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Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Titel: Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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unterdrücken.
    Noch einmal, ein zweites Beben und dann ein Luftzug, der von hinten durch das Fell an die Spitzen seiner Ohren strich.
    „Hast du das gehört?“, flüsterte er über die Schulter zu Marina.
    „Nein“, sagte sie und dann stärker beunruhigt: „Was denn?“
    „Nicht Reden“, ertönte die verärgerte Stimme des Generals von weiter vorn.
    Trotzdem, Schatten spürte diese Vibrationen der Luft und der Erde um sich herum. Sie waren so schwach, dass sie ihm leicht hätten entgehen können, kleine Klangströmungen, die sein Fell liebkosten, die dreckigen Wände entlang an ihm vorbeiglitten und schnelle Bilder vor seinem inneren Auge malten. Eine lange Schlange mit Federn. Ein doppelköpfiger Jaguar ... Sein Herz raste. Diese Bilder hatte er schon einmal gesehen: in seinen Träumen.
    Und plötzlich sah er, wie sich vor ihm zwei Augen öffneten, ein Paar schwarze Schlitze in der Finsternis. Schockiert knurrte Schatten und sandte Klangstrahlen aus. Aber da war nichts. Jetzt sehe ich schon Sachen. Hör auf damit.
    Aber der Tunnel zitterte wieder, und diesmal konnten alle es fühlen.
    „Es ist das Gewicht der Steine“, hörte er einen der Tunnelgräber zischen. „Das gefällt mir nicht. Die Erde ist locker hier.“
    Aber Schatten wusste, es war nicht nur das Gewicht über ihnen. Irgendetwas war bei ihnen im Tunnel, etwas, das durch Fels und Erde und Luft sickern konnte.
    „Wie lange wird das halten?“, fragte Cortez.
    „Lange genug, dass wir unsere Arbeit tun könnnen“, sagte der oberste Tunnelbauer, „aber wir wollen uns beeilen.“
    Von weiter oben hörte er ein dumpfes klunk von Stein gegen Stein. „Wir sind durch ...“, sagte über ihnen der Anführer der Tunnelgräber, „aber ... ich verstehe das nicht ...“ Es herrschte ein kurzes, bedrückendes Schweigen. „Eine Art Gräberfeld ...“
    Hinter General Cortez zwängte sich Schatten zwischen zwei riesigen Steinen durch und war plötzlich aus dem Tunnel heraus.
    Knochen.
    Der Tunnel hatte sie in ein Meer von Knochen gebracht. Schatten schauderte vor Abscheu und kämpfte sich hinter den anderen durch das lose Geröll. Der Hüftknochen einer Ratte prallte gegen seinen Flügel, ein Fledermausschädel stieß ihn in den Rücken. Überall waren Federn, abgelöste Fledermausflügel, Stücke von mumifiziertem Fell.
    Er kam an die Oberfläche, rutschte und stolperte, als die sich unter ihm bewegte. Dann konzentrierte er sich darauf, Marina und den anderen hoch zu helfen. Innerhalb einer Minute waren sie alle in einer dichten Gruppe versammelt und hockten unsicher auf einem Boden aus Gebeinen.
    „Ist dies der Ort?“, fragte Cortez Ishmael.
    Schatten drehte sich zu Ishmael um und sah, dass er so stark zitterte, dass seine Beine fast einknickten. Er nickte schnell und heftig, stumm vor Entsetzen.
    Der ganze Boden des langen Raumes war unter Knochen begraben, ein Zeugnis für Jahrhunderte von Nahrungsaufnahme. Der Verwesungsgestank war intensiv. Die Knochen an der Oberfläche glänzten noch klebrig von den Resten von Muskeln und Sehnen, die noch an ihnen hafteten. Schatten spürte einen Anfall von Angst. Waren die Gebeine seines Vaters hier irgendwo in all dem vergraben?
    Er riss seine Augen los von den Knochen und überzog den Raum mit Klang. Sie befanden sich anscheinend an seinem äußersten Ende. Beide Wände entlang lagen die rechteckigen Steinverliese, die Ishmael beschrieben hatte, vielleicht ein Dutzend auf jeder Seite, das nächste nicht weiter als drei Meter von ihnen entfernt. Ihre Außenwände waren dekoriert, mit Juwelen besetzt und mit gemeißelten Figuren, die Schatten schaudernd nur zu gut wieder erkannte: eine gefiederte Schlange, ein schwarzer Jaguar. Er ließ seinen Blick höher wandern und vor Schreck schrie er fast auf.
    Die Wände waren aus Schädeln erbaut.
    Diesmal waren es menschliche Schädel, einer über den anderen gestapelt, bis ganz zur Decke hinauf. Mit dem Echosehen bemerkte Schatten, dass ihre Augenhöhlen zurückstrahlten, die Kiefer waren weit geöffnet, als wollten sie rufen: Eindringling! Wir sehen dich! Wir hören dich!
    Cortez erteilte Befehle.
    „Dieser Tunnel“, sagte er und deutete mit dem Kopf auf den Schacht, durch den sie gerade hochgekommen waren, „ist unser Leben. Wenn wir ihn verlieren, verlieren wir unsere Rückzugsmöglichkeit. Ich möchte, dass er gut bewacht wird.“
    „Jawohl, General.“
    „Ich möchte, dass zwei fliegende Wächter sich zum Ende des Raumes begeben und dort Wache halten. Du und

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