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Sonnenkoenig

Sonnenkoenig

Titel: Sonnenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Lifka
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schlürfte an seinem
Kaffee. »Kommt der Minister hierher?«
    »Müsste gleich da sein. Zusammen
mit seinem Freund.«
    »Dem großen Freund?«
    Rolozko nickte und Petrescu
verschluckte sich.
    Draußen stellte sich ein Mann mit
maßgeschneidertem Anzug, schwarzer Sonnenbrille und Stöpsel im Ohr neben die
Tür. Er sprach etwas in das am Revers befestigte Mikrofon, worauf ein zweiter,
fast identisch aussehender Leibwächter in Begleitung zweier Männer in grauen
Anzügen durch die Hotelhalle geeilt kam. Die grau Gekleideten betraten ohne
anzuklopfen das Hinterzimmer, der zweite Bodyguard baute sich neben seinen
Kollegen vor der Tür auf.
    Sie setzten sich ohne Begrüßung an
den Tisch der beiden Medienmanager. Der ältere der beiden Hereingekommenen
fasste sich an seine goldgerahmte Brille, schob sie zurecht und sagte: »Es gibt
morgen eine Anhörung. Von den Grünen beantragt. Thema: die Geburtstagsfeier für
den Dalai Lama. Muss ich da was wissen?«
    »Heiße Luft, Herr Präsident«,
antwortete Rolozko, wobei das Wort Präsident nicht sehr achtungsvoll klang. Der
zweite grau Gekleidete holte aus seiner Aktentasche ein Dossier heraus und
schaute kurz darauf.
    »Sie wollen Auskunft darüber, wer
die Feier bezahlt hat, wie sie finanziert wurde?«
    »Das wissen Sie doch, Herr
Minister Hoffmann«, schaltete sich jetzt Petrescu ein. »Ihre Agentur hat das Fest
ausgerichtet und finanziert. Immerhin war das nicht der erste Auftrag, den die
Agentur Hoffmann, Dietz und Bell von der Landesregierung oder der CDU erhalten
hat. Wen interessiert es, wem Ihre Agentur dafür die Rechnung schreibt? Solange
es nicht den Steuerzahler belastet.«
    »Erstens, Adrian, ist das nicht
mehr meine Agentur. Du weißt genau, als ich Minister wurde, bin ich dort
ausgestiegen. Zweitens interessiert es jetzt die Grünen. Da können wir nicht
den Kopf in den Sand stecken.« Minister Hoffmann las aus dem Dossier vor: »›Es
müsse geprüft werden, ob die Veranstaltung mit Schwarzgeld bezahlt wurde. Für
die Fraktion der Grünen stellt sich die Frage, wer war überhaupt Organisator
des Empfangs und hat die Entscheidungen über die Durchführung treffen können?
Die Umstände der Finanzierung seien dubios‹. Das wird Wirbel verursachen, liebe
Leute, und da sollten wir die richtigen Antworten parat haben.«
    Der Präsident stand auf. »Bis
heute Abend habe ich ein paar unanfechtbare Erklärungen auf meinem Tisch. Ich
möchte ungern einen Minister verlieren. Werner, du bleibst und klärst das mit
den beiden. Ich muss jetzt weiter. Frau Kanzlerin hat gerufen.« Verschwand aus
dem Raum, sammelte seine Leibwächter ein und verließ das Hotel.
    »Ich denke, ihr seid befreundet«,
wunderte sich Petrescu. »Das klang jetzt ganz so, als würde er dich notfalls
hinhängen.«
    »So ist halt das politische
Geschäft. Besser, ein Minister geht und der Präsident bleibt, als wenn der
Präsident geht, weil damit alle Minister gehen müssten. So, und jetzt erklärt
es mir.«
    Die Erklärung war simpel. Die
Wiesbadener Agentur Hoffmann, Dietz und Bell hat der Firma Great Wonderworld
GmbH, die Hoffmanns Schwiegermutter gehörte, für die Ausrichtung der
Geburtstagsfeier 160.000 Euro in Rechnung gestellt. Die tatsächlichen Kosten
beliefen sich auf etwa 88.000 Euro. Da die Stadt Wiesbaden ein guter Kunde der
Agentur war, hatte diese die Ausrichtung der Feierlichkeiten der Stadt quasi
gespendet. Dafür hatten der zuständige Stadtrat und der Kurdirektor der Agentur
die Miete fürs Kurhaus erlassen.
    Rolozko fasste zusammen: »Gegen
die Spende kann keiner was einwenden, auch die Grünen nicht, von den Rechnungen
weiß niemand. Die Einzigen, die Probleme kriegen könnten, sind der Kurdirektor
und der entsprechende Stadtrat. Für die Herren Minister besteht keinerlei
Gefahr.«
    Hoffmann lehnte sich zufrieden
zurück. Dieser Rolozko war eigentlich nur ein schmieriger, aalglatter Ganove,
der sich selbst für den ungekrönten König hielt. Irgendjemand hatte ihm
gesteckt, Rolozko würde sich selbst als Sonnenkönig bezeichnen. Wie ein
absolutistischer Herrscher hatte er sein gesamtes Firmenimperium auf sich
zugeschnitten. Er festigte seine Macht, indem er seine Vasallen von sich
abhängig machte und Gegner skrupellos vernichtete. Er stand im Mittelpunkt und
hielt die Fäden in der Hand. Wirtschaftsbosse, Politiker, Wissenschaftler und
Künstler umkreisten ihn, gierten nach seiner Gunst und den oft üppigen
finnanziellen Zuwendungen. Er war zudem ein gewiefter und mit allen

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