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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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umlegen, wenn er etwas beson ders Schlimmes getan hat. Schlimm aus ihrer Sicht, natürlich. Meist sind es Typen, die Geld von ihnen geklaut oder sie verraten haben. Was für diese Gangs das Gleiche ist. Dann wird ihnen mit einem Teil dieses Geldes symbolisch das Maul gestopft. Aber es müsste dabei wirklich um eine grosse Sache gehen.»
    «Von welchen Beträgen sprechen wir hier?»
    «Oh, ich weiss nicht… sicher ein paar Tausend er . » Er lächelte gequält. « Sonst macht ‘ s ja keinen Eindruck, nicht ? Wie viel hatte er denn im Mund?»
    Ich antwortete nicht, sondern überlegte. Warum zum Teufel sollte ein obskurer albanischer Clan, der in der Schweiz wahrscheinlich gar nicht aktiv war , den Vorzeigebürger Hasanović umbringen?
    «Sag mal, Blerim», fragte ich, «ist es möglich, dass auch andere Clans auf diese Weise ein Exempel statuieren? Kosovarische, zum Beispiel?»
    Er dachte nach. «Klar ist das möglich, sowas spricht sich ja rum. Aber die meisten der Kosovaren hier kenne ich. Ziemlich sicher hätte ich davon gehört, wenn hier jemand auf diese krasse Weise umgelegt worden wäre. Normalerweise verbreitet sich sowas in der Szene wie ein Lauffeuer. Da wird ja nicht einfach jemand in einer dunklen Ecke abgemurkst. Sowas braucht Planung. Und wenn zu viele Leute auf zu prominente Weise umgelegt werden, dann haben sie wochen lang die Bullen auf dem Hals. Das ist schlecht für’s Geschäft.»
    «Na schön.» Ich zeigte ihm nochmals das Foto. «Du weisst, wo du mich findest, wenn du was hörst.»
    «Ja, klar.»
    Ich fixierte ihn mit meinem kältesten Blick. «Und lass dir ja nicht einfallen, mich zu verarschen. Du weisst, ich kann sehr unangenehm werden.»
    «Ja, das weiss ich. Im Ernst, van Gogh, ich hab den Typen noch nie gesehen und auch noch nie von der Sache gehört. Kein Sterbenswört chen. Ehrlich!»
    «Na schön. Wenn dir irgendwas zu Ohren kommt…»
    «Ja, versprochen, du kennst mich. Du kannst dich echt auf mich verlassen.»
    Ich liess ihn stehen und machte mich auf den Rückweg zum Büro. Unterwegs rief ich Kulenović an und bat ihn, bei Jasmina Hasanović nachzufragen, ob ihr Mann öfters im Ausland gewesen sei und falls ja, wo. Wenige Minuten später rief er bereits zurück und teilte mir mit, dass Mujo in den letzten zehn Jahren nur ab und zu nach Österreich gefahren sei. Und einmal nach Holland . Nicht einmal nach Bosnien sei er gereist. Ich dankte ihm und legte nachdenklich auf.
    Eine Auslandreise alle paar Jahre reichte kaum aus, um eine grosse, geheime Verbrecherkarriere ausserhalb der Schweiz zu machen. Andererseits wusste ich, dass Hasanović Geheimnisse gehabt hatte. Was zum Teufel hatte er an diesen mysteriösen Abenden gemacht, als er weder bei der Arbeit noch zu Hause war? Hatte er doch insgeheim für die albanische Mafia gearbeitet? Aber in welcher Funktion? Und wäre das seiner Frau nicht aufgefallen? Wäre ihm da nicht früher oder später die Polizei auf die Spur gekommen? Und wenn er doch mit lokalen Gangstern zu tun gehabt hätte, müsste der normalerweise gut informierte Blerim nicht davon gehört haben?Verfluchte Scheisse!
    Ich ging zurück ins Büro und verbrachte den Rest des Nachmittages mit allerlei Papierkram. Gegen halb sechs schaltete ich meinen Laptop aus, nahm meine Beretta aus dem Wandsafe und machte mich auf den Nachhauseweg.
     
    A ls Claudia Niamh vorbeibrachte , war i ch bereits am Kochen. Wie immer hatte meine Tochter einen Bärenhunger, und von der grossen Portion Spaghetti mit Thunfischsauce, die sie sich gewünscht hatte, blieb nichts übrig. Danach schauten wir uns den neusten Harry Potter auf DVD an. Der Film war nicht wirklich mein Fall, aber die Art, wie sich Niamh an mich kuschelte, entschädigte mich dafür. Um halb zehn steckte ich sie ins Bett, gab ihr den obligaten Gutenachtkuss und löschte trotz ihres Protests das Licht. Nach einem kurzen Telefongespräch mit Fiona legte ich mich ins Bett und nahm einen Spiegel -Artikel über keltische Kunst in der Spätantike zur Hand. Nur zehn Minuten später gab ich es wieder auf und legte das Magazin weg. Ich war nicht bei der Sache. Der Hasanović-Fall liess mir keine Ruhe. Ich grübelte und studierte und ging im Kopf jedes Detail des Falles wieder und wieder durch. Um ein Uhr morgens überlegte ich mir ernsthaft, dem Sandmänn chen mit einem grossen Glas Whiskey auf die Sprünge zu helfen. Aber da Niamh bei mir war, verwarf ich die Idee wieder. Gegen halb zwei fiel ich schliesslich doch noch in einen

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