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Sonnenkoenig

Sonnenkoenig

Titel: Sonnenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Lifka
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nämlich im Dienst, und
zweitens sollten Sie Gott nicht verfluchen, sondern ihm danken. Danken, dass
Sie überhaupt noch fluchen können.«
    Carla sah ihn mit großen,
fragenden Augen an.
    »Na, sehen Sie doch einfach hinter
sich.«
    Carla drehte sich zur Wand hinter
ihr um. Genau in Augenhöhe befand sich ein Loch in der Blümchentapete.
    »Die Kugel ist in dem Moment dort
eingeschlagen, als Ninus Sie zur Seite gerissen hat. Eine Sache von hundertstel
Sekunden, würde ich sagen.« Carla fiel in Ohnmacht und rutschte erneut unter
den Tisch.
    Als sie wieder zu sich kam, lag
sie in einem Krankenbett. Mehrere Kabel gingen von ihrem Körper zu einer
Maschine, an der verschiedene Lämpchen leuchteten, einige blinkten nervös. Sie
hörte in sich hinein, bewegte vorsichtig Arme und Beine, den Kopf. Alles schien
in Ordnung zu sein, bis auf die Schmerzen in der Hand und im Gesicht. Die waren
ihr mittlerweile allerdings vertraut. Ansonsten fühlte sie sich gut. Sie hatte
Durst.Über ihr hing an einem Kabel der Knopf, mit dem sie die Krankenschwester
rufen konnte. Sie drückte ihn und kurze Zeit später kam eine asiatisch
aussehende Krankenschwester herein.
    »Wie geht es Ihnen, Frau Cosian?«
    »Danke, gut. Könnte ich etwas zu
trinken haben?«
    »Klar.« Die Krankenschwester griff
nach einer Wasserflasche, die neben dem Bett stand und füllte einen
Plastikbecher.
    »Kein Kamillentee?«, versuchte Carla
zu scherzen.
    »Wenn Sie wollen.«
    »Nein, nein. Bloß nicht. Kann ich
aufstehen?«
    »Warten Sie noch ein paar Minuten.
Der Arzt schaut gleich nach Ihnen. Wir haben Sie nur etwas unter Beobachtung
gestellt«, sagte die Schwester und blinzelte dabei. Carla kapierte nicht, was
das sollte. Vielleicht war ihr irgendetwas entgangen?
    Was ihr entgangen war, stellte sie
eine Viertelstunde später fest. Nachdem der Arzt sie nochmals untersucht und
sein Okay zum Aufstehen gegeben hatte. Sie zog das hinten offene Krankenhemd
aus. Ihre Kleider lagen sorgfältig zusammengelegt auf einem Stuhl. Langsam
kleidete sie sich an. Meine Handtasche? Sie blickte sich um. Vielleicht liegt
die noch im Eiscafé? Ich werde die Schwester fragen. Sie schloss die letzten
unteren Knöpfe ihrer Bluse und verließ das Zimmer. Sie wollte sich nach dem
Schwesternzimmer umschauen, als sich ein uniformierter Polizist vor ihr
aufbaute. »Entschuldigen Sie. Sie dürfen hier nicht weg.«
    »Nicht weg? Warum?«
    »Weil Hauptkommissar Wanninger Sie
vorläufig festgenommen hat.«
    Das schlug dem Fass doch den
Boden aus, dieser hinterhältige Hamburger Hänfling, dachte Carla. Würde sie
sich nicht so matt fühlen und keine Schmerzen haben, wäre sie wie ein Irrwisch
aufgebraust, hätte dem Kerl die Meinung gegeigt. Ihm wäre Hören und Sehen
vergangen. Stattdessen hob sie resigniert die Schultern und setzte sich brav
auf einen der Stühle, die im Flur standen. Der Polizist nahm rechts von ihr
Platz. Carla schlug die Beine übereinander und wippte mit dem Fuß. Natürlich
entging ihr nicht, wie der Beamte sie begutachtete. Versteckt zwar, dennoch
spürte sie es. Wenigstens saß er rechts von ihr. Meine andere Gesichtshälfte
würde ihn sicherlich nicht begeistern. Plötzlich schlug ihre Stimmung um. Was
mache ich hier eigentlich für eine Scheiße? Mache mir Gedanken über mein
Aussehen, versuche, die coole Dame zu spielen und bin nichts anderes als ein
Monster, das den Tod mehrerer Menschen zu verantworten hat. Wäre in diesem
Moment nicht Wanninger um die Ecke gebogen, Carla hätte nicht gewusst, was sie
gemacht hätte.
    »Hallo, Frau Cosian. Schön, Sie
wieder wohlauf vorzufinden.«
    »Lassen Sie Ihre Sprüche ruhig
stecken, Sie hinterlistiger Fuchs.«
    »Oh, das trifft mich jetzt hart.
Habe ich das verdient?«
    »Sind Sie wieder privat unterwegs,
nach dem Motto Krankenbesuch bei einer Freundin eines Freundes? Oder sollten
Sie doch im Dienst sein?«
    »Immer im Dienst, gnädige Frau. Im
Dienste der Gerechtigkeit und der Wahrheit. Wobei wir Letzteres noch
aufzuarbeiten haben, oder sind Sie da nicht meiner Meinung?«
    »Sie meinen, wenn Sie mich
verhaften, erfahren Sie mehr?«
    »Vorläufige Festnahme, keine
Verhaftung, möchte ich betonen. Wollen wir das wirklich hier im Flur
besprechen? Was halten Sie davon, wenn Sie mich aufs Kommissariat begleiten,
ich koche uns einen guten Kaffee. Ich habe da nämlich eine neue Sorte entdeckt,
die wird Ihnen munden, da bin ich mir sicher. Dabei können wir uns ganz
gemütlich über die eine oder andere Wahrheit

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