar Ungereimtheiten.»
«Welche?»
«Also, abgesehen, davon, dass kein Motiv erkennbar ist und Blerim schwört, dass er noch nie von Hasanović gehört hat : W eder ich noch die Bullen haben den geringsten Hinweis dafür gefunden, dass Mujo irgendwas mit der Drogenmafia zu tun hatte.»
«Vielleicht habt ihr einfach unter den falschen Steinen nach gesehen?»
«Möglich, aber ich denke nicht. Es passt überhaupt nicht dazu, wie ihn alle beschrieben haben. Ausserdem: Es war zwar Geld in seinem Mund…»
«Eben, doch die Albaner!»
«…aber viel zu wenig. Wenn die Albaner ein Exempel statuieren, dann stopfen sie dem Opfer doch nicht nur so ein paar lausige Kröten in den Mund.»
« Wie viel war denn drin?»
«Ganze fünfzig Franken. Fünf Zehnernoten.»
Ivica war sichtlich überrascht. «Das macht wirklich keinen Sinn.»
«Eben.»
«Na schön. Und was wissen wir noch?»
«Rappolder und seine Jungs haben was Grosses vor. In dem Zusam men hang hat einer von Rappolders Chorknaben den Ausdruck Gladio benutzt. Rappolder hat ihm dafür gleich ein zweites Arschloch gerissen. Ich bin der Sache nachgegangen. Das einzige, was ich gefunden habe, hat mit dem Kalten Krieg zu tun. Aber der ist lange vorbei und ich sehe da keinerlei Verbindung zu Mujo oder dem Bosnienkrieg oder was auch immer.»
«Falsch verstanden?»
«Ich denke nicht. Es war ganz deutlich.»
«Okay, das bleibt auch offen.» Er grinste und fragte ironisch: «Wissen wir überhaupt irgendwas?»
«Ja, dass Mujo tot ist. Und das s mir das gewaltig stinkt.»
Ivica nickte ernst. « Mir auch. Und was nun?»
« Ermitteln ist oft wie an einem kleinen losen Faden ziehen , der irgendwo heraushängt . Ziehst du daran, fällt n ach und nach dann der ganze Pullover aus einan der. Erst dann kannst du sehen, was darunter steckt.»
Ivica grinste. «Titten?»
«Von mir aus, wenn du’s dir nur so vorstellen kannst.» Ich schüttelte den Kopf. «Im Moment ziehen wir also an einem losen Faden und wissen nicht, wohin das führt. Aber wenn wir nicht weiter daran ziehen, sehen wir die Titten darunter nie.»
Grinsend prostete mir Ivica zu. Die Geschichte mit Begić schien ihn weniger zu beschäftigen als mich. Dann fragte er: «Also, an welchem Faden ziehen wir nun?»
«Luka Princip. Wir wissen, was aus Hasanović und Begić geworden ist. Bei den Neonazis sind wir in eine Sackgasse geraten und bei den Albanern haben wir keiner lei Anhaltspunkte. Die Kopfgeldgeschichte scheint mir ziemlich weit her ge holt. Aber Fakt ist, in Mujos Tagebuch – oder was immer das war – steht der Satz ‹W as soll ich wegen Luka Princip unternehmen ?!› , mit Frage- und Ausrufe zei chen . Das weisst doch darauf hin, dass Mujo tatsächlich etwas unternehmen wollte, oder nicht?»
«Ich finde, du klammerst dich da an einen ziemlich dünnen Stroh halm. Vielleicht meinte er mit ‹unternehmen› nur seine Therapie?»
«Möglich.»
«Oder», erwärmte sich Ivica für seine Rolle als Advocatus Diaboli , «er hat das noch im Krieg oder gleich danach geschrieben. Wie alt ist der Eintrag?»
«Keine Ahnung. Möglich wär’s.»
«Eben.»
«Hast du eine bessere Idee?»
«Nein.»
«Also dann. Sonst haben wir nun mal nichts.»
«Und was genau willst du tun?»
Ich kratzte mich nachdenklich am Kopf. «Überlegen wir mal. Was wissen wir von Princip ?»
«Ausser, dass er ein Sadist war? I st? War oder ist . »
«Genau, ausser das.»
«Er gehörte zu Arkans Schlächtern.»
«Da bist du der Experte. Wo sind diese Kerle heute?»
«Viele sind beim organisierten Verbrechen gelandet . Aber so gesehen war das kein grosser Schritt für sie. Die ganzen Paramilitärs waren
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