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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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möglich, dass die zuständigen Ermittler etwas über sehen hatten. Sogar Steiner konnte das einmal passieren.
    Als Erstes musste ich in Erfahrung bringen, ob die Polizeiakten zusätzliche Ermittlungsergebnisse enthielten, die mir bisher nicht bekannt waren. Ich spielte mit dem Gedanken, Steiner zu fragen, verwarf ihn aber wieder. Ich schuldete ihm bereits zu viele Gefallen. Zunächst würde ich versuchen, Steiner da rauszuhalten. Also blieb noch Zada übrig. Ah, Zada.
    Zada Meier war eine der rund dreihundertfünfzig zivilen Angestell ten bei der Kantonspolizei. Sie war also keine Polizistin, sondern das, was man eine Papiertigerin nannte, obwohl sie die meisten Zeit am Computer sass. Das machte sie momentan für mich besonders interes sant, weil sie in ihrer Funktion Zugriff auf POLIS hatte, das Polizei-Informationssystem der Kantonspolizei Zürich sowie der Stadt poli zeien Winterthur und Zürich. Ihre aktuelle Berechtigungsstufe kannte ich zwar nicht, aber es war ja nicht so, dass es sonst viele Möglichkeiten für mich gab. Also rief ich sie an.
    Zadas rauchige, tiefe Stimmte lachte fröhlich ins Telefon. «Hey, wie geht’s dir? Lange nichts von dir gehört.»
    «Mir geht’s gut, danke. Dir auch?»
    «Ja, alles paletti.» Dann fügte sie in schelmischem Ton hinzu: «Noch besser ginge es mir allerdings, wenn wir uns heute Mittag kurz zu mir verdrücken könnten.» Zada war eine meiner Exfreundinnen und machte gerne anzügliche Bemerkungen.
    Ich grinste. «Da gebe ich dir Recht. Aber Fiona nimmt’s ziemlich genau mit der Monogamie, weisst Du…»
    «Du und deine blöden Prinzipien!» Sie kicherte.
    «…aber als Trostpreis könnte ich dir anbieten, dich morgen Mittag zum Essen einzuladen.»
    Ihr Ton wurde schlagartig misstrauisch. « Aha ! Was willst du?»
    Ich musste erneut grinsen und antwortete: «Du hast mich erwischt. Ich brauche tatsächlich etwas. Aber das heisst nicht, dass ich dich nicht sehen will.»
    «Jaja», meinte sie, «schon gut. Warte kurz.» Ohne ein weiteres Wort legte s ie auf. Verdutzt schaute ich mein Handy an und wartete. Währenddessen fuhr der Zug in den Hauptbahnhof ein. Ich stieg aus, ging die Rolltreppen hinauf zur Hauptebene und dann nach rechts Richtung Platzspitz. Dieser Stadtpark an der Limmat, gleich hinter dem Hauptbahnhof und neben dem Landesmuseum, war in den Achtziger jahren europa weit für die offene Drogenszene bekannt gewesen, die wie ein riesiger Schim mel pilz davon Besitz genommen hatte. Nach deren gewaltsamer Auflösung wagte sich der Rest der Stadt langsam wieder hinein, aber meistens tummelten sich auch heute noch nur wenige Leute im Park. Also ein ideales Plätzchen, wenn man privat telefonieren wollte.
    Nach etwa fünf Minuten läutete mein Handy erneut. Ohne die Num mer zu kontrollieren nahm ich ab und sagte vorwurfsvoll: «Na, das hat ja gedauert!»
    Zu meiner Überraschung war es nicht Zada, sondern Ivica Sanader, der überrascht fragte: «Was hat gedauert?»
    «Ups», antwortete ich, «falsche Person. Sorry, Ivi, kann ich mich später bei dir melden? Ich warte auf einen Anruf.»
    «Machst du das nicht immer? Wie viel später?»
    «Maximal eine halbe Stunde.»
    «Ja, das ist okay. Ich habe um fünf noch einen Termin bei einem Klienten, aber der sollte nicht lange dauern. V orher und nachher bin ich erreichbar.»
    «Okay, ich melde mich bei dir. Ciao.»
    Kaum hatte ich aufgelegt, läutete es schon wieder. Zada war sicht lich ungehalten. «Was soll der Scheiss? Zuerst soll ich was für dich erle di gen und dann bist du nicht mal erreichbar?»
    Ich schmunzelte. «Beruhig dich, Zsa Zsa Gabor. Ich habe abgenom men, ohne die Nummer zu kontrollieren. Du musstest, was, ganze zehn Sekunden warten?»
    Logik besänftige sie nicht. «Ja, aber ich musste wegen dir meine Pause vorverlegen .»
    «Es war nur Ivi. Ivica Sander. Er hat mich zurückgerufen.»
    Das hob ihre Stimmung sofort. «Ivica? Mmm. Ist er immer noch verheiratet?»
    «Ja, ist er.»
    «Schade.»
    Ich schmunzelte. Zada war Zada. «Also, kannst du jetzt reden?»
    «Ja, ich bin im Hof draussen. Was willst du? Und mach’s kurz, ich will noch eine rauchen, bevor meine Pause um ist.»
    Ich erklärte ihr in wenigen Worten, was ich brauchte: m inimal eine Zusam men fassung der wichtigsten im Hasanović-Dossier enthaltenen Ermittlungs ergeb nis se, maximal eine Kopie des gesamten Dossiers. Sie hustete und meinte iro nisch: «Ist das alles? Du änderst dich wohl nie.»
    «Ach komm, versuch’s, okay? Ich werde dir

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