Sonnenkoenig
Wassern
gewaschener Geschäftsmann. Wie gut er war, hatte Hoffmanns Sparbuch in den
letzten Jahren heftig zu spüren bekommen.
»Nun zu angenehmeren Dingen. Wann
steht denn der nächste Familienausflug an? Meine Frau hätte wieder Lust auf
eine der wunderbaren Mittelmeerfahrten. Außerdem soll ich euch von meiner
Schwiegermutter ausrichten«, Hoffmann unterdrückte nur mühsam ein Grinsen,
»dass für ihre Beratungstätigkeiten noch einige Rechnungen offen stünden.«
Andrej Doran Rolozko zog einen der
Schecks, die er vorher von seinem Assistenten bei FMA und gleichzeitigem
Geschäftsführer von Lake Media bekommen hatte, aus der Tasche. Er zückte seinen
goldenen Füllfederhalter, trug bei Betrag eine 35 mit drei Nullen ein und
reichte den Scheck Hoffmann. »In drei Wochen geht es in Nizza los. Super Jacht,
tolle Route. Zwei Plätze sind noch frei.«
Als zehn Minuten später Hoffmann
und Petrescu ebenfalls gegangen waren, war Rolozko alleine und sehr
nachdenklich zurückgeblieben. Wie ihn all diese schmierigen Handlanger
anekelten. Raffgierig ohne Ende, ängstlich und feige. Vielleicht sollte er sich
wirklich bald zur Ruhe setzen. Immerhin war er jetzt 48 Jahre alt. Es war
an der Zeit, nur noch zu genießen und schließlich die richtige Frau zu finden.
Unter einer richtigen Frau verstand Rolozko ein weibliches Wesen, das seinem
Intellekt gewachsen war, dem er vertraute, das gut aussah, das spitze im Bett
war, das zu ihm halten würde, egal in welcher Situation, und das er natürlich
lieben müsste. Betthasen und Wochenendbeziehungen hatte er genug. Das war auf
die Dauer nicht nur anstrengend, sondern auch total öde. Es hatte bisher nur
eine Frau gegeben, die seinen Ansprüchen genügte.
Im Sommer 1993 wurde
Andrej Doran Rolozko Geschäftsführer der deutschen Tochter der
First-Media-Agency in Wiesbaden, einer der weltweit größten Medienagenturen.
Ein Karrieresprung sondergleichen. Mit 33 Jahren hatte er es geschafft und war
sich sicher, die letzte Stufe auf der Erfolgsleiter noch nicht erreicht zu
haben. Wie ein aufgeblähter Gockel ließ er sich durch die Agenturräume am
Kreuzberger Ring führen. Anschließend fand das erste Treffen der Führungskräfte
statt.
Neben den einzelnen
Abteilungsleitern sollte gleichfalls die Medienplanerin für TV an der Konferenz
teilnehmen. Was Rolozko noch nie wiederfahren war, geschah in dem Moment, als
sie hereinkam. Alle saßen bereits, sämtliche Stühle waren besetzt. Sofort
sprangen zwei Männer auf und boten ihr ihre Plätze an. Mit einer Handbewegung,
begleitet von einem freundlichen und offenen Lächeln, das Rolozko
elektrisierte, lehnte sie die Angebote ab und holte sich selbst einen Stuhl aus
dem Nebenraum. Sie war dunkelblond, schlank, größer als er und sah einfach
umwerfend aus. Mit großer Mühe gelang es ihm, sich auf seine Aufgabe zu
konzentrieren, die ersten Vorschläge zu machen und Anweisungen zu geben. Nach
zwei Stunden saß er noch immer im Konferenzzimmer und versuchte zu ergründen,
was gerade mit ihm geschehen war. Bis zu diesem Zeitpunkt war für ihn die
sogenannte Liebe auf den ersten Blick eine reine Erfindung der Hollywood-Traumfabrik.
Er hatte immer nur milde gelächelt, wenn ihm seine Freunde von unsterblicher
Verliebtheit, von Flugzeugen im Bauch und derlei Gefühlen berichteten und
jetzt – jetzt war genau dies mit ihm geschehen. Der Kopf war wie
ausgeschaltet, er hatte nur noch einen Wunsch: Diese Frau zu erobern.
Sie hieß Carla Burow und Rolozko
hatte keine Chance bei ihr. Alle Anträge, alle Tricks, Beteuerungen und Schwüre
waren vergebens. Carla wollte nicht, ließ sich nicht einfangen. Dabei war sie
die Frau seiner Träume. Drei Monate später lernte Carla seinen besten Freund
und Studienkollegen Johannes Cosian kennen. Er und Rolozko hatten zusammen eine
Firma gegründet, deren Geschäftsführer Johannes war. Carla hatte Probleme mit
ihrem Bruder und Rolozko bot sich an, einen Job für Paul zu finden. Weil Joes
Firma gut lief und einen Fotografen suchte, hatte er das Treffen mit Joe
vermittelt. Die beiden verliebten sich Hals über Kopf ineinander und heirateten
ein Jahr später. Das hatte ihn völlig überrascht und gekränkt. Tief gekränkt.
Es war ein Schlag unter die Gürtellinie. Zum ersten Mal verspürte er das
Verlangen, jemanden zu vernichten. Wenn er Carla nicht haben durfte, Johannes
sollte sie auf keinen Fall behalten. Er erdachte sich einen perfiden Plan, der
nicht nur Cosian ins Verderben riss, sondern ihm ganz
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