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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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brauchen meine Hilfe, um sich zu rächen ?»
    «Mujos Tod ist ungesühnt. Der Koran sagt: Es liegt Leben für euch in der Vergeltung.»
    «Ach ja?», rutsche es mir heraus, «und wo genau?»
    Ohne mit der Wimper zu zucken antwortete er: «Sure 2, Vers 179.»
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Also sagte ich gar nichts. Auf diese Weise sagt man selten etwas Falsches. Kulenović schwieg ebenfalls, und die Eisprinzessin starrte wortlos vor sich hin. Eine regelrechte ménage à trois des Schweigens. Schliesslich fragte ich zögerlich: «Und was genau wollen sie von mir?»
    «Wir möchten, dass Sie herausfinden, wer ihn getötet hat.»
    «Damit Sie sich rächen können?»
    «Damit diese ihrer gerechten Strafe zugeführt werden können, in schallah », antwortete der Imam irritiert. «Ist das nicht, was mit Mördern gesche hen sollte?»
    «Kommt drauf an», erwiderte ich ebenso irritiert, «wie die Strafe aussehen soll. Wenn Sie an Selbstjustiz denken sollten, müssen Sie auf mich verzichten.»
    Kulenović legte seine Hände auf meine und meinte besänftigend: «Beruhigen Sie sich. Es war keine Rede davon, dass wir das Recht in die eigenen Hände nehmen wollen. Wir möchten lediglich, dass Sie die Täter finden , damit ihnen der Prozess gemacht werden kann und sie ihre gerechte Strafe von der Justiz erhalten.»
    «Na gut», lenkte ich ein, «aber dann erteilen Sie mir den Auftrag bitte schriftlich. Und erwähnen Sie das explizit.» Zehn Jahre in einer grossen Bürokratie hatten mich gelehrt, dass es nie schaden konnte, sich abzusichern. Ich beabsichtigte nicht, für etwas zur Rechenschaft gezogen zu werden, das sich meiner Kontrolle entzog. Wie zum Beispiel eine gut-balkanische Blutrache, sollte ich die Täter tatsächlich finden. Schön , vielleicht war ja Blutrache auch nur ein albanische r Brauch , kein bosnischer, aber ich verstand zu wenig vom Balkan, um da sicher zu sein.
    Kulenović verzog keine Miene und meinte nur: «Selbstverständlich, wenn Sie das brauchen. Also, werden Sie uns helfen?»
    Eigentlich war mir von Anfang an klar gewesen, dass ich genau das tun würde.Die offenen Fragen im Hasanović-Fall störten mich, und auch das Geld kam mir sehr gelegen. Aber wie schon beim letzten Mal passte es mir nicht, diesen Leuten ihr weniges Geld abzuknöpfen. Und hinsichtlich des Erfolgs war ich keineswegs so zuversichtlich, wie es meine beiden Gesprächspartner zu sein schienen.
    Bevor ich erneut zusagte, wollte ich deshalb ein paar Punkte klären. «Ist Ihnen klar, worauf Sie sich einlassen? Eine solche Untersuchung kann dauern. Ausserdem gibt es keine Garantie, dass den Kosten am Schluss wenigstens das gewünschte Resultat gegenübersteht. Ich meine, die Polizei hat bedeutend mehr Ressourcen als ich, und trotzdem sind sie ganz offensichtlich nicht weiter ge kommen.»
    Kulenović hielt beschwichtigend seine Hand auf und meinte: «Das ist uns alles klar. Wir haben finanzkräftige Sponsoren gefunden… »
    «Die drei Herren vorhin?», unterbrach ich ihn.
    Er nickte und fuhr nahtlos weiter: «…und sind daher bereit, Ihre Bemühungen grosszügig zu honorieren. Ein Bonus für die Zusage sowie einen weiteren im Erfolgsfall. Ein fünfzig Prozent höherer Ansatz als letztes Mal. Zuzüglich Spesen. Solange es dauert, also bis Sie den oder die Täter gefunden haben oder bis die Sponsoren es sich anders überlegen. Was immer zuerst kommt.»
    Das Wort ‹Bonus › klang überzeugend. Trotzdem fragte ich vorsichts halber: «Woher stammt das Geld? »
    «Das braucht Sie nicht zu kümmern.»
    «Aus legalen Quellen?»
    «Ich denke schon.»
    «Wer sind die drei Herren?»
    «Geschäftsleute.»
    «Welche Art Geschäfte?»
    «Alle Arten.»
    «Und was», versuchte ich es auf eine andere Art, «ist das Interesse der Herren am Fall?»
    Der Imam blickte mich ausdruckslos an und sagte nichts. Jasmina Hasanović sah Kulenović an und schwieg. Ich schaute den Geldum schlag vor mir auf dem Tisch an und hielt die Klappe. Déj à -vu.
    Schliesslich überzeugte mich der Gedanke an mein leeres Bankkonto und meine anspruchsvolle Ex. So genau musste ich es wohl doch nicht wissen.
    «Also gut», sagte ich deshalb, «ich bin dabei.»
    Kulenović holte tief Luft. Dann lächelte er und meinte: «Ich hatte die Hoffnung, dass Sie unsere Argumente überzeugen würden.» Er sprach kurz mit Jasmina Hasanović. Dann wandte er sich wieder an mich fragte: «Wann können Sie beginnen?»
    «Sofort.»
    «Und wie schätzen Sie unsere Aussichten ein?»
    Ich

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