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Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Titel: Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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dass das Cortez war. Schatten kippte seitlich weg und sah, dass die Ratten sich in das Knochenmeer verzogen, um dort Deckung zu finden und sich langsam zurück zum Tunneleingang vorzuarbeiten. Er stürzte sich hinab und plumpste unter die Oberfläche, die Flügel hielt er zum Schutz vor das Gesicht, als die Knochen gegen ihn schlugen.
    Er öffnete die Augen, hielt still und versuchte, sich zu orientieren.
    Ein Paar Krallen griff in die Gebeine, schob Oberschenkelknochen und Schädel beiseite und versuchte ihn auszugraben. Er kroch weiter und tiefer hinab.
    Vor sich sah er Haare, einen Körper. „He!“, zischte er.
    Es war Caliban.
    „Wir gehen zurück zum Tunnel“, flüsterte die Bulldoggenfledermaus und zog sich vorwärts. Schatten sah, dass sein rechter Flügel übel zugerichtet war. „Es ist unsere einzige Chance. Müssen uns hinaus-graben.“
    „Sie haben meine Mutter!“
    „Schau, dass du zum Tunnel kommst!“, sagte Caliban und wich seinem Blick aus.
    „Wo ist Marina?“
    „Weiß ich nicht.“
    Marina zitterte heftig zwischen den Knochen. Sie starrte auf den Ort, wo noch vor einer Sekunde Ariel gewesen war. Sie hatte gesehen, wie Klauen herabstießen, sich in Ariels Schultern gruben und sie hoch- und wegrissen. Weitere Gebeine klapperten in der Nähe und überall um sich herum sah sie Krallen herabschießen. Sie würde die nächste sein.
    Wo war Schatten?
    Ihre Augen hefteten sich auf einen Oberschenkelknochen mit bösartig zugespitztem Ende. Sie biss die Zähne zusammen und packte ihn mit den Unterarmen. Ein großes Loch wurde plötzlich vor ihr geschaufelt und sie zuckte zurück. Die Kannibalenfledermaus schlug über ihr heftig mit den Flügeln, legte sie dann an, um sich auf sie zu stürzen.
    Gerade noch rechtzeitig schwang Marina den gesplitterten Knochen nach oben und die Dschungelfledermaus spießte sich auf seiner Spitze auf und fiel auf sie drauf. Ihre Kiefer schnappten noch krampfhaft zu, doch Marina zerrte sich los, bevor sich die Zähne in ihren Flügel graben konnten.
    „Wir haben den Tunnel!“
    Die Stimme erklang durch das Knochenfeld hindurch. Es war Cortez, nicht weit von ihr entfernt. Nur noch ein paar Minuten und sie würde ihn erreichen.
    „Wir sind am Tunnel! Rückzug!“
    Aber wo war Schatten?
    Schatten hörte den Rückzugsbefehl von General Cortez und er zögerte, japste nach Luft. Rückzug. Seinen Vater zurücklassen, die Mutter. Und was war mit der Sonne? Hatten sie wenigstens die Sonne gerettet?
    „Rückzug!“, zischte ihm Caliban über die Schulter zu. „Los, Silberflügel, du hast alles getan, was du konntest!“
    Plötzlich war Ishmael neben ihm. „Gehst du?“, fragte er.
    „Nein.“
    „Ich auch nicht. Ich werde meinen Bruder nicht noch einmal im Stich lassen.“
    „Können wir zur Spitze der Pyramide?“
    „Es gibt Spalten in den Steinen, ich kenne sie“, sagte Ishmael. „Auf diese Weise habe ich mein Leben gerettet. Aber wir müssen erst zu der Wendeltreppe kommen.“
    „Du zeigst den Weg, ich sorge dafür, dass wir hinkommen.“
    „Wie?“
    „Klang. Ich mache uns unsichtbar. Frag mich nicht, wie, flieg einfach los.“
    Sie schauten sich in die Augen und brachen durch zur Oberfläche des Knochenmeers, öffneten die Flügel und schlugen heftig mit ihnen.
    Es herrschte immer noch vollkommenes Chaos. Eulen und Fledermäuse trafen in der Luft aufeinander. Lose Federn schwebten in einem dichten Nebel.
    „Halte dich nahe an mich“, sagte er zu Ishmael. Singend hüllte er sie in ein dichtes Gewand von Dunkelheit, in ein schlüpfriges Gewebe aus Klang, das die Echos anderer Fledermäuse abwies. Er und Ishmael waren so gut wie unsichtbar. Es war nicht vollkommen. Töne leckten durch die Säume seiner zerbrechlichen Hülle, aber in dem allgemeinen Chaos reichte es, um fast völlig unbemerkt durch die Luftschlacht hindurchzuwedeln.
    Sie jagten hoch hinauf im Saal und glitten dann so dicht unter der Decke entlang, dass Schattens Flügel den Stein berührten. Kannibalenfledermäuse strömten an ihnen vorbei in den Saal und Schatten sah ein paar Eulen, die sich tapfer den Gang entlangkämpften, der sie in den Dschungel zurückbringen würde. Er hoffte inständig, dass sie es schafften.
    Fast seine ganze Energie war jedoch auf seinen Tarnmantel konzentriert und er hatte kaum Zeit zu atmen.
    „Hier“, sagte Ishmael.
    Sie hatten eine steile Wendeltreppe nach oben erreicht, aber fast augenblicklich wurde ihr Weg von weiteren Kannibalen versperrt, die herabgeströmt

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