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Sonnenkoenig

Sonnenkoenig

Titel: Sonnenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Lifka
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nebenbei ein paar
Millionen aufs Konto spülte. Joes späterer Selbstmord war nur konsequent. Diese
Welt wollte keine Verlierer. Rolozko baute sein Reich, sein Firmenimperium auf;
was bei Johannes perfekt funktioniert hatte, funktionierte weiterhin. Er
verfeinerte seine Methoden, sie wurden noch undurchsichtiger und gerissener.
Fast 12 Jahre später, Carla war nach Cosians Tod in die Zentrale nach London
gewechselt und 2005 zurückgekehrt, traf er sie bei einer Feier im Wiesbadener
Kurhaus wieder. Sie hatte sich verändert, war ihm gegenüber viel
aufgeschlossener, zugänglicher. Rolozko nutzte seine zweite Chance, und es
folgten zwei glückliche Jahre.

     
    Andrej Doran stand
auf. Er drückte den Stummel seines Zigarillos aus, zerquetschte ihn förmlich im
Aschenbecher. Anfang des Jahres hatte sie ihn, ohne ein Wort, ohne Erklärung
verlassen. Er hätte ihr das nie zugetraut. Das war nun nicht mehr zu ändern.
Auf dem Weg zu seinem Wagen überlegte er sich die nächsten Schritte. Für das Problem,
das ihn die letzten Tage beschäftigt hatte, war eine Lösung gefunden. Das
einzig Dumme an der Sache war, dass er den letzten Schritt alleine machen
musste. Bei der Übergabe durfte kein anderer dabei sein. Zu lebensbedrohlich
waren diese Daten, wenn sie in falsche Hände gerieten. Sie waren natürlich
verschlüsselt und die CD mit einem Kopierschutz versehen, aber absolute
Sicherheit gab es im Bereich der Datenverarbeitung nie. Er musste Carla
zurückhaben, er würde sie zurückbekommen. Koste es, was es wolle. Wozu hatten
die meisten Menschen eine Familie. Wurde die Familie bedroht, wurden sie
sentimental, unvorsichtig und berechenbar.

II. Eine Musikmaschine

     
    Direkt nach dem alles andere als angenehmen
Gespräch mit Beppo hatte Ninus sich von einem Taxi ins Walkmühltal chauffieren
lassen, hatte seine gut durchgelüftete Ente bestiegen und sich direkt in den
Rheingau aufgemacht. Er fuhr am Rhein entlang Richtung Eltville. Die
Einkaufstüten waren nur ein Vorwand. Das war ihm bewusst. Doch ein Vorwand
wofür? Wollte er sie einfach nur wiedersehen? Wollte er sich erkundigen, wie es
ihr ginge? Wollte er sie fragen, warum sie gestern Morgen mir nichts, dir
nichts das Weite gesucht hatte? Wollte er ihr direkt auf den Kopf zusagen, er
sei überzeugt davon, sie habe ihren Bruder getötet und sie müsse jetzt zur
Polizei oder er würde das tun? Von allem etwas. Er probierte auf der Fahrt die
verschiedenen Varianten aus, wie er es sagen würde, in welchem Tonfall, mit
welchen Worten. Theoretisch kein Problem. Wenn er dann vor ihr stehen würde,
sie ihn mit ihren treuen Rehaugen anschauen würde … Ninus, sei ein Mann, sprach
er sich Mut zu. Das war ja gerade das Problem. Wenn Carla männlich wäre oder
potthässlich und unsympathisch, wäre er ganz der smarte Detektiv, der alles im
Griff hatte. Tja, wenn. Allerdings war ihm Carla in weiblicher Gestalt doch
lieber.
    Ninus
schlängelte sich durch die engen Straßen Erbachs und bog am Marktplatz in die
Rheingasse ein. Haus Nummer sechs befand sich fast am anderen Ende. Er atmete
tief durch, stieg aus. Eine kleine Klingel, ein verwaschenes Namensschild an
der Wand. Er drückte und hörte den Dreifachgong im Haus. Er drückte nochmals.
Irgendwie erinnerte ihn die Situation an gestern. Es schien momentan sein
Schicksal zu sein, Frauen herausklingeln zu wollen, die nicht zu Hause waren.
Er drückte wieder auf den Knopf. Nur sicherheitshalber. Als sich endgültig
nichts tat, warf er die Tüten auf den Rücksitz seiner Ente, stieg ein und fuhr
zurück nach Wiesbaden.
     
    Als Ninus am nächsten Morgen erwachte, war es
bereits 10 Uhr, sein Kopf brummte und hatte das Gewicht eines Elefanten. Er
schälte sich langsam und vorsichtig aus dem Bett, schleppte sich zur Dusche. Da
er nichts anhatte, musste er nichts ausziehen. In der Kabine drehte er den
Kaltwasserhahn auf. Am liebsten wäre er sofort wieder rausgesprungen. Er
überwand sich, blieb einfach regungslos stehen. Irgendwann hörte das Wasser auf
zu schmerzen. Er zitterte wie Espenlaub und schwor sich, nie wieder einen
einzigen Schluck Alkohol zu trinken. Vor allem keinen Selbstgebrannten von
Alejandro. Einerseits, sagte er sich, muss man manchmal hart gegen sich selbst
sein, seinen Schmerz und Frust ersäufen, andererseits hatte auch alles seine
Grenzen. Fluchtartig verließ er die Duschkabine. Natürlich war wieder kein Handtuch
in Griffnähe. Raus, ins andere Zimmer. Frierend und Wasserspuren hinterlassend,
wühlte er im

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