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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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Büchergestell, welches die gesamte rechte Wand bedeckte und mit allerlei auf Deutsch, Kyrillisch und Arabisch beschrifteten Büchern gefüllt war. Er setzte sich auf den schwarzen Bürostuhl hinter seinem Kirschholz-Schreibtisch und zog zwei in der Ecke stehende Holzstühle heran. Dann lud er mich mit einer Handbe wegung ein, Platz zu nehmen. Ich folgte der Aufforderung und blickte ihn erwartungsvoll an.
    «Sie fragen sich sicher», begann er, «weshalb ich Sie nach drei Monaten einfach so aus heiterem Himmel anrufe.»
    «Der Gedanke ist mir tatsächlich gekommen», antwortete ich und blickte ihm in die Augen. «Der Hasanović-Fall?»
    Er hielt mir die Handfläche der rechten Hand in einer Geste ent ge gen, die ich als Warten Sie kurz! interpretierte, nahm mit der anderen den Hörer des altertümlich anmutenden Telefons auf seinem Schreib tisch von der Gabel und wählte mit dem Zeigefinger eine dreistellige Num mer. Nach kurzer Pause sprach er ein paar Worte in die Sprech muschel und legte dann wieder auf. «Bitte haben Sie noch einen Moment Geduld. Möchten Sie einen Kaffee?»
    Kaffee war für mich prinzipiell immer eine gute Idee. «Arabischer Kaffee?»
    Er schmunzelte. «Wenn Sie möchten.» Er wählte erneut und sprach ein paar Worte in die Muschel. Kaum zwei Minuten später kam eine rundliche ältere Frau mit einem kleinen Tablett herein, auf dem zwei konische Kupferkännchen mit langem Griff und zwei reich verzierte, farbige Porzellantassen standen. Sie stellte das Tablett auf den Schreibtisch und ging wortlos wieder hinaus. Ich leerte den Inhalt meines Kännchens in meine Tasse, gab noch etwas Zucker hinzu, rührte das Ganze gut um und nahm einen Schluck. Er schmeckte süss und stark, mit einem Hauch von Kardamom.
    In diesem Moment kam die Eisprinzessin durch die geöffnete Büro tür. Sie trug ein dunkles Kleid und ein Kopftuch, und obwohl seit unserem ersten Treffen nur drei Monate vergangen waren, sah sie noch verhärmter aus, wenn das überhaupt möglich war. Sie wechselte ein paar für mich unverständliche Worte mit Kulenović und setzte sich dann. Meine Anwesenheit schien sie nicht zur Kenntnis zu nehmen.
    Der Imam öffnete die oberste Schublade in seinem Schreibtisch und nahm einen dicken Umschlag heraus, den er vor mir auf die Tischplatte legte. Ich hatte genug Krimis gesehen, um zu vermuten, dass darin Geld war. Und zwar e ine ansehnliche Menge Geld.
    Mit meinem besten Pokergesicht fragte ich: «Was ist das?»
    Kulenović ignorierte meine Frage und sagte stattdessen: «Wir möchten Sie wieder engagieren, Herr van Gogh.»
    «Wer ist ‹wir › ?»
    «Das Džemat . Zugunsten von Jasmina und der ganzen Gemein schaft.»
    «Um was zu tun?»
    «Wir möchten, dass Sie für uns den Mörder von Mujo finden.»
    «Oder die Mörder», erwiderte ich. «Oder die Mörder in .»
    Ohne eine Übersetzung zu benötigen warf mir die Eisprinzessin einen miss bil li genden Blick zu und sagte etwas zum Imam. Wieder bemerkte ich die unergründliche Trauer, die sich in ihren Augen widerspiegelte. Kulenović machte ein peinlich berührtes Gesicht, übersetzte aber nicht. Ich liess die Sache jedoch nicht auf sich beruhen und fragte: «Was hat sie gesagt?»
    Widerstrebend antwortete er: «Sie sagt, Frauen würden so was nicht machen.»
    Der Drang, laut herauszulachen, war fast unwiderstehlich. Während meines Polizei dienstes hatte ich nichts gesehen, was Frauen nicht genauso wie Männer machen würden. Was den kriminellen Einfalls reichtum und die Grausamkeit an belangte, so hatten weder die Männer noch die Frauen einander etwas voraus. In einem Punkt hatte die Eis prinzessin allerdings Recht: Die schiere physische Kraft, welche nötig war, eine Leiche samt daran gekettetem Stahlträgerstück auf ein Boot zu schleppen und dann etwas weiter draussen über Bord zu werfen, wies auf eine Gruppe hin. Eine Gruppe von Männern, höchstwahr scheinlich. Das bedeutete aller dings nicht, dass die Tat nicht von einer Frau geplant und in Auftrag gegeben worden sein konnte. Oder dass keine Frauen unter den Tätern waren. Ich ignorierte die lächerliche Bemerkung, so gut ich konnte, und hakte stattdessen nach: «Und wieso brauchen Sie meine Hilfe?»
    Ohne zunächst meine Frage zu beantworten, begann der Imam einen rapiden Wortwechsel mit Jasmina Hasanović. Nach einer halben Minute oder so drehte er sich schliesslich zu mir um und sagte nur: «Mujos Tod ist ungesühnt.»
    Ich war mir nicht sicher, ob ich richtig gehört hatte. «Sie

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