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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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deine Auftraggeber identifizieren. Du weisst, dass du auskunftspflichtig bist.»
    Das wusste ich tatsächlich, und so antwortete ich: «Na ja, es war dir ja sowieso klar, dass ich von seiner Frau beauftragt wurde, nicht?»
    «Schien mir logisch, ja.»
    «Eben. Sie spricht kein Deutsch und wird von Mahir Kulenović beraten. Oder vertreten. W as weiss ich. Auf jeden Fall übersetzt er für sie und gibt ihr wohl auch Ratschläge.»
    «Kulenović ? Der Imam?»
    «Ja», antwortete ich, «genau der.»
    «Ein super Typ . Hat uns damals sehr geholfen.» Seine Miene war nach denk lich.
    «Eben.»
    «Und was hat er mit der Sache zu tun?»
    «Soweit ich das beurteilen kann, sonst nichts. Er ist Imam des bosnischen Džemat , und die beiden Hasanovićs gehören zu seiner Gemeinde. Ich denke, er tut der Hasanović einfach einen Gefallen.»
    «Na gut», sagte Steiner. «Willst du die beiden vorinformieren, bevor wir sie offiziell aufbieten?»
    «Das wäre gut, ja. Zuerst würde ich d i e Leiche aber gerne selber sehen. Geht das?»
    «Ja, das kann ich arrangieren. Das IRM hat sie.»
    Das IRM war das Institut für Rechtsmedizin der Universität Zürich, welches für die Behörden pro Jahr zwischen vierhundert und fünf hun dert Obduktionen durchführte.
    «Sind sie mit der Obduktion schon fertig?» fragte ich erstaunt. «Oder gab’s nur eine Legalinspektion?» Eine Legalinspektion war die äussere Untersuchung einer Leiche, einerseits überhaupt zur Feststellung des Todes und andererseits zur Bestimmung der äusserlich sichtbaren Ursachen und Umstände des Todes. Bei einer Obduktion wurde sie von aussen und innen untersucht.
    Steiner antwortete erwartungsgemäss: «Obduktion. Mit allem drum und dran. Toxikologische Untersuchung und so weiter. Hinterberger und ihre Leute haben sich beeilt. Ich habe einen Gefallen eingezogen.» Er hustete. «Wie gesagt, die Sache stinkt mir. Und Manser ebenfalls.»
    «Manser? Die Staatsanwältin?»
    «Genau die. Sie ist für diesen Fall zuständig.»
    «Und», fragte ich, «wie komme ich ins IRM rein?»
    «Durch die Vordertür, würde ich vorschlagen.» Steiner tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. «Ich denke nicht, dass wir bis morgen warten sollten. Ich kann dich aber auch nicht hinfahren.»
    «Klar.» Ich grinste breit . «Unser Gespräch hat ja schliesslich nie stattgefunden, James. »
    «Nicht deshalb, du Blödmann. Aber ich muss vorher noch was erledi gen. Wir können uns in etwa einer Stunde vor der Uni-Mensa auf dem Ir chel treffen. Das Institut ist gleich da um die Ecke. Okay für dich?»
    Ich nickte. «Ja, sicher. Eine Frage: Musst du die Manser nicht zuerst fragen?» Silvia Manser gehörte nicht zu meinem zugegebenermassen sowieso kleinen Fanklub.
    «Nicht nötig», antwortete er, «wenn sie’s erfährt, erklär ich’s ihr. Ansonsten wird die offizielle Identifizierung ja durch die Angehörigen erfolgen. Wir können dich also ganz raushalten, und sie muss gar nicht Bescheid wissen.»
    «Okay.»
    Steiner zögerte kurz. Dann meinte er: «Es gibt noch einen anderen guten Grund, deine Verwicklung in die Sache möglichst im kleinen Kreis zu halten.»
    «Und welchen?», fragte ich.
    «Weisst du, wem Dierauer die Ermittlungsleitung übertragen hat?» Ermitt lungs leiter war fast immer ein Polizeioffizier, auch wenn die Knochenarbeit von den unteren Graden erledigt wurde.
    Mir schwante Unheil. «Sag jetzt nicht Roth!»
    «Genau, Roth.»
    «Im Ernst? Ich dachte, der sei immer noch in Ungnade gefallen?»
    «Schon», erwiderte er bitter, «aber alle guten Offiziere sind ausgelastet, und so einen kleinen Wachtmeister wie mich kann man doch nicht unbeaufsichtigt herumpfuschen lassen, oder? Und das Opfer ist nun mal kein Politiker oder Bankdirektor.»
    «Na schön. Aber ja, dann ist’s eine doppelt gute Idee, meinen Namen rauszu halten, sonst wirft er mir nur bei jeder Gelegenheit Knüppel zwischen die Beine. Danke, Markus.»
    «Schon gut.» Er räusperte sich. «Sobald wir sicher sind, wer der Tote ist, können wir uns daran machen, die Schweine zu schnappen. Sowas mag ich in meiner Stadt überhaupt nicht!»
    Obwohl er nicht mehr bei der Stadtpolizei, sondern bei der Kantons po li zei arbeitete, bezeichnete Steiner Zürich immer noch als seine Stadt, wie ein alter Sheriff im Wilden Westen.
    Bald darauf waren wir zurück beim Bahnhof Oerlikon, wo mich Stei ner rauswarf und davonbrauste.
     
    Eine knappe Stunde später fand ich mich nach eine r kurze n Fahrt im Vier zehner tram Cappuccino

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