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Sonnenkoenig

Sonnenkoenig

Titel: Sonnenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Lifka
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Ninus
stieg voll in die Bremsen und schleuderte an der Unfallstelle vorbei. Im
Rückspiegel sah er, wie Carlas Wagen abhob, sich mehrmals überschlug und auf
die Straße krachte. Auf dem Dach liegend schrammte er Richtung
Mittelleitplanke, donnerte dagegen und rutschte zurück auf die Fahrbahn.
Dahinter schleuderten mit quietschenden und rauchenden Reifen andere Fahrzeuge
kreuz und quer über den Asphalt. Es kam zu keinem weiteren Unfall – nur zu
einem Stau auf der Route 66.

     

6. Kapitel

I.
And in the end,
the love you take
    Ninus in seinem
Kellerloch. Ringos berühmtes Solo. Einfach und genial. Ninus trommelte
synchron. Die einfache
Bassdrum, die trockenen Schläge, der Wirbel …
    ›And in the end / The love you take / Is equal to the love you make.‹
    Als das Lied ausklang, begann
Ninus einen Trommelwirbel auf dem Snare, leise und langsam. Sich allmählich in
Geschwindigkeit und Lautstärke steigernd, verbreitete er sich über die anderen
Felle, schneller und schneller, und fand seinen Schluss in einem infernalischen
Crash über allen Becken.
    War es wirklich erst zwei Tage
her?

     
    Paralysiert sprang
Ninus aus dem Vectra, rannte wie in Nebel gehüllt zurück. Carlas Wagen lag
völlig verbeult und zerdrückt auf dem Dach, gespenstisch von den vielen
Scheinwerfern der umstehenden Autos beleuchtet. Das linke Hinterrad drehte sich
noch immer. Die Fahrertür war aufgesprungen, ein Körper hing halb heraus. Blut
tropfte auf die Straße und bildete eine kleine Pfütze. Ninus bückte sich,
schaute in das Gesicht des Verletzten. Trotz aller Aufregung und Verwirrtheit erkannte
er ihn. Der Fahrer mit der Kapuze war derselbe Typ, mit dem Ninus auf dem
Weingut gekämpft hatte. Warum und weshalb der jetzt in diesem Wagen gesessen
hatte, interessierte Ninus keine Bohne, ebenso wenig wie sein Zustand. Er
hastete zur Beifahrerseite. Die Scheibe war herausgeflogen. Ninus streckte den
Kopf hinein und blickte in den Fond. Alles andere hatte er erwartet, aber nicht
das: Die Rücksitze waren leer! Außer dem Fahrer hatte sich niemand im Wagen
befunden. Im ersten Glücksmoment wollte er losjubeln, wollte herausschreien:
Sie leben noch! Sofort wurde ihm klar, das musste überhaupt nicht stimmen. Wo
waren die beiden? Wo war Rolozko? Konsterniert stellte er fest, dass sie die
ganze Zeit dem falschen Wagen gefolgt waren. Sauber ausgetrickst. Mit
schwirrendem Kopf und unfassbaren Gedanken ging er zurück zum Opel. Graf saß
immer noch auf seinem Platz, zitterte am ganzen Körper, war leichenblass und
versuchte, das Autotelefon zu bedienen. Es rutschte ihm immer wieder aus den
Händen. Ninus setzte sich hinter das Steuer, drehte schnell eine Zigarette,
zündete sie an, inhalierte mehrmals tief und startete den Wagen. Plötzlich riss
Max Graf die Beifahrertür auf, stieg wortlos aus und begab sich an den
Straßenrand. Ninus fuhr los. Im Rückspiegel sah er, wie Graf sich über die
Leitplanke beugte und übergab.
    Hagen wäre gerne schneller
gefahren, aber er stand unter Schock und musste höllisch aufpassen, seine
Gedanken nicht abdriften zu lassen, den Wagen auf der Straße zu halten. Er
hatte nur ein Ziel. Zurück zu Rolozkos Villa. Waren sie noch dort? Sehr
unwahrscheinlich. Vielleicht fand er eine Spur, einen Hinweis. Was sollte er
sonst unternehmen? In seine Gedanken hinein klingelte das Autotelefon. Zuerst
wollte er es ignorieren. Schließlich meldete er sich doch.
    »Helfrich hier. Sind Graf oder
Wanninger in der Nähe?«
    Helfrich, Helfrich? Wer war das
denn? Richtig, der Techniker.
    »Hier ist Hagen. Ich suche
Wanninger. Hat er sich bei Ihnen gemeldet?«
    »Nein, immer noch nicht. Ich
wollte fragen, ob ich nach Hause gehen kann oder ob das heute noch was wird mit
dem GPS-Sender. Es ist schließlich sehr spät.«
    »Mit welchem Sender?«, fragte
Ninus zurück.
    »Na, das Teil, das wir in die
CD-Hülle eingebaut haben. Wanninger hat ausdrücklich angeordnet, erst Peilung
aufzunehmen, wenn er mir das Okay dazu gibt.«
    Langsam dämmerte Ninus, was Beppo
geplant hatte. Plötzlich war er wieder völlig klar, denn das bedeutete doch,
der Sender steckte womöglich noch immer in der Hülle.
    »Sofort anfangen«, schrie Ninus
ins Mikrofon.
    »Ich weiß nicht, der
Hauptkommissar hat ausdrücklich …«
    »Quatschen Sie nicht rum, Mann. Es
geht um Leben und Tod. Ich glaube, Wanninger befindet sich in höchster Gefahr.
Schalten Sie das Ding sofort ein!«
    »Na, hören Sie …«
    »Sorry, Herr Helfrich. Ich mache
mir große Sorgen um

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