Sonnenkoenig
Dienstliches und Privates nicht trennen.«
»Ninus, Ninus, was mache ich nur
mit dir? Weißt du, es geschehen momentan merkwürdige Dinge hier in Wiesbaden
und irgendwie gibt es da immer eine Verbindung zu dir. Gestern Abend wurde ein
Mann tot aufgefunden. Weißt du, wo? Genau gegenüber deiner Wohnung!«
Ninus versuchte, erstaunt zu
wirken.
»Wir haben einen anonymen Anruf
erhalten. Weißt du, woher er kam? Von einem Mobiltelefon im Bereich der
Neugasse. Eine detailliertere Zurückverfolgung war leider nicht möglich.«
Ninus seufzte innerlich
erleichtert auf.
»Und heute finden wir eine Leiche.
Als wir uns die Wohnung des Opfers anschauen, wer wühlt da in den Regalen rum?
So viele Zufälle?«
»Beppo, ich versichere dir, es
sind wirklich nur Zufälle. Vielleicht etwas andersgeartet, als du momentan
vermutest, dennoch Zufälle. Ich kann dir heute noch nicht alles sagen. Ich
tappe selbst noch im Dunkeln. Ich verspreche dir, wenn ich etwas mehr Klarheit
habe, bist du der Erste, der es erfährt.«
Winfried Wanninger steckte sich
eine weitere Zigarette an und blies den Rauch gegen die Decke. »Okay. Unter
einer Bedingung. Ich will mit Lena reden. Du kannst ihr gleich sagen, mit dem
Firlefanz von wegen Informantenschutz und Verschwiegenheitsgedöns braucht sie
erst gar nicht anfangen. Entweder wir drei arbeiten zusammen, volles
gegenseitiges Vertrauen und jeweilige Absprache, welche Informationen offiziell
und welche inoffiziell sind oder … wie schmeckt dir eigentlich mein Kaffee?
Eine ganz neue Mischung. Habe ich in einem Eine-Welt-Laden aufgetrieben.«
Hagens Anspannung ließ nach. Wenn
sein Freund begann, von seinem Lieblingsthema, Kaffee und Kaffeekochen, zu
schwatzen, wusste er, dass ihre Freundschaft nicht gelitten hatte. »Vorzüglich.
Ich glaube, das hier ist das einzige Kommissariat Deutschlands, was sage ich,
die einzige Behörde, in der es immer guten, sehr guten Kaffee gibt. Deshalb
komme ich doch gerne hierher.« Ninus grinste. »Wenn es sein muss, lass ich mich
extra dafür verhaften.«
3. Kapitel
I. Für die herren Minister besteht
keinerlei gefahr
»Spiegeleier mit
Erbsen, fettige rote Würstchen und das zum Frühstück.« Adrian Petrescu verzog
angewidert das Gesicht.
»Das beste englische Frühstück im
Rhein-Main-Gebiet. Frühstücke wie ein König, wie meine Großmutter, Gott hab sie
selig, immer sagte.« Andrej Doran Rolozko brach ein Stück des zartbraun
getoasteten Brotes ab und stippte es in das zerlaufene Eigelb. Genussvoll schob
er es in den Mund und kaute mit seinen strahlend weißen, perfekten Zähnen
darauf herum. Mit der Gabel versuchte er, die letzten widerspenstigen Erbsen
aufzuspießen. Der alleinige Geschäftsführer der Wiesbadener First-Media-Agency
und sein Assistent saßen in einem plüschbeladenen Hinterzimmer des
Steigenberger-Hotels in Bad Homburg. Gesättigt und zufrieden schob Rolozko den
Teller zur Seite, trank einen Schluck kühlen Champagner und steckte sich eines
dieser langen, krumm gezwirbelten Zigarillos an. Er musterte Petrescu
unverhohlen. »Und?«
»Ich denke, wir sollten Kordula
enger bewachen. Nur das Telefon abhören reicht meiner Meinung nach nicht.«
»Schon erledigt.«
Irritiert blickte Petrescu sein
Gegenüber an.
»Was heißt erledigt?«
»Genau das, was das Wort bedeutet.
Verräter werden erledigt. Da gibt es kein Zögern und Zaudern«, antwortete
Rolozko mit völlig unbekümmerter Miene, lediglich die Augen versprühten
tödliches Gift. Fast gelangweilt fuhr er fort.
»Hat dir diese Schnepfe vor ihrem
Abgang noch irgendwas erzählt? Es wurde nichts gefunden. Bist du dir sicher,
dass das der erste Kontakt mit diesem Rotschopf war?«
»Ich habe dir alles erzählt. Ich
kann dir das Band gerne vorspielen.«
Rolozko machte nur eine
wegwerfende Handbewegung. »Journalistinnen sind unberechenbar. Wir sollten sie
im Auge behalten.«
»Bereits veranlasst«, antwortete
Petrescu, dem es dabei eiskalt den Rücken hinunterlief.
Um schnell von diesem Thema
abzulenken, zog er aus der Innentasche der Anzugsjacke ein Bündel Barschecks
hervor. »Wie immer. Blanko unterschrieben. Zehn auf Camcos, zehn auf Lake
Media.«
Rolozko steckte sie achtlos in
die rechte Außentasche und zog aus der linken ein ähnliches Bündel, das er
seinem Assistenten reichte. Er schmunzelte. »Zehn auf Sherlock Communication.
Wie immer. Nächste Woche brauch ich wieder Bares. Der eine oder andere
Abgeordnete hat was gegen Schecks. 50 dürften reichen.«
Petrescu
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