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Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Titel: Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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offensichtlich geschwächt von dem, was sie durchgemacht hatten. General Cortez stand dabei, seine Augen sprangen von einer Ratte zur nächsten und suchten. Dann sah Schatten, wie sich sein Gesicht aufhellte. Er fiel auf alle viere und drängte sich durch die Menge.
    „Mein Sohn“, sagte Cortez und drückte sein Gesicht an das eines jungen Rattenmännchens.
    Schatten starrte hin. Er war wie versteinert und wünschte diesen Augenblick für sich selbst.
    Als die letzte Ratte das Verlies verlassen hatte, verschwendete Cortez keine Zeit. Er wandte sich an zwei seiner Soldaten: „Begleitet sie jetzt zurück zum Tunnel.“ Dann sagte er zu Schatten und Marina: „Nun wollen wir eure Freunde suchen, damit wir diesen verfluchten Ort verlassen können.“
    Wieder in der Luft schlug Schatten weite Bögen über die ganze Breite des Raumes. Seine Ohren waren hoch aufgestellt und bewegten sich auf der Suche nach Fledermausgesang.
    „Dies da, glaube ich“, sagte Ishmael neben ihm und deutete mit dem Kinn auf ein Verlies.
    Schatten schwang sich zu diesem hinab, aber obwohl er ganz niedrig über dem Dach hinwegstrich, konnte er nicht einmal das schwächste Quieken hören.
    „Doch“, sagte Ishmael. „Ich bin sicher, das ist es.“
    „Such die Tür“, sagte Marina.
    Die befand sich auf der anderen Seite, aber der Stein war bereits vollständig zur Seite gerollt und ließ die Öffnung sehen.
    „Das kann es nicht sein“, sagte Schatten und landete. „Doch“, wisperte Ishmael entsetzt, „dies ist es. Ich erinnere mich an die Zeichen über der Tür.“
    Mit wachsender Angst streckte Schatten den Kopf durch die Öffnung. Er sandte Klang aus und sah, dass das Verlies in der Tat leer war. Aber die Nase sagte ihm noch mehr. Er konnte die Wärme der Fledermäuse riechen und die zerkratzten und blutigen Steinwände hallten noch von ihren Rufen wider.
    Ungestüm zuckte Schatten aus dem Verlies zurück und stieß in seiner Eile an Marina. „Sie sind gerade noch hier gewesen!“
    Ishmael war noch in der Luft. Er brachte es nicht über sich, näher an sein früheres Gefängnis heranzukommen. „Sie müssen sie schon nach oben gebracht haben“, sagte er. Der Rest hing unausgesprochen in der Luft. Hinauf zum Tempel, hinauf für die Opferung.
    „Was ist los?“, fragte General Cortez, als er zu ihnen aufgeschlossen hatte und die schon offene Tür sah.
    „Zu spät“, krächzte Schatten. „Wir kommen zu spät. Wir müssen ihnen nach!“
    „Nein“, sagte Cortez, „das ist unmöglich.“
    „Du hast deinen Sohn zurück!“, sagte Schatten. „Lass mich meinen Vater zurückbekommen.“
    Für einen Augenblick erweckte der General den Eindruck, als würde er nachgeben, aber fast sofort verhärtete sich sein Gesicht wieder. „Denk an das, was ich vorher gesagt habe. Wir werden keinen Angriff starten. Du hast alles getan, was du tun konntest. Es ist jetzt zu spät für sie. Es tut mir Leid, aber wir treten jetzt unseren Rückzug an! Geh und sag das Caliban und deiner Mutter. Wir brechen auf.“
    Ein dumpfes unterirdisches Rumpeln erschütterte den Raum, sodass die Knochen auf dem Boden fürchterlich aneinander klapperten. Staub regnete von der Decke herab und dann wehte ein langsamer Seufzer durch die Luft und strich durch Schattens Fell.
    „Was war das?“, fragte Marina und erhob sich vorsichtig vom Boden.
    „Erdbeben“, sagte Cortez. „Beeilt euch, wir ziehen uns zurück.“
    Aber Schatten wusste, dass dies kein einfaches Erdbeben war. Die Gegenwart, die er die ganze Zeit gespürt hatte, machte sich bemerkbar. Er blickte hoch in die Dunkelheit des Raums und glaubte ein Paar Augen sich öffnen und schließen zu sehen, die dann in der Schwärze verschwanden.
    Zwei Rattensoldaten kamen keuchend angehumpelt. Ihr Fell war von Dreck bedeckt, über ihre Gesichter lief Blut.
    „General, der Tunnel!“
    „Zusammengestürzt“, krächzte die andere Ratte. „Ich weiß nicht, was passiert ist. Es gab ein Geräusch, wie strömendes Wasser, und dann ist die Decke eingestürzt und wir konnten nichts machen. Der Tunneleingang ist völlig verschwunden. Drei sind lebendig begraben worden, als der Einstieg verloren ging.“
    „Sind welche durchgekommen?“, fragte Cortez schnell.
    „Vielleicht die Hälfte, sie könnten auf der anderen Seite in Sicherheit sein, aber alle anderen sind noch innerhalb des Raumes hier.“
    „Mein Sohn?“, fragte Cortez.
    „Er lebt, aber er hat es nicht hindurch geschafft. Er ist hier bei uns. Die Tunnelgräber

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