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Sonnenkoenig

Sonnenkoenig

Titel: Sonnenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Lifka
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mehrere Stücke
zerbrach.
    Ein weiterer Anruf, eine weitere
Attacke von einem weiteren Gegner. Er bedeckte mit einer Hand die Augen und
massierte mit der anderen seine Nasenwurzel. So stand er geschlagene fünf
Minuten da und die beiden Zeugen dieses Schauspiels spürten, wie es in ihrem
Chef brodelte. Ein Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand.
    Rolozko war es gewohnt, seine
Emotionen unter Kontrolle zu halten. Das mit dem Telefon war ein Rückfall in
längst überwundenes Verhalten. Als er die Hand von seinen Augen nahm, wirkte er
vollkommen ruhig und beherrscht. Er ging lächelnd auf die beiden zu, denen es
angst und bange wurde. Kameradschaftlich legte er einen Arm auf ihre Schultern.
    »Vergessen wir eure heutigen,
nennen wir es, Aussetzer«, säuselte er, nahm die Arme wieder herunter und
inspizierte intensiv die Nägel seiner feingliedrigen Finger der linken Hand.
»Ich habe da etwas für euch, womit ihr beweisen könnt, wie gut ihr tatsächlich
seid.«
    Erleichtert atmeten die beiden
Angesprochenen auf, während Rolozko nun seine rechte Hand musterte und
liebevoll hauchte. »Und wenn ihr das vermasselt, seid ihr am Arsch.«

VII. Das wollte ich doch nicht, wollte ich
nicht
    Carla beugte sich über die Leiche eines Mannes
und starrte wie paralysiert auf ihre blutverschmierten Hände. Auch als Ninus
den Raum betrat, wendete sie den Blick nicht ab. Der Detektiv versuchte sich zu
orientieren, die Situation zu begreifen. Trotz der gebrochenen Augen des
Mannes, die an die Decke starrten, dessen Gesicht schmerzverzogen erkaltet war,
war die Ähnlichkeit nicht zu übersehen. Das musste Carlas Bruder Paul sein.
    Paul lag mit den Füßen auf einer
Holzrampe, die hinauf zur erhöhten Ebene des Zimmers führte, neben dem Toten
ein umgekippter Sportrollstuhl. Um den kahl rasierten Kopf hatte sich eine
Blutlache gebildet. Das rechte Auge war geschwollen und rot unterlaufen. Noch
immer kniete Carla bewegungslos neben ihrem Bruder, nicht einmal ihre
Augenlider zuckten.
    Ninus nahm seine ganze Kraft
zusammen, um sich zu konzentrieren, um jetzt die richtige Entscheidung zu
treffen. Wie bei einem Film im Schnelldurchlauf spulten sich in seinem Kopf die
Bilder der bisherigen Ereignisse ab.

     
    Ninus war Carla in
angemessenem Abstand gefolgt. Sie verließ nicht, wie von ihm erwartet, das
Flughafengebäude, sondern wandte sich nach links in Richtung der Halle B. Sie
bog links ab und ging direkt auf eine Nische zu, hinter der sich Toilettenräume
befanden.
    Bevor Carla die Tür zur
Damentoilette öffnete, schaute sie sich nach allen Seiten um. Ninus gelang es gerade
noch, hinter einer der Aufzugsäulen in Deckung zu gehen. Als er sich wieder
vortraute, sah er sie in der Toilette verschwinden.
    Es dauerte einige Zeit, bis sie
wieder auftauchte. Mehrere Frauen waren zwischenzeitlich hineingegangen und
wieder herausgekommen. Endlich kam auch Carla.
    Jetzt ging es schnurstracks zum
Ausgang, direkt auf die wartenden Taxis zu.
    Ninus musste sich beeilen.
Einerseits musste er Carla im Auge behalten, um zu sehen, ob sie ein Taxi nahm
und für welches sie sich entschied; gleichzeitig musste er zu seiner Ente
spurten, aufschließen, einsteigen, den Motor starten, blinken und losfahren.
    Carla saß in einem Audi 6, der
sich drei Wagen vor Ninus befand und zur Autobahnauffahrt fuhr. Dank der hohen
Benzinpreise, die die Taxifahrer mittlerweile ebenfalls sparsam fahren ließen,
und dem hohen Verkehrsaufkommen auf der A 66 gelang es Hagen bis nach
Wiesbaden hinein, dem Audi zu folgen. Als das Taxi unverhofft hinter dem
Karstadtgebäude in die Fußgängerzone einbog, wurde es kritisch.
    Die Adresse, die Bruno Burow ihm
genannt hatte, war hier auf jeden Fall nicht zu finden. Carla fuhr nicht zu
ihrem Haus. Einen Besuch bei ihm schloss er aus, obwohl das Taxi direkt dort
anhielt, wo sich der Hauseingang zu Hagens Bleibe befand.
    Verwirrt und verunsichert stellte
er seinen Wagen auf einen freien Behinderten-Parkplatz. Das zweite Knöllchen
des Tages war damit ergattert. Na, wenn nicht der Abschleppdienst gerufen wird,
werde ich es verkraften, beruhigte er sich und machte sich zu Fuß auf, die
Neugasse zu durchqueren.
    Carla betrat das Haus gegenüber
seiner Wohnung. Ob sie in dem asiatischen Schnellimbiss, der sich dort im
Parterre befand, etwas essen wollte? Könnte ich ihr empfehlen, dachte Ninus,
große Portionen für kleines Geld. Natürlich kein Gourmettempel.
    Ninus erreichte die Eingangstür,
die sich etwas versetzt neben dem Eingang zum

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