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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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unruhigen, traumlosen Schlaf.

Kapitel 10
     
    Die nächsten paar Tage waren ein einziges grosses Déjà-vu meines ersten Einsatzes in Sachen Mujo Hasanović. Ich fand absolut nichts heraus.
    Den Freitag und, da es nicht mein Wochenende mit Niamh war, den Samstag nutzte ich dazu, nochmals mit einigen der im Polizeibericht aufgelisteten Zeugen zu sprechen. Die ganze Liste nochmals durchzu gehen machte keinen Sinn. Immerhin war es schon mehr als drei Monate her seit Mujos Ermordung, und ausserdem hatte die Polizei auf jeden Fall gründliche Arbeit geleistet, wenn Steiner de facto die Ermitt lun gen führte. Andererseits konnte es durchaus sein, dass jemandem in der Zwischenzeit noch etwas in den Sinn gekommen war oder dass sich etwas Neues ergeben hatte. Unter den Personen, die ich aufsuchte, waren auch mehrere, mit denen ich selbst bereits einmal gesprochen hatte, so zum Beispiel die Nachbarn und die Gotti-Brüder, aber es brachte alles nichts. Noch am Freitag telefonierte ich auch mit Steiner und informiert ihn, dass ich wieder an der Sache dran war. Seine Reaktion war verhalten positiv, aber gleichzeitig merkte ich ihm seine Zweifel, dass ich allein etwas ausrichten konnte, deutlich an. Er liess mich wissen, dass der Fall offiziell weiter offen sei, sie aber bereits alles unternommen hätten, leider ohne Erfolg.
    Am folgenden Montag und Dienstag arbeitete ich mich ebenfalls ergebnislos durch die im Bericht enthaltene Liste der Veterinäre und Tierkliniken.
    Also blieb noch eine Massnahme, die bisher weder die Polizei noch ich in Betracht gezogen hatten. Etwas anderes war mir jedoch nicht mehr eingefallen, und so stand ich nun bei strömendem Regen an einem kalten Mittwochmorgen bereits um Viertel vor sechs an der Tramhalte stelle Freihofstrasse, von der aus Mujo Hasanović jeweils zur Arbeit aufgebrochen war. Meine dunkelblaue Goretex-Regenjacke hielt meinen Oberkörper und meine Beretta einigermassen trocken, aber meine Jeans waren bereits klatschnass und klebten an meinen Beinen. Meine ehemals weissen Turnschuhe waren schmutzig-grau und mach ten bei jedem Schritt laute Sauggeräusche. Das Geräusch erinnerte mich an einen billig synchronisierten Pornofilm.
    Mein Plan war zwar nicht genial, dafür aber simpel: Hasanović hatte jeden Morgen und jeden Nachmittag ein bestimmtes Tram zu einer bestimmten Uhrzeit benutzt, um zur Arbeit zu gelangen. In Anbetracht der Regelmässigkeit, mit der viele Schweizer ihr Leben lebten, war anzunehmen, dass er nicht der Einzige gewesen war. Wenn es mir also gelang, weitere Pendler mit diesem Rhythmus zu identifizieren, war ich der Sache zumindest wieder einen Schritt näher. Ich wollte heraus finden, weshalb Mujo an jenem Montag im Juli nach dem Mittagessen zwar zu Hause losgefahren war, sich aber unterwegs telefonisch krank gemeldet hatte und der Arbeit die nächsten vier Tage bis zu seiner Ermordung ferngeblieben war. Dass er seiner Frau nichts davon gesagt und ihr vorgegaukelt hatte, wie üblich zur Arbeit zu gehen, liess darauf schliessen, dass er nicht einfach blau gemacht hatte. Obwohl… der Gedanke an vier ganze Tage zu Hause mit der Eisprinzessin flösste mir auch Angst ein. Vielleicht hatte Mujo ja nur etwas Zeit für sich gebraucht? Vielleicht hatte er sich einfach vier Tage im Freibad erholt? Oder vielleicht hatte er auch nur vier Tage lang am Seeufer gesessen und zen -mässig auf die Wasseroberfläche gestarrt?
    All das war zwar möglich, aber wenig wahrscheinlich. Nach allem, was ich bisher über Mujo erfahren hatte, passte nichts davon zu seinem Charakter. Es musste etwas anderes sein. Die Frage war nur, was. Vielleicht hatte ja jemand etwas gesehen an diesem besagten Montag. Das war zwar unwahrscheinlich, aber eben, sonst fiel mir rein gar nichts mehr ein.
    In diesem Moment kam das Tram dahergerumpelt. Ich wartete so lange wie möglich und stieg dann als Letzter ein, und zwar zuhinterst. Bei dieser ersten Fahrt würde ich nur beobachten und versuchen, mir die Gesichter der Leute einzuprägen, die ich als mögliche Kandidaten betrachtete. U nauffällig studierte ich den Waggon. Obwohl er halb leer war, erstaunte es mich doch, wie viele Menschen bereits zu dieser unchristlichen Zeit zur Arbeit pilgerten. Interessant für mich waren nur diejenigen, die ein möglichst grosses Teilstück von Mujos Arbeitsweg mitfuhren, und ich entschied daher, dass ich nach solchen Pendlern Ausschau halten würde, die mindestens die Hälfte des Weges im Tram blieben. Ein Blick auf den in

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